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Bundestrainer geben erste Aussichten auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris

Vor der Kulisse von Schloss Versailles werden 2024 die Olympischen Reiterspiele ausgetragen, die am 26. Juli mit der Verfassungsprüfung der Vielseitigkeitspferde beginnen und am 6. August mit dem Einzel-Finale der Springreiter enden.

Im Schlossgarten von Versailles werden die Olympischen Reiterspiele 2024 ausgetragen.

Warendorf – „Das werden die kürzesten und kompaktesten Reiterspiele bisher“, so Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) bei der Olympia-Pressekonferenz. Hintergrund dafür ist unter anderem, dass keine Puffertage eingebaut wurden, wie das aus klimatischen Gründen beispielsweise in Tokio der Fall war.

Erstmals begleitet der zweimalige Mannschaftsolympiasieger Peter Thomsen als verantwortlicher Bundestrainer die Vielseitigkeitsreiter nach Paris. Mit einer verkürzten Dressur, so dass alle Paare an einem Tag starten können, nur drei Paaren je Mannschaft und zwei statt einem Springen zum Abschluss unterscheidet sich die olympische Vielseitigkeit erheblich von einer Welt- oder Europameisterschaft. Auf seiner Liste für Paris stehen neben erfahrenen Reitern wie Michael Jung auch jüngere Anwärter, die ihre Chance ergreifen wollen. „Ich hoffe, dass die Saison so läuft, dass es den Selektoren möglichst schwerfällt, die besten drei rauszufinden, denn das ist meistens der beste Indikator dafür, um auch erfolgreich auf dem Championat zu sein“, sagt Peter Thomsen. Sein persönliches Wunschziel seien zwei Medaillen, gab aber zu bedenken, dass das Erreichen dieses Ziels von vielen Faktoren abhängt.

In der Dressur macht der Grand Prix den Auftakt. Dieser zählt zwar selbst nicht für das Ergebnis, hat jedoch als Qualifikation für die Teamwertung (Grand Prix Special) und die Einzelwertung (Grand Prix Kür) Relevanz. „Der Grand Prix entscheidet auch über die Reihenfolge in der Teamwertung“, erklärt Bundestrainerin Monica Theodorescu. Neben Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB als Nummer eins der Weltrangliste verfüge Deutschland aktuell über einen „sehr ausgewogenen Olympiakader. Das wird jetzt interessant bei den individuellen Vorbereitungsturnieren und natürlich den offiziellen Sichtungen in Balve und Aachen, wie sich das sortiert. Das wird sicher eine spannende Angelegenheit“, sagt Monica Theodorescu. Generell hofft sie darauf, dass der Dressursport in Paris eine positive Wahrnehmung gewinnen kann. „Im Moment gibt es ja hier und da sehr kritische Stimmen, die auch teilweise nicht unberechtigt sind, und ich hoffe, dass wir uns sehr positiv darstellen können. In den letzten Monaten und Jahren ist das von unserer Seite eigentlich recht gut gelungen, aber wir müssen da dranbleiben, weiterhin gutes Reiten zeigen, schönes Reiten zeigen und gute Leistung zeigen“, sagt sie.

Nach wie vor unzufrieden zeigte sich Bundestrainer Otto Becker mit dem Austragungsmodus im Springen. Insbesondere mit dem mit dem Wegfall des Streichergebnisses, wie es erstmals in Tokio praktiziert wurde. Denn Deutschland reist zwar mit vier Reitern nach Paris, in der Teamwertung kommen aber nur drei Reiter zum Einsatz. „Immerhin fangen wir in diesem Jahr mit der Teamwertung an, was sehr wichtig ist für die Teambildung. Und wer im Team gut ist, kann sich dann auch im Einzel präsentieren“, sagt Otto Becker. Die Teamwertung beginnt mit einer Qualifikation am ersten Tag, aus der sich die besten zehn von 20 Teams empfehlen können. Im eigentlichen Team-Springen beginnt alles wieder bei null, bei Gleichstand erfolgt ein Stechen um den Sieg. Nach einer zweitägigen Pause folgt die Einzelwertung nach dem gleichem Muster. Hier starten zunächst 75 Paare von denen sich die besten 30 für das Finale qualifizieren. Angesichts des Modus und der starken Konkurrenz sieht Otto Becker als größte Herausforderung, „dass alles glatt gehen muss und kein Ritt danebengehen darf. Die Nationen liegen alle dicht beieinander.“ Auch seine Ziele hat der Bundestrainer deutlich formuliert: „Wir wollen vor allem fairen Sport abliefern, wir haben eine hohe Verantwortung gegenüber unseren Pferden, aber natürlich wollen wir auch Erfolg haben. Das Ziel ist klar, als erstes eine Teammedaille und alles andere wäre eine schöne Zugabe.“

Rund drei Wochen nach den Olympischen Spielen sind die Paralympics an der Reihe. Erstmals fährt Silke Fütterer-Sommer als Bundestrainerin mit zu den Spielen. Einen ersten Probelauf hatte sie bereits im vergangenen Jahr, als sie mit den deutschen Para-Dressurreitern bei ihren Europameisterschaften zwei Silber- und drei Bronzemedaillen gewinnen konnte. Der Modus in der Para-Dressur ähnelt dem regulären Championatsmodus am meisten. Jeweils vier Paare pro Nation können an der Einzelwertung und – sofern sie sich dafür qualifizieren – auch an der Kür teilnehmen. Nur in der Mannschaftswertung sind wie in den übrigen Disziplinen nur drei Paare erlaubt. Insgesamt werden elf Medaillensätze vergeben: neben einem in der Teamwertung sind es jeweils fünf in der Einzelwertung und Kür, also ein Satz je Behinderten-Grade. „Meine persönliche Vorbereitung ist es, Reiter und Pferde zu kennen und immer noch mehr kennenzulernen. Für mich ist es unheimlich wichtig, die Paare zu kennen, die Besonderheiten der Pferde aber auch die der Reiter, das ist ja bei uns sehr individuell. Darauf versuche ich mich ganz akribisch vorzubereiten. Denn je besser ich meine Paare kenne, umso mehr kann ich unterstützen und zur Seite stehen, wenn es darauf ankommt, gerade wenn vielleicht jemand unkonzentriert wird oder jemand ein körperliches Problem hat“, sagt Silke Fütterer-Sommer. Auch sie sieht trotz starker Konkurrenz optimistisch in Richtung Paris: „Wir hatten letztes Jahr wirklich ein starkes, erfolgreiches Jahr und ich hoffe, dass wir diese Motivation dieses Jahr weiter mitnehmen können.“