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Leseprobe: "Es muss eine Untergrenze geben"

Die Ausbreitung der Wölfe in Deutschland

Wölfe sind wunderschöne Tiere. Doch viele Pferdehalter hadern mit ihrer Rückkehr in die deutschen Wälder. Denn immer mehr Weidetiere geraten auf ihren Speiseplan, darunter auch Fohlen, Ponys und in Einzelfällen sogar Großpferde. Ein Gespräch mit Bernhard Feßler über die Notwendigkeit eines gezielten Wolfsmanagements.

In vielen deutschen Wäldern ist der Wolf mittlerweile zu Hause. Selten bekommt man ihn zu Gesicht. Doch zahlreiche Weidetierrisse zeigen, dass ein Wolfsmanagement notwendig ist.

Unser Experte

Bernhard Feßler
Der Leiter des Hauptstadt- Büros der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ist in ständigem Kontakt mit Politikern, um das Thema „Wolfs- Management“ zu diskutieren. Eine emotionale Diskussion.

Herr Feßler, laut Wolfsmonitoring 2020 der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes gibt es 130 Wolfsrudel in Deutschland, plus Wolfspaare und Einzeltiere. Mittlerweile sind es sicherlich noch mehr. Wölfe gelten in Deutschland als „besonders geschützt“ und dürfen derzeit nicht bejagt werden. Ein Problem aus Ihrer Sicht?

Durchaus! 1992 wurde in der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, in Kurzform der FFH-Richtlinie, auf europäischer Ebene festgelegt, dass der Wolf eine besonders zu schützende Tiergattung im Sinne der Artenvielfalt ist. In diesem Zusammenhang wurden besonders schützenswerte Arten als nicht zu bejagen definiert. Dem haben alle EU-Staaten zugestimmt und damit war die Büchse der Pandora im übertragenen Sinne geöffnet. Denn damit fallen alle als besonders schützenswert definierte Arten darunter, dazu zählen zum Beispiel auch Luchs und Bär. Der Wolf war zu diesem Zeitpunkt noch kein großes Thema in Deutschland. Kleine Bestände lebten in Ostdeutschland, kamen aber dann im Laufe der Zeit immer weiter Richtung Westen.

Dass eine Population wächst, ist ja erst einmal nicht negativ, doch die Gesetze verhindern die Möglichkeit des Einschreitens?

Das Problem ist, dass wir hier in Deutschland nicht die komplette FFH-Richtlinie umsetzen, denn die besagt zwar, dass die besonders schützenswerten Arten nicht bejagt werden dürfen, setzt aber dennoch ein aktives Wildtiermanagement voraus. Und das beinhaltet, dass die Bestände anhand des Wildtiermonitorings kontrolliert und entsprechend auf einem gleichbleibenden Niveau gehalten werden müssen. Doch wir setzen diesen Teil hier nicht um. Deutschland ist übrigens das einzige Land, das es nicht tut.

Warum?

Weil wir in der Politik nicht konsequent sind. Das muss man leider so sagen. 1992 waren die besonderen Arten für Deutschland kein Thema. Und im Laufe der Jahre pochten die Naturschützer immer mehr auf die Artenvielfalt, die Politik unterstützte dies und man ordnete die Richtlinie quasi unter dem Bestreben ein, den Bestand zu vergrößern. Erst als die ersten Nutztierrisse geschehen sind, geriet die Richtlinie wieder in den Blick. Da hatten die Naturschützer bei diesem Thema allerdings bereits eine so große Lobby, dass man nicht plötzlich auf die FFH-Richtlinie verweisen konnte. In 2021 hatten wir deutschlandweit rund 4.000 Wolfsrisse von Nutztieren. Daran kann man die dramatische Entwicklung erkennen. Wir sprechen hier in Deutschland zwar auch von Wolfsmanagement, es handelt sich dabei aber lediglich um Herdenschutz, passende Umzäunungen und Entschädigungen bei Verlusten von Nutztieren.

Das klingt, als sei es vor allem die Lobby der Naturschützer, die ein aktives Wolfsmanagement verhindert?

Ja, in Teilen ist das so. Auf politischer Ebene ist es interessant zu beobachten, dass die NGOs (Anm. d. Red. Non-Governmental Organisation wie Greenpeace, WWF und dergleichen) sich sehr geschlossen präsentieren, auch wenn sie einzeln unterschiedliche Ziele verfolgen. In der Industrie diskutiert man zwar häufig gemeinsame Ziele, doch jeder einzelne tritt dann nach außen mit seinen eigenen Forderungen auf. Im Agrarbereich beispielsweise spricht man auch nicht mit einer Stimme. Im Prinzip sind die NGOs deutlich weniger, aber sie werden lauter wahrgenommen, weil sie ein gemeinsames Ziel nach außen tragen.

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Das ganze Interview mit Bernhard Feßler lesen Sie in unserer Februar-Ausgabe. Das Heft können Sie hier versandkostenfrei bestellen.