Dressurreiterin Isabell Werth gibt Statement zu den aktuellen Entwicklungen im Sport ab
Rheinberg/GER - Dressurreiterin Isabell Werth hat auf ihren Social Media Kanälen ein ausführliches Statement zur aktuellen Lage im (Dressur-)Sport abgegeben, welches wir hiermit vollständig veröffentlichen.
„Viele Pferdeliebhaber, Reitsportler und Tierschützer diskutieren momentan. Es gab abstoßende Bilder, die Konsequenzen fordern. Ich bin aber in Sorge, dass es eine Kontroverse gibt, die uns spaltet, obwohl uns alle eines verbindet: Die Liebe zu Pferden. Deshalb muss man einige Dinge sortieren.
Es ist gut, dass wir alle hohe Maßstäbe anlegen. Ich versuche aber, mich vor schnellen Urteilen aus der Distanz zu hüten. In den vergangenen 35 Jahren habe ich viele Medaillen gewonnen und habe großartige Pferde in den Sport gebracht.
Nach ihrer Karriere haben sie bei mir viele Jahre in „Rente“ gelebt bzw. leben noch. Dennoch unterlaufen auch mir trotz bester Absichten Fehler. Erfahrung, persönliche Weiterentwicklung und gutes Training haben meine Fehlerquote minimiert.
Wer seine eigenen Grenzen anerkennt, hat mehr Demut im Urteil über andere. Vor vier Jahren war ich zum ersten Mal bei Andreas Helgstrand. Und dank Madeleine Winter-Schulze kam Joshua zu mir. Seitdem war ich mehrfach bei ihm. Bei keinem meiner Besuche dort habe ich das Reiten oder irgendein Verhalten den Pferden gegenüber beanstanden können. Im Gegenteil, meine Schülerinnen und ich haben inzwischen einige Pferde bei ihm gekauft, die gesund und einige bereits sehr erfolgreich sind. Alle machen uns große Freude!
Auch mich erschreckten die veröffentlichten Szenen und Aussagen ehemaliger Mitarbeiter von Helgstrand Dressage. Auch wenn sich das nicht auf der Reitanlage abgespielt hat, auf der Andreas Helgstrand trainiert, bleiben sie in seinem Aufsichts- und Verantwortungsbereich. Darüber bin ich auch in einem ehrlichen und offenen Austausch mit ihm. Eines muss man für die Einordnung aber festhalten: Er sitzt auf keinem Pferd.
Es war eine persönliche und keine wirtschaftliche Entscheidung, bei Helgstrand Dressage USA in Wellington eine „clinic“ zu geben. Dort habe ich einige sehr gute Pferde mit ihren Reitern unterrichtet und bin selbst ein Pferd geritten. Das Video haben manche von euch gesehen und kommentiert: Nein, ich habe weder die sogenannte Rollkur betrieben, noch ging es dem Pferd schlecht. Es ist mir leider nicht durchgehend gelungen, das Pferd bei unserem ersten Kennenlernen stets vor meinen Hilfen und vor der Senkrechten zu halten. Seine kurze Halsung erschwerte mir dies hinzukommend.
In dem Zusammenhang kursiert zurzeit auch wieder ein zehn Jahre altes Video von Bella. Sie ist mittlerweile 20 Jahre alt und genießt bei mir ihre Rente. Ihr Sohn wächst und gedeiht. Vielleicht hat sie – im Gegensatz zum letzten Jahr, was ich gut verstehen kann – wieder Lust tragend zu werden?
Manche wissen es seit langem: Mein O-Ton auf dem alten Video gehört nicht zu den Bildern, die man sieht. Eine kritische Äußerung zu der Szene war mir somit nicht möglich. Weil deshalb ein falscher Eindruck entsteht, musste der WDR diesen Zusammenschnitt aus rechtlichen Gründen sogar entfernen. Gleiches gilt für alle, die es veröffentlicht haben.
Mir ist wichtig, dass wir zukünftig eine ehrliche und faire Diskussion führen, die ganz klar zwischen schlechtem Reiten und Tierquälerei unterscheidet. Fehler im Reiten dürfen und müssen diskutiert werden – das ist der Kern meines Sports und die Voraussetzung dafür, dass Pferd und Mensch immer besser miteinander werden. Aber bitte sachlich, objektiv und fair.
Das gilt nicht für Fälle wie Cesar Parra, die sind – wie bereits geschehen – eine Sache für die Staatsanwaltschaft."
Nach dem Bekanntwerden des Cesar Parra-Skandals, plant der Amerikanische Reiterverband (USEF) eine Regeländerung. So soll möglich sein, die Misshandlung von Pferden in den USA strenger zu ahnden – allerdings frühestens ab Dezember 2024. Der Fall Parra: USEF plant Regeländerung zur Ahndung von Tierquälerei
Adam Steffens-Smienk: „Die Öffentlichkeit hat noch nicht einmal zehn Prozent von dem gesehen, was tatsächlich passiert ist.“
Die tierschutzwidrigen Methoden von Cesar Parra schockieren aktuell die Pferdewelt. Adam Steffens-Smienk war es, der Videomaterial gesammelt und schließlich öffentlich gemacht hat. Wir haben mit ihm über die aktuellen Geschehnisse gesprochen.
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