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Der Fall Parra: USEF plant Regeländerung zur Ahndung von Tierquälerei

Nach dem Bekanntwerden des Cesar Parra-Skandals, plant der Amerikanische Reiterverband (USEF) eine Regeländerung. So soll möglich sein, die Misshandlung von Pferden in den USA strenger zu ahnden – allerdings frühestens ab Dezember 2024.

Der Fall Cesar Parra bringt Bewegung ins Reglement des Amerikanischen Reiterverbandes.

Lexington/USA – Nachdem eine Vielzahl von Videos veröffentlicht wurden, die zeigen, wie der Dressurreiter Cesar Parra Pferde schlägt und sie aus dem Sattel sowie vom Boden aus misshandelt, hat der Amerikanische Reiterverband (USEF) Parra nicht sofort suspendiert. Der Grund: Es fehle an Befugnissen. Das soll sich nun ändern. Unter der Voraussetzung, dass der USEF-Vorstand die neuen Regeländerungen auf der Halbjahressitzung im Juni genehmigt.

Dem bestehenden Regelwerk des USEF zufolge, kann der Missbrauch von Pferden durch ihre Reiter nur dann geahndet werden, wenn er im öffentlichen Raum stattfindet. Das heißt auch dann, wenn der Missbrauch im Zusammenhang mit einem Wettbewerb auftritt – entweder auf dem Ausstellungsgelände oder wenn ein Pferd mit Beweisen für einen kürzlichen Missbrauch zum Wettbewerb präsentiert wird. Oder aber als Reaktion auf Maßnahmen, die von „bestimmten anderen Stellen wie den Behörden oder einem Gericht“ ergriffen werden, wie USEF-Sprecherin Vicki Lowell gegenüber der US-Website The Chronicle of the Horse mitteilte.

Das heißt konkret: Im Fall Parra hat der USEF den Dressurreiter zwar für den Turniersport gesperrt, kann aber gegen die Misshandlungen, die in seinem Stall stattgefunden haben, nichts unternehmen.

Nun hat der Verband eine außerordentliche Regeländerung vorgeschlagen, die die Definition von Misshandlungen gegenüber Pferden verschärfen und den Geltungsbereich der USEF-Gerichtsbarkeit erweitern würde. So sollen Misshandlungen außerhalb von Wettbewerben miteinbezogen werden. Außerdem sollen Mitglieder Missbrauch einem lizenzierten Offiziellen bei Wettbewerben oder der USEF melden müssen. So sollen lizenzierte Offizielle oder die Wettbewerbsleitung schnell Maßnahmen ergreifen können, wenn ein Missbrauch bei einem Wettbewerb stattfindet.

Die Social License ist ein äußerst wichtiges Thema für unsere Branche, und die weitere Überwachung der Trainingspraktiken außerhalb des Wettbewerbs war ein wichtiges Thema, das jetzt berücksichtigt wurde“, sagt Lowell. Der Fall Cesar Parra sei ein Beispiel dafür.

Eine Entscheidung über die Regeländerung wird beim Halbjahrestreffen der USEF vom 17. bis 18. Juni getroffen. Auch wenn sie bei der Vorstandssitzung zur Jahresmitte genehmigt wird, tritt sie erst am 1. Dezember 2024 in Kraft und kann nicht rückwirkend angewendet werden. Das solle sicherstellen, dass „eine Person, die ein Pferd zu irgendeinem Zeitpunkt nach dem Datum des Inkrafttretens der Regeländerung missbraucht, nach den Regeln der USEF zur Rechenschaft gezogen werden kann, unabhängig davon, wo der Missbrauch stattgefunden hat", heißt es in der ersten Version der vorgeschlagenen Regeländerung.

Die USEF nimmt ihre Social License sehr ernst, lernt aus den Fehlern anderer und erkennt, dass die Zeit drängt", heißt es in dem Vorschlag, den der Verband veröffentlichte. Die Social License, unter der der Pferdesport agiert, verlange, dass Pferde als Sport-Partner behandelt werden und ein angemessenes Training erhalten. Bei Wettkämpfen und der Vorbereitung hierauf müsse das Wohlergehen der Pferde zu jeder Zeit an erster Stelle stehen.

Die außergewöhnliche Regeländerung definiert Missbrauch als „jede Handlung oder Unterlassung, die einem Pferd Schmerzen oder unnötiges Unbehagen verursacht oder verursachen kann", und listet 21 Beispiele für Missbrauch auf. Neu aufgenommene Definition von Misshandlungen sind unter anderem das exzessive Longieren und der übermäßige Einsatz von Pferden auf Turnieren.

Zusätzlich soll es einen Vorschlag zur Änderung der Standardregeln GR 702 des Regelwerks des Verbandes geben, der der USEF die Befugnis geben würde, den Missbrauch von Pferden, egal ob er bei einem Wettbewerb oder zu einem anderen Zeitpunkt stattfindet, abzustrafen. Eine solche Regelung durchzusetzen, stieß bereits auf der Jahrestagung der U.S. Hunter Jumper Association (USHJA) auf Widerstand. Letztlich überwog, wie die US-Website The Chronicle of the Horse berichtet, die Sorge darüber, wie schlechtes Verhalten zu Hause der Social License des Sports schaden könne und der USHJA-Vorstand genehmigte die Regel.

Nach der Sperre Cesar Parras durch die FEI und USEF, setzen die Verbände ihre Ermittlungen gegen ihn fort. Auf Grundlage der Ermittlungsergebnisse dieser Untersuchung könnte ein Disziplinarverfahren gegen den Reiter eingeleitet werden.