Herning/DEN – Zwei von drei Prüfungen im Wettstreit um Gold, Silber und Bronze für die Mannschaft sind entschieden. Das deutsche Team geht mit einem guten dritten Platz in den Entscheidungstag am Freitag. Um weiter nach vorne zu kommen, müssen die Reiter um Bundestrainer Otto Becker auf Fehler der beiden führenden Teams hoffen und selbst keine machen, denn die Konkurrenz sitzt ihnen im Nacken.

„Lieber ist es einem natürlich, wenn man nicht auf die Fehler der anderen warten muss. Ein Nullfehlerritt mehr wäre gut gewesen“, sagte der Bundestrainer. Mit seinem Team war er insgesamt aber gut zufrieden: „Alle sind gut geritten. Die Teamleistung stimmt. Die Entscheidung wird sehr spannend werden, weil die Ergebnisse sehr dicht beieinander liegen. Es kann noch einiges passieren.“

Gut geritten – Team Schweden!

Das schwedische Team ist unglaublich stark. Reiter und Pferde sind top in Form. Nach Zeitspringen und dem ersten Umlauf im Nationenpreis führt das schwedische Team mit den Brüdern Jens und Peder Fredricson, Malin Baryard und dem Weltranglistenersten Henrik von Eckermann mit einem Teamergebnis von 3,69 Punkten. Das entspricht nicht einmal einem Hindernisfehler. Henrik von Eckermann ging heute als erster Reiter im schwedischen Team an den Start. King Edward präsentierte sich „abnormal, einfach abnormal“, wie sein Reiter uns erklärte. „Er gibt mir ein sehr, sehr gutes Gefühl die kommenden Tage“, sagte Henrik von Eckermann. Auch Peder Fredricson blieb mit seinem Olympiapferd All in ohne Fehler, genau wie sein älterer Bruder Jens mit Markan Cosmopolit. Nur Malin Baryard-Johnsson findet mit Indiana nicht richtig in den Wettbewerb. Mit der braunen Stute zählte sie ebenfalls zum glorreichen Olympia-Team von 2021.

Gut gefangen – Kevin Staut!

Im Gesamtranking der Nationen folgt auf dem zweiten Platz nach zwei von drei Prüfungen das Team aus Frankreich. Die Franzosen blicken auf ein Zwischenergebnis von 5,44 Punkten. Dank drei Nullrunden am heutigen Tag von Simon Delestre, Kevin Staut und Julien Epaillard konnten sie, genau wie die Schweden, ihr Ergebnis aus dem Zeitspringen halten. Kevin Staut war gestern übrigens noch von seinem Fuchs Scuderia 1917 Viking d’la Rousserie gestürzt, heute präsentierten sich die beiden als ob nie etwa gewesen wäre. Chapeau! Gregory Cottard musste mit Bibici im ersten Umlauf des Nationenpreises drei Fehler hinnehmen. Er war nach seinem Nullfehlerritt gestern heute das Streichergebnis im französischen Team.

Gut gemacht – Team Deutschland!

Wie schon im Zeitspringen ritt Marcus Ehning als erster Deutscher ein. Mit seinem Hengst Stargold von Stakkato Gold hatte er heute das nötige Quäntchen Glück. Zweimal berührte der Oldenburger die Stangen, beide blieben liegen. „Heute hatte ich das Glück, das mir gestern gefehlt hat“, bilanzierte der 48 Jahre alte Springreiter aus Borken. Mit seiner eigenen Leistung im Parcours war er nicht ganz zufrieden. Manche Linie hätte er lieber besser geritten, aber mit seinem Pferd war er überaus zufrieden. „Er hat die Qualität, das Hindernis fehlerfrei zu springen, auch wenn ich einmal nicht perfekt zum Sprung komme“, sagte Marcus Ehning.

Jana Wargers ritt mit dem 13 Jahre alten Limbridge mit einem guten Gefühl in den Parcours. Die ersten sechs Hindernisse überwanden die beiden makellos, aber am siebten Hindernis klapperte es. „Ich bin ein wenig enttäuscht. Der Fehler ist sehr ärgerlich, ich habe ihn etwas nach links fallen lassen. Es war sehr unglücklich, weil die Stange auch hätte liegen bleiben können“, sagte Jana Wargers nach ihrem Ritt.

André Thieme und DSP Chakaria fanden heute wieder in ihre gewohnte Null-Fehler-Mentalität zurück. „Ich glaube, ich war gestern das erste Mal in meinem Leben das Streichergebnis. Das hat sich echt doof angefühlt. Ich hatte mit mir zu kämpfen. Die Nullrunde war heute unglaublich wichtig für mich. Sie ist eine Kämpferin und ich bin ein Kämpfer. Das wir uns heute so wieder präsentieren konnten, bedeutet mir viel. Auf Chakaria ist Verlass, auf mich vielleicht auch ein bisschen“, schmunzelte André Thieme nach seiner Runde fürs Team erleichtert.

Christian Ahlmann machte wie schon am Mittwoch den Abschluss aus deutscher Sicht. Doch auch bei ihm klapperte es. In der dreifachen Kombination unterlief Christian Ahlmann mit dem Zangersheider Hengst Dominator 2000 Z der Fehler: „Dominator hat sich sehr bemüht. In der Distanz zur dreifachen Kombination war ich ein bisschen dicht. Da habe ich ihn zu viel zurückgenommen, daraus resultierte der Abwurf.“

Der Kurs war mit 17 Sprüngen sehr lang, genau wie am Mittwoch. Die Prüfung startete um 13 Uhr, die letzten Paare gingen am Abend in das Stadion. „Die Lichtverhältnisse stellen manche Paare schon vor eine Herausforderung. Sonne und Schatten verteilen sich nun ganz anders als um die Mittagszeit, das macht einen Unterschied“, erklärte Christian Ahlmann nach seinem Ritt. Insgesamt bewertete er den Parcours als schwer, aber fair gebaut. Konditionell müssten die Pferde sehr gut in Form sein, um morgen auch noch einmal fit an den Start zu gehen, bekräftigte der Springreiter.

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Julien Epaillard führt in der Einzelwertung

Julien Epaillard aus Frankreich war gestern der schnellste Reiter im Zeitspringen und heute blieb er mit Caracole de la Roque fehlerfrei. Damit führt er in der Einzelwertung, die am Sonntag entschieden wird. Auf Platz zwei steht der Brite Scott Brash mit Hello Jefferson vor den beiden Schweden Peder Fredricson und Henrik von Eckermann. Bester deutscher Reiter ist aktuell Marcus Ehning mit Stargold auf Platz neun.

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Das Wertungssystem

Nach dem Zeitspringen werden Fehler und Zeit in Punkte umgerechnet. Der Reiter mit der niedrigsten Punktzahl startet mit null Strafpunkten in die zweite Prüfung. Alle Übrigen nehmen die Hälfte der Differenz ihres Ergebnisses zum Ersten mit. Wie das Zeitspringen ist auch die zweite Prüfung mit ihren beiden Umläufen Teil der Teamwertung. Sollten am Ende zwei Teams punktgleich vorne liegen, wird ein Stechen um Mannschafts-Gold ausgetragen. Die ersten beiden Prüfungen sind aber nicht nur fürs Mannschaftsergebnis wichtig. Denn nur die Top 25 dürfen zum Abschluss auch um die Einzelmedaillen reiten und nur die besten zwölf Paare ziehen in den entscheidenden zweiten Umlauf ein. Weltmeister in der Einzelwertung ist der Reiter mit der geringsten Strafpunktzahl nach allen Prüfungen (Zeitspringen, Nationenpreis und Einzelfinale).

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