Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Mannheim: Platz zwei im Nationenpreis für deutsche Springreiter

Ein interessantes deutsches Team war in Mannheim angetreten, um den Nationenpreis der Springreiter aufzumischen. Es gelang bravourös, denn erst in einem spannenden Stechen musste man sich der Schweiz knapp geschlagen geben.

Nur fliegen ist schöner: Sophie Hinners und Million Dollar.

Mannheim/GER - Deutschland gegen die Schweiz, Sophie Hinners und Million Dollar gegen Alain Jufer mit Dante MM im Stechen – spannender hätte der Mannheimer Nationenpreis im Springreiten nicht entschieden werden können. Am Ende setzte sich das Schweizer Paar mit einer Zeit von 41.03 Sekunden gegen die Deutsche Meisterin Sophie Hinners durch, die mit dem Hengst Million Dollar 42.01 Sekunden vorgelegt hatte. Die Freude war dennoch riesig im deutschen Team, denn viel besser hätten sich die vier Reiter*innen mit ihren Pferden beim ersten Einsatz des neuen Co-Bundestrainers Marcus Döring als Equipechef kaum verkaufen können. Das Mannheimer Maimarkt-Turnier bildete den Auftakt zur Nationenpreisserie der Europäischen Reiterlichen Vereinigung EEF. Platz drei belegte die Mannschaft aus Schweden.

Rund 10.000 Zuschauer*innen im Springstadion und tolles Wetter bis zur Siegerehrung – die Kulisse für den Nationenpreis beim Mannheimer Maimarkt-Turnier hätte nach den langen coronabedingten Einschränkungen nicht schöner sein können. „Wir sind mehr als dankbar und geehrt, dass Longines und die EEF diesem Event und dem Team dahinter das Vertrauen geschenkt haben. Das hebt Mannheim auf ein neues Level des internationalen Springsports und in der Wahrnehmung der Top-Events in Europa. Was wir heute hier gesehen haben, war fantastisch: Spannender Sport, ein mitreißendes Stechen, ein Wettkampf voller Emotionen“, sagte Paul Hofmann. Er vertrat seinen Vater Peter Hofmann als Turnierleiter, der in Corona-Quarantäne verweilen musste und sich sein Turnier im Fernsehen ansah.

Das zu recht stolze Team Germany in Mannheim.

Auch der Schweizer Equipechef Beat von Ballmoos war überwältigt. Für ihn war es der erste Einsatz als Equipechef und sein Team bescherte ihm einen Sieg. „Es ist ein wunderbarer Tag für uns. Die EEF-Serie ist sehr wichtig für uns, weil wir mehr Reitern und Pferden die Möglichkeit geben können, in Nationenpreisen zu starten. Meine Mannschaft hat heute einen fantastischen Job gemacht”, sagte von Ballmoos.

Seine Premiere als Equipechef feierte auch der deutsche Co-Bundestrainer Marcus Döring, während Chef-Bundestrainer Otto Becker mit einer weiteren Equipe beim Nationenpreis im französischen La Baule verweilte. „Das war wirklich ein toller Start. Natürlich hätten wir gerne gewonnen, aber wir freuen uns auch sehr über den zweiten Platz. Es war super spannend bis zum Schluss. Wir hatten wirklich ein tolles Team hier am Start, alle sind super geritten und die Pferde gut gesprungen. Ich glaube, wir sind Zeugen von absolutem Top-Sport geworden“, lautete Dörings Fazit. Auch bei der Auswahl des Paares für das Stechen bewies er ein gutes Händchen. „Es war von Anfang an der Plan, mit Sophie ins Stechen zu gehen. Ihr Pferd sprang wirklich toll“, sagte Döring.

Startreiterin Kendra Claricia Brinkop konnte trotz zwei Abwürfen ebenso überzeugen wie die Teammitglieder.

Million Dollar und Carmina mit weiteren SpitzenleistungenDie 24-Jährige Hinners gehört zum Team des Hofguts Dagobertshausen im hessischen Marburg. In Mannheim trat sie mit dem belgischen Hengst Million Dollar an, der im Besitz des Holsteiner Verbandes steht. Der Zehnjährige ist ein Sohn des Plot Blue (Muttervater Vigo D Arsouilles STX). „Das Pferd entwickelt sich unglaublich toll. Ich habe ihn erst im Januar bekommen. Er gibt mir jede Runde ein tolles Gefühl und wächst mit seinen Aufgaben. Er wird immer besser und besser“, sagte die amtierende Deutsche Meisterin, die in Mannheim ihren vierten Nationenpreis ritt. „Vor dem Stechen war ich schon nervös, danach aber sehr erleichtert. Ich bin super stolz darauf, wie Million Dollar gesprungen ist, auch wenn es am Ende ein bisschen ärgerlich war.“ Nur eine Sekunde fehlte zum Sieg. Doch die Entscheidung hätte schon früher fallen können.

