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Knapp eine Millionen Euro Defizit: Keine Entlastung für FN-Vorstand

Der Haushalt der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) verzeichnete im Jahr 2023 ein Minus von 977.000 Euro. Bei der Jahrestagung in Dresden wurden am Dienstag weder der FN- noch der DOKR-Vorstand entlastet. Den schwachen Finanzen auf den Grund gehen soll ein Wirtschaftsprüfer in den kommenden acht Wochen. Es geht um das Vertrauen in die FN.

Bei der FN-Jahrestagung wird abgestimmt.

Dresden – Bei der Verbandstagung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ging es vor allem um ein Thema: das Geld. Besser gesagt: das fehlende Geld. Denn der Jahresabschluss für das Jahr 2023 verzeichnet ein Minus von 977.000 Euro. Eingeplant war ein Minus von 450.000 Euro. Woher die halbe Millionen Euro Miese kommt? Laut FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach sei diese auf Planungsfehler und unvorhergesehene Ereignisse zurückzuführen. So wurden unter anderem die Personalkosten um rund 257.000 Euro überschritten, da verschiedene unterjährige Veränderungen gegenüber der Planung nicht im Ist-Budget abgebildet worden seien. Ferner kam es bei den „Sachkosten Turniersport“ zu einem Planungsfehler, der 255.000 Euro ausmachen soll. Darüber hinaus haben laut Deutscher Reiterlicher Vereinigung unter anderem erhöhte Beratungs- und Bankkosten sowie Mehrkosten in der Gebäudeunterhaltung für unvorhergesehene Kostensteigerungen gesorgt.

Mit diesen Zahlen im Kopf wollten die Landesverbände den Vorstand nicht entlasten. In den kommenden acht Wochen soll ein Wirtschaftsprüfer die Finanzsituation klären. Für dessen Arbeit plant die FN erneut einen niedrigen fünfstelligen Betrag ein. Sobald die Ergebnisse des Wirtschaftsprüfers vorliegen, soll in ungefähr acht Wochen die Finanzlage noch einmal betrachtet werden. Dann soll in einer satzungsgemäß einzuberufenden, außerordentlichen Sitzung des Verbandsrates die Frage nach der Entlastung des Vorstands erneut gestellt werden.

FN in der Vertrauenskrise

Die FN befinde sich in einer Vertrauenskrise stellte FN-Präsident Hans-Joachim Erbel fest. Es sei eine Krise im Inneren wie im Äußeren. Nun gehe es darum, das Vertrauen zurückzugewinnen. Dazu soll das Gutachten des Wirtschaftsprüfers beitragen. „Wir nehmen die Verantwortung und unsere Hausaufgaben an”, sagte Hans-Joachim Erbel. Personelle Konsequenzen wolle man auf Führungsebene des Verbandes aber nicht ziehen. „Ein Rücktritt ist für mich keine Option. Vielmehr sehe ich uns in der Verantwortung das Problem zu lösen”, stellte Erbel heraus. Sönke Lauterbach pflichtete ihm bei und sagte: „Es wurden Fehler gemacht. Nun gibt es konkrete Maßnahmen wie gekürzte Projekthaushalte, der Verzicht auf den Championatsball und die Stensbeck-Feier, aber auch eine Verlegung des Nachwuchschampionats Vielseitigkeit. Außerdem haben wir einen Nachbesetzungsstopp.” Neben diesen kurzfristigen Einsparungen wolle man an einer mittel- und langfristigen Planung arbeiten, um die nachhaltige Kosten- und Ausgabenstruktur zu verbessern. „Unsere Mitglieder geben uns durch die Vertagung die Chance, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen und Vertrauen wieder aufzubauen“, sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. Angesichts der Sachlage verzichteten der Geschäftsführende Vorstand und das Präsidium in Dresden bewusst darauf, auch eine mittelfristige Planung vorzulegen. Lauterbach machte allerdings schon jetzt darauf aufmerksam, dass die FN die aktuelle Kostenstruktur nicht werde aufrechterhalten können. Mit den Abteilungsleitern würden Gespräche darüber geführt, welche Aufgaben abgebaut werden können.

Der Fall Straten und seine Folgen

Bekannt geworden waren die besorgniserregenden Zahlen des Dachverbandes mit dem Trubel um die Kündigung des ehemaligen FN-Finanzgeschäftsführers René Straten. Dazu wollten sich Sönke Lauterbach und Hans-Joachim Erbel aber nicht äußern und verwiesen auf das laufende Verfahren. Spannend sind aber die unterschiedlichen Aussagen zum Finanz-Desaster. Während Straten gegenüber Reiter Revue betont hatte, dass er mehrfach auf die finanzielle Schieflage verwiesen habe, betonten Lauterbach und Erbel von den schlechten Zahlen überrascht worden zu sein. Ferner heißt es seitens der FN: „Bei der Prüfung der Planung für 2024 stellte sich heraus, dass diese auf nicht belastbaren Zahlen beruhte. Die ursprüngliche Planung sah inklusive einer im vergangenen Jahr beschlossenen Beitragsanpassung und daraus folgenden Mehreinnahmen von über einer Million Euro ein positives Ergebnis von plus 90.000 Euro vor. Allerdings fanden sich darin mehrere mit den Abteilungsleitern Ende November abgestimmte Aktivitäten für das Jahr 2024 nicht wieder.” Was nun stimmt, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass FN-Finanzkurator Gerhard Ziegler heute noch einmal betont hat, dass die Zusammenarbeit mit René Straten sehr gut gewesen sei.

Für 2024 hat die FN das Ziel mit einem Plus von 255.000 Euro abzuschließen.