Weltcup-Finale
Jessica von Bredow-Werndl und Dalera tanzen zum Sieg
Leipzig – Jessica von Bredow-Werndl und ihre 15 Jahre alte Trakehnerstute Dalera BB haben abgeliefert. Das Leipziger Publikum wollte die beiden schon auf der Schlusslinie feiern, vorsichtig wurde mitgeklatscht, denn die Leistung der beiden war heute mit Abstand die beste. Nach der Grußaufstellung gab es dann kein Halten mehr. Mit andauerndem Applaus wurde die bayerische Reiterin aus der Halle geleitet.
Jessica von Bredow-Werndl und Dalera tanzten wieder einmal zu ihrer bekannten Kür mit der Musik von La La Land, die Jessica von Bredow-Werndl schon vor sieben Jahren auf einem Flug nach Omaha für ihre damals achtjährige Dalera auserkoren hatte. Traversalen, Pirouetten, Passage, Piaffe, Fliegende Wechsel – wie kann Reiten so leicht aussehen, so spielerisch? Dalera ging leichtfüßig durch das Viereck, ja elegant. Die Hilfengebung von Jessica von Bredow-Werndl war nahezu unsichtbar. Reiterin und Pferd verschmolzen in der Kür zu einer Einheit.
„Noch besser als in Tokio"
90,836 Prozent lautete ihr heutiges Ergebnis, damit kratzten die beiden an ihrer persönlichen Bestleistung bei den Olympischen Spielen in Tokio (91,732 Prozent) als sie sich die Goldmedaille sicherten. „Sie hat sich noch besser angefühlt als in Tokio“, freute sich Jessica von Bredow-Werndl nach ihrem Erfolg. Der heutige Start sei besonders emotional gewesen, weil es vorerst der letzte war. Jessica von Bredow-Werndl erwartet im August ihr zweites Kind, die nächsten fünf, sechs Monate wird sie Dalera somit nicht international vorstellen, aber weiterhin zu Hause reiten.
„Dalera ist so ein besonderes Pferd. Es ist so schwer zu erklären, was sie mir bedeutet. Sie gibt mir so viel, sie verbessert sich noch immer und das ist einfach nicht normal. In den kommenden Monaten werden wir kein Turnier gehen. Aber wir werden zurückkehren“, sagte Jessica von Bredow-Werndl. Für die 36-Jährige ist es der erste Sieg in einem Weltcup-Finale. Mit dem Hengst Unée BB hatte sie zuvor schon drei Mal Platz drei beim Weltcup-Finale belegt. „Es ist wie ein Märchen und ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist“, sagte von Bredow-Werndl. „Ich bin einfach nur unendlich dankbar dafür, dankbar für Dalera und für all die Menschen, die mich auf diesem Weg begleiten.“ Der heutige Erfolg reiht sich an eine lange Siegesserie im Jahr 2021. Im vergangenen Jahr gewann sie Doppelgold bei den Olympischen Spielen sowie Dreifachgold bei den Europameisterschaften und bei den Deutschen Meisterschaften. Es ist mehr als ein Lauf, es ist ein Höhenflug.
Cathrin Dufour auf Platz zwei
Auf dem zweiten Platz sahen die Richter die Dänin Cathrin Dufour mit ihrem Westfalen Vamos Amigos von Vitalis. Der zehnjährige Westfale war „an“, könnte man sagen. Cathrin Dufour sagte: „Er war kurz davor zu explodieren, aber er ist nicht explodiert und das macht mich unfassbar stolz. Er hat sich für mich zusammen gerissen. Mein zweiter Platz heute fühlt sich wie ein Sieg an.“ Die beiden erreichten ein Ergebnis von 86,164 Prozent. Wobei sich die Richter nicht vollkommen einig waren, die Noten schwankten zwischen 82,05 Prozent und 89,525 Prozent. Auch Vamos Amigos schwankte etwas: in den Piaffen fehlt es dem erst zehnjährigen Pferd noch an Balance. Seine Kür war aber durchaus geprägt von seinen Stärken, dem guten Schritt zum Beispiel oder der anspruchsvollen Galopptour. „Wir haben uns entwickelt, aber wir haben auch noch einen Weg vor uns“, stellte Cathrin Dufour fest, die übrigens mit einer kleinen ukrainischen Schleife am Revers ritt. „Um ein wenig Unterstützung zu symbolisieren für die Menschen, die vom Krieg betroffen sind“, betonte sie.