Neben Hinners waren auch Patrick Stühlmeyer (Osnabrück) zwei fehlerfreie Runden gelungen. Er startete mit der in Baden-Württemberg gezogenen Carmina (von Casall - San Patrignano Cassini). Die elfjährige Stute war auch 2021 seine Partnerin im Parcours, als er bei den Deutschen Meisterschaften in Balve die Bronzemedaille gewann und jüngst auch in Hagen am Teutoburger Wald, wo die beiden im Riders-Tour-Finale siegten.

Auch Patrick Stühlmeyer und Carmina brillierten in Mannheim.

Die deutsche Startreiterin Kendra Claricia Brinkop, die gebürtig aus Schleswig-Holstein stammt und für die Stephex Stables in Belgien tätig ist, verzeichnete mit dem erst neunjährigen, belgischen Wallach Narcos v. Smidshoeve in beiden Umläufen einen Fehler. Nach den fehlerfreien Runden von Hinners und Stühlmeyer hätte Schlussreiter André Thieme (Plau am See) mit dem Oldenburger Springpferd Conacco (Conoglio – Chacco-Blue) im zweiten Umlauf fehlerfrei bleiben müssen, um den Sieg ohne Stechen klarzumachen. Das Paar war zuvor ohne Strafpunkte durch den ersten Umlauf gekommen, dann folgte jedoch der Abwurf in Runde zwei. Also schlossen sowohl Deutschland als auch die Schweiz mit vier Strafpunkten ab und es kam zum Stechen. „Wir waren alle happy mit der ersten Runde. Ich hätte es nur noch ins Ziel bringen müssen”, sagte Thieme durchaus enttäuscht. Doch er konnte sich auch über Platz zwei freuen. „Gratulation an die Schweizer, sie waren am Ende einfach besser“, sagte der Europameister und lobte die Parcourschefin Christa Jung: „Das war keine leichte Aufgabe, dieses Parcours zu gestalten. Es war kein einfacher Parcours, aber er war mit sehr viel Verstand gebaut.“

Sophie Hinners und Million Dollar: Ein Paar, auf dessen Zukunft man sich jetzt schon freut!

Der Mannheimer Nationenpreis ist Teil der offiziellen Nationenpreisserie der Europäischen Reiterlichen Vereinigung (EEF). Das Format der Serie ist so gestaltet, dass die verschiedenen Teams in vier Regionalgruppen aufgeteilt werden. Pro Gruppe finden zwei Qualifikationsturniere statt, anschließend zwei Halbfinals und zum Abschluss ein großes Finale in Polens Hauptstadt Warschau. Die Turniere finden auf Drei- und Vier-Sterne-Niveau statt. Mannheim war nun die Auftaktveranstaltung. Die Serie ist darauf ausgerichtet, auch jüngeren und weniger erfahrenen Pferden und Reiter*innen die Chance zu geben, sich auf internationalem Niveau weiterzuentwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Jedes Team muss eine*n U25-Reiter*in stellen. Die Mannschaft, die das Finale gewinnt, steigt in die Division 1 der Nationenpreisserie des Weltreiterverbandes FEI auf. Dort werden die Nationenpreise auf Fünf-Sterne-Niveau ausgetragen und das Serienfinale findet Anfang Oktober im spanischen Barcelona statt.

Springreiter David Will bescherte den Zuschauer*innen bereits am Samstag einen Heimsieg. Zum dritten Mal erklang am Samstagabend beim 58. Maimarkt-Turnier im MVV-Reitstadion Mannheim die deutsche Nationalhymne: Nach zwei Erfolgen von Richard Vogel (Reiter-Verein Mannheim) tagsüber setzte sich im Maimarkt-Championat am Samstagabend sein Stallkollege David Will (Dagobertshausen) an die Spitze des Klassements. Auf der zehnjährigen, in Baden-Württemberg gezogenen Schimmelstute Concordia, unterbot er als viertletzter der insgesamt 56 Teilnehmer*innen den lange Zeit führenden Gerald Nothdurft (Moringen) nach einer tollen Runde ohne Abwurf in 57.51 Sekunden.

„Das war ein perfekter Tag für unser Team mit den beiden Siegen von Richard und jetzt mit meinem Erfolg“, strahlte der 34-Jährige Will nach der Siegerehrung. „Concordia ist sehr unaufgeregt, das ist das Gute an ihr“, sagte er über die Schimmelstute, die von seinem früheren Erfolgspferd Colorit abstammt. „Sie bekommt jetzt zwei Tage Pause, dann reite ich sie am Dienstag in der Badenia.“

Alle Ergebnisse gibt es hier.

- fn-press -