Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

CHIO Aachen 2022

Sandra Auffarth holt den Sieg in der Vielseitigkeit

Erst galt Michael Jung als der Gewinner der kurzen Vier-Sterne-Prüfung, doch nach einem eingereichten Protest wurde sein Ergebnis korrigiert.

Sandra Auffarth und Viamant du Matz in WM-Form.

Aachen - Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Sandra Auffarth und Viamant du Matz sind eindeutig schon in WM-Form. Die 35-jährige Reiterin und ihr 13-jähriger französisch gezogener Wallach zeigten sowohl in der Dressur als auch im Springen eine gute Runde und setzten im anspruchsvoll gebauten Gelände noch eins drauf. Die Zeit war eine echte Hürde und kein Paar schaffte es innerhalb der Bestzeit ins Ziel zu kommen. Ein Zeitstrafpunkt war für Sandra Auffarth und ihren "Mat" aber zu verschmerzen. Mit 29,5 Minuspunkten setzten sie sich souverän an die Spitze und holten den Sieg und damit 37.000 Euro Prämie.

Der nach Dressur und Springen Führende war Michael Jung mit seinem Top-Pferd fischerChipmunk FRH. Das Paar lieferte eine wie erwartet flüssige Runde im Gelände ab, war ebenfalls knapp über die Bestzeit, aber der Reiter war absolut zufrieden: "Ich bin super happy mit ihm. Es ist unglaublich, wie er hier wieder in Form ist. Das erste Turnier nach längerer Pause nach dem Start in Kentucky." Der 14-jährige Wallach sei zwar noch ein bisschen übermotiviert gewesen, das habe ihm aber ein gutes Gefühl auch mit Hinblick auf die weiteren Starts gegeben, so Jung. Nach seinem Ritt wurde er erst als Sieger gefeiert. Denn mit 23,4 Minuspunkten lag er klar vorne. Doch kurz darauf wurde das Ergebnis korrigiert. An Hindernis 14 war das Paar nicht ganz regelkonform zwischen den Fähnchen geblieben, "Missing a flag" heißt dies in der Fachsprache und bedeutet 15 Strafpunkte. Die bekam Michael Jung nach dem Urteil der Ground Jury obendrauf und rutschte damit auf Platz acht. "Er hat den Sprung super gesprungen", sagte Jung direkt nach seinem Ritt auf den kleinen Rumpler angesprochen. Dass es nicht ganz rhythmisch war, sei auf seine Kappe und die etwas späte Vorbereitung gegangen.

Michael Jung und fischerChipmunk FRH.

Auch Ingrid Klimke und die zehnjährige Stute Equistros Siena just do it mussten für zwei Fehler teuer bezahlen. Die erste Klippe, das Eulenloch auf dem Hügel mit anschließender Linkswendung auf eine schmale Ecke, sorgte für den ersten Vorbeiläufer. Sie habe die Ecke einfach nicht richtig wahrgenommen, erklärte Klimke nach ihrem Ritt und deutete damit an, dass es der Semper Fi-Tochter noch an Erfahrung fehlt. Zwei sehr schräg aufeinanderfolgende Hecken waren die zweite Klippe, die einen weiteren Vorbeiläufer kostete. Aus ähnlichem Grund. Noch fehle es der Stute an mancher Stelle an Übersicht. Die danach folgenden Aufgaben löste sie aber mit Bravour. Ein versöhnlicher Abschluss, wenngleich 94,8 Minuspunkte am Ende Platz 28 bedeuteten.

Rempler mit traurigen Folgen

Sieben Paare beendeten den Kurs nicht, unter ihnen auch Anna Siemer und FRH Butt's Avondale. Die Stute hatte sich im Gelände ein Eisen krumm und den Aufzug des Eisens in den Huf getreten. Die Reiterin sprang ab und gab damit auf. Das Problem konnte aber anschließend schnell behoben werden. Der Neuseeländer Tim Price und sein 13-jähriger Hannoveraner Falco kamen unglücklich zum Eulenloch und blieben beim Absprung hängen. Der Reiter sprang direkt ab und lotste sein Pferd unverletzt mit den Vorderbeinen zurück über die Sprung. Deutlich weniger dramatisch wirkte der Vorbeiläufer von Weltmeisterin Rosalind Canter und ihrem 17-jährigen KWPN-Hengst Allstar B an der schmalen Ecke nach dem Eulenloch. Doch das Pferd schlug dabei so unglücklich mit dem linken Vorderbein gegen den Sprung, dass es nicht mehr auftreten konnte. Wie der CHIO später bekannt gab, musste es eingeschläfert werden. (dazu mehr in einer weiteren Meldung.)

Britischer Nationenpreis-Triumpf

Problemlos, flüssig und fast in der Zeit kamen hingegen der mittlerweile 63-jährige Australier Andrew Hoy und sein 13-jähriger Anglo-Araber Vassily de Lassos ins Ziel. Ein Pferd, das aktuell wohl jeder haben wolle, sagte Bettina Hoy dazu, die als Co-Kommentarin im WDR fungierte. 0,4 zusätzliche Strafpunkte für das Überschreiten der Bestzeit brachte das Ergebnis auf 30,5 Minuspunkte und damit auf Platz zwei. Dritter wurde der Brite Tom McEwen mit Toledo de Kerse, der mit 32,8 Minuspunkten nicht nur seinen Einzel-Erfolg erringen konnte, sondern auch am meisten zum Sieg der britischen Mannschaft im Nationenpreis beitrug.

William Fox-Pitt mit Little Fire (34,8) auf Rang sieben und Yasmin Ingham mit Rehy DJ (41,7) auf Rang zwölf machten den Sieg perfekt, doch zum Feiern wird dem Team von Coach Chris Bartle aufgrund des Verlustes der vierten Mannschaftsreiterin Rosalind Canter ganz sicher nicht zumute sein.

Die deutsche Mannschaft mit Michael Jung und seinem Zweitpferd Kilcandra Ocean Power (70,1/Platz 25), den Olympiasiegern Julia Krajewski/Amande de B'Néville (38,6/ Platz neun), Siegerin Sandra Auffarth/Viamant du Matz und Streichergebnis Ingrid Klimke/Equistros Siena just do it blieb mit 138,2 Minuspunkten deutlich hinter den Briten (109,3) auf Rang zwei. Trotzdem zeigte sich Neu-Bundestrainer Peter Thomsen zufrieden: "Natürlich hat der ein oder andere Reiter einen Fehler gehabt, aber sie haben sich auch einem der schwersten Geländeritte, die es hier in Europa gibt, gestellt und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass um hier die Nullrunde zu reiten, auch einfach alles klappen muss."

Hier finden Sie die Endergebnisse Einzel und Nationenpreis.