Zum Abschied: Platz drei für Isabell Werth und Weihegold OLD
Cathrin Dufour und ihr Nachwuchspferd Vamos Amigos verwiesen Isabell Werth und Weihegold OLD bei ihrem letzten gemeinsamen Auftritt knapp auf den dritten Platz. Zu ihrer bekannten Kür mit Klängen der Schlager „Tanze Samba mit mir“ und „Il Mondo“ tanzten die beiden ein letztes Mal. Es war ein emotionaler Ritt für Isabell Werth. Besonders die letzte Schlusslinie ließ die so erfahrene und erfolgreiche Reiterin schlucken. Ein Pferd wie Weihegold, das einem so viele besondere Sportmomente schenkt, rührt zu Tränen. Reiterin und Zuschauer, die die Stute nach der letzten Grußaufstellung mit Standing Ovations aus der Halle geleiteten.
„Sie hat mich nie im Stich gelassen“, schaut Isabell Werth auf die gemeinsame Zeit mit ihrer Weihegold OLD zurück. Die Erfolgsliste der beiden ist lang, geprägt von Beständigkeit und Titeln. Nach sechseinhalb gemeinsamen Jahren im Spitzensport geht die Oldenburger Stute in Rente. Tschüss Weihegold!
Zurück zum Sport: Für die beiden lautete das Endergebnis 85,921 Prozent. Ein letztes Mal zauberte Weihegold heute ihre unvergesslichen Piaffen und Passagen in das Dressurviereck, Lektionen für die die Richter ihr heute Noten jenseits der 8,0 gaben. Es war eine gute Vorstellung, ein würdiger Abschied für die 15 Jahre alte Stute aus dem Topsport, den sie so lange mitgeprägt hat.
Helen Langehanenberg und ihre Mausi auf Platz sechs
Die dritte deutsche Teilnehmerin des Weltcup-Finales, Helen Langehanenberg, konnte sich zwar nicht auf dem Podium feiern lassen, aber mit ihrer Stute Annabelle überaus zufrieden sein. Sie beendeten die Prüfung mit 78,839 Prozent auf dem sechsten Platz. Lediglich den beiden aufstrebenden Däninnen, Carina Cassøe Krüth mit ihrer eleganten Stute Heiline's Danciera sowie Nanna Skodborg Merrald mit Atterupgaards Orthilia, mussten sie noch den Vortritt lassen. Das liegt auch daran, dass Annabelle in der Galopptour ihre stürmische Seite zeigte: „Ich bin unfassbar stolz auf Annabelle. Sie hat mir das allerbeste Gefühl gegeben. Das hat mich dazu verleitet, ein bisschen viel zu riskieren, was uns dann Fehler eingebracht hat“, berichtete Langehanenberg nach der Prüfung. Das war für sie jedoch kein Grund, sich zu ärgern: „Ich bereue nichts. Annabelle ist so toll. Und wenn man hier beim Weltcup-Finale nichts riskiert, wo macht man es dann?“
Tschüss Weihegold!
„Sie hat mich nie im Stich gelassen“, schaut Isabell Werth auf die gemeinsame Zeit mit ihrer Weihegold OLD zurück. Die Erfolgsliste der beiden ist lang, geprägt von Beständigkeit und Titeln. Nach sechseinhalb gemeinsamen Jahren im Spitzensport geht die Oldenburger Stute in Rente.
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