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Happy End für Waisenfohlen Far Niente

Der kleine Hengst war erst fünf Wochen alt, als seine Mutter aufgrund einer schweren Kolik verstarb. Mit Teamwork auf dem Behrenshof, Schwarm-Wissen, einer besonderen Ammenstute und einem Quäntchen Glück, hat Far Niente eine zweite Chance bekommen.

Vereint als gehörten sie schon immer zusammen: Waisenfohlen Far Niente und Ammenstute Franziska.

Versmold - Als der kleine Fuchshengst Far Niente von Fürstenlook Ende Februar auf dem Behrenshof geboren wurde, war die Freude groß. Beim gesamten Hofteam und bei Besitzer und Züchter Martin Richenhagen. Far Nientes Mutter Tendresse von Totilas hat der Reiter Revue-Herausgeber ebenfalls selbst gezogen. "Tendresse stand seit letztem Sommer auf unserer Anlage", berichtet Cora Jennissen, Tochter der Hofbesitzer Marion und Peter Jennissen. "Sie war eine ganz tolle Stute, die wir alle sofort ins Herz geschlossen haben." Die Freude über das gesunde Fohlen endete aber jäh, als Tendresse etwa fünf Wochen nach der Geburt eine schlimme Kolik erlitt. "Sie musste leider, nach einer Kolikoperation in der Tierklinik Telgte eingeschläfert werden", berichtet Martin Richenhagen. "Es war für uns ein Schock und wir alle haben unheimlich mit Richenhagens mitgelitten", sagt Marion Jennissen.

Tendresse von Totilas

So wurