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Im Interview: Monica Theodorescu

„Ein Umdenken findet statt“

Monica Theodorescu beobachtet auch im internationalen Dressursport ein Umdenken. Es werde viel diskutiert und erste Veränderungen gebe es bereits, sagt die Bundestrainerin der deutschen Dressurreiter nach dem Weltcup-Finale in Riad.

Monica Theodorescu, Bundestrainerin der deutschen Dressurreiter.

Frau Theodorescu war es ein gutes Weltcup-Finale?

Die Titelverteidigerin war nicht da. Charlotte Fry hatte Pech. Everdale blutete deutlich. Er hatte eine kleine, blutende Stelle oberhalb des Schneidezahns. Es war Pech, denn es hatte nichts mit dem Reiten zu tun. Da kommt keine Kandare hin. Nach den negativen Schlagzeilen konnte man in Riad beobachten, dass Charlotte Fry sich diese zu Herzen genommen hat. So hat sie beim Abreiten mehr und häufiger übergestrichen und längere Schrittpausen gemacht. Das ist nur ein Beispiel. Und zur Frage zurück: Insgesamt war es ein gutes Finale. Die deutschen Reiter haben gute Leistungen gezeigt.

Patrik Kittel hat gewonnen.

Die Entscheidung war sehr, sehr eng. Die besten drei Paare lagen sehr dicht beieinander. Ich habe Patrik Kittels Kür mit Touchdown nur in Ausschnitten gesehen. Nanna Skodborg Merrald und Blue Hors Don Olymbrio habe ich gar nicht gesehen. Isabell Werth musste Quantaz sehr unterstützen. Es war knapp. Die Richter hatten unterschiedliche Sieger. Patrik Kittel hat das Glück gehabt, knapp vorne zu sein. Sein Sieg geht aus meiner Sicht in Ordnung. Das ist der Sport.

Hätten Sie sich gewünscht, dass die Harmonie der Ritte noch mehr im Vordergrund steht bei der Benotung?

Die Notengebung war nicht so exorbitant hoch wie zuvor und das ist gut. Denn die Noten waren reell. Die Richterkommentare im Protokoll zu jeder Prüfung belegen, dass sie Augenmerk auf eine feine Verbindung legen. Zur Erklärung: Ich kann die Richterkommentare aller deutschen Reiter lesen. Wenn die Anlehnung nicht zu hundert Prozent in Ordnung ist, bemerken die Richter dies. Dann gibt es auch keine 8 als Note, sondern die Lektion wird niedriger bewertet. Wenn das Maul geöffnet ist oder das Pferd sich verkantet, schreiben die Richter dies.

Also wurde reell gewertet?

Ja, meines Erachtens war die Bewertung der Prüfungen in Riad weniger hochgegriffen. Das ist gut. Wir dürfen nichts Perfektes mit den Noten assoziieren, wenn die Leistung nicht entsprechend ist. Die Notengebung ist vielfältig. Je nach Perspektive des Richters, kann sie auch unterschiedlich ausfallen. Unter jedem Notenprotokoll steht ein Kommentar der Richter. Da stimmt jedes Wort und ist sehr bewusst gewählt. Es geht immer um konstruktive Kritik.

Werden die kritischen Punkte denn angesprochen?

Ja, das werden sie.

Gibt es ein internationales Umdenken hin zum harmonischeren Reiten und Richten?

Ja, es wird viel diskutiert. Ein Umdenken findet statt. Schlechte Bilder möchte niemand haben. Kein Reiter, kein Richter, kein Funktionär, kein Trainer. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie welche Paare bewertet werden. Es wird spannend in diesem Sommer.