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Tschüss Weihegold!

„Sie hat mich nie im Stich gelassen“, schaut Isabell Werth auf die gemeinsame Zeit mit ihrer Weihegold OLD zurück. Die Erfolgsliste der beiden ist lang, geprägt von Beständigkeit und Titeln. Nach sechseinhalb gemeinsamen Jahren im Spitzensport geht die Oldenburger Stute in Rente.

Tschüss Weihegold! Das Leipziger Publikum verabschiedete die Stute mit Standing Ovations.

Weihegold bei einem Fototermin 2016.
Leipzig – Ein Pferd mit unglaublichem Talent für Piaffe und Passage, mit einer ihresgleichen suchenden Leistungsbereitschaft und dabei tiefenentspannt im Umgang – das ist Weihegold. Ein Weltpferd zum Anfassen, gar zum Abstützen, wie Isabell Werth 2016 auf einem Termin mit Reiter Revue bewiesen hat. Nun endet die gemeinsame Zeit: „Ich schaue mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf unseren Abschied. Es hat alles seine Zeit. Wir hatten fantastische Jahre, nun geht sie in den verdienten Ruhestand. Ich bin froh sie hier und in so guter Verfassung verabschieden zu können“, sagte Isabell Werth am Vormittag vor Weihegold Abschied, da war sie noch gefasst. Am Abend flossen die Tränen, die Stimme stockte bei der Verabschiedung „ihrer" Weihe, im Stall liebevoll auch Uschi genannt. Die Verabschiedung fang im Anschluss an die Weltcup-Kür statt. Weihegold kam mit einer schwarzen Decke, die mit einem großen "Danke Weihegold"-Schriftzug verziert war, in die volle Halle.

Weihegold bei einem Fototermin 2016.

Drei Mal gewann Weihegold das Weltcup-Finale

„Die Stute ist an Zuverlässigkeit, Sportlichkeit und Kontinuität nicht zu schlagen. 50 Mal ist die Rappstute von Rappstute Don Schufro-Sandro Hit im Grand Prix über 80 Prozent gekommen. Die Runden, in denen wir über all die Jahre mal Fehler hatten, kann ich an einer Hand abzählen", bedankt sich Isabell Werth bei der 17 Jahre alten Oldenburger Stute. Die gemeinsame Erfolgsliste ist lang: 2017, 2018 und 2019 konnten die beiden das Weltcup-Finale gewinnen, heute beendeten sie das Finale auf Platz drei!

Isabell Werth mit Weihegold nach ihrem Sieg 2018.

Zig Titel bei Championaten

Bei den Europameisterschaften in Hagen a.T.W. 2021 gewann sie Gold mit der Mannschaft, Silber im Einzel. 2017 holten die beiden das Triple bei den Europameisterschaften in Göteborg, außerdem gehörten sie 2016 zum siegreichen Team bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und sicherten sich Silber in der Einzelwertung. 2016 war übrigens ihr erstes gemeinsames Jahr im internationalen Sport!

Sechseinhalb Jahre haben Isabell Werth und Weihegold auf dem internationalen Parkett getanzt, heute endet die gemeinsame Geschichte und Weihegold geht zurück in den Stall ihrer Entdeckerin und Besitzerin Christine Arns-Krogmann. Dort soll sie als Zuchtstute ihren Ruhestand genießen. Zwölf Fohlen, teils durch Embryotransfer, hat Weihegold schon. Weihegold OLD stammt aus der Zucht von Inge Bastian und war schon in jungen Jahren ein bekanntes Pferd.

So kam Weihegold in den Sport

2009 und 2010 stellte Kira Wulferding Weihegold in Jungpferdeprüfungen vor, dreijährig beendete sie das Bundeschampionat als Dritte, war Stutenchampioness in Oldenburg. Das sind die Anfänge einer langen Erfolgsgeschichte, die Weihegold 2012 in den Stall von Isabell Werth führte. Zunächst ritt Beatrice Buchwald Weihegold. Unter ihr war Weihegold Finalistin bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde, gewann den Nürnberger Burg-Pokal sowie den Louisdor-Preis. 2016 übernahm Isabell Werth selbst Weihegolds Zügel.

Vielfache Mutter und Großmutter erfolgreicher Nachkommen

Die 17 Jahre alte Stute ist zudem via Embryo-Transfer bereits Mutter und Großmutter von zahlreichen Fohlen die wiederum sportlich und züchterisch erfolgreich sind. Ihr Sohn Total Hope OLD (von Totilas) gewann jüngst das Finale des Louisdor-Preises für Nachwuchs-Grand-Prix-Pferde. Stets war Weihegold während ihrer sportlichen Laufbahn auch im Zuchteinsatz. Diese Kombination bedurfte eines besonders guten Managements. Immer wieder erhielt die Stute lange Pausen zwischen den großen Turnieren und Championaten, ging auf die Weide und wurde „spazieren geritten“.

Rechtzeitig nahm Isabell Werth das Training dann wieder auf, um die Stute jedes Mal zum richtigen Zeitpunkt topfit im Dressurviereck präsentieren zu können. Bei jedem Championat war Weihegold auf den Punkt wieder voll da. Die große Stärke der Stute war auch immer ihre Gelassenheit. Selbst unter den lautesten Jubelstürmen und tosendem Applaus blieb sie cool, ließ sich beklatschen, klopfen und streicheln. Sie strahlte stets eine innere Ruhe aus, wo manch anderes Pferd sich aufregte oder ablenken ließ.

Viele sagten Tschüss

Mit einer Ehrenrunde verabschiedete Isabell Werth Weihegold aus dem Sport. Das Leipziger Publikum honorierte sie mit Standing Ovations. Aber auch zahlreiche langjährige Begleiter kamen, um sich zu verabschieden. Allen voran ihre Pflegerin Steffi Wiegard, das Bundestrainer-Duo Monica Theodorescu und Jonny Hilberath sowie Klaus Roeser, Vorsitzender des Dressur-Ausschusses, und Madeleine Winter-Schulze. Natürlich waren auch Weihegolds Besitzer dabei, das Ehepaar Arns-Krogmann aus Lohne.

Bei ihnen wird die Stute von nun an ihren Ruhestand verbringen. Normalerweise behält Isabell Werth ihre ehemaligen Sportpferde in Rheinberg. Dort gibt es inzwischen eine richtige „Renter-Band“ um den jetzt 28-jährigen Satchmo. Eine zweite Gruppe rund um die Oldies Whisper, El Santo, Der Stern und First Class führt Don Johnson an. „Es freut mich, dass sie so lange leben und ihre Rente genießen können. Das zeigt, dass der Sport nicht das Leben der Pferde verkürzt, sondern eher verlängert“, sagt Isabell Werth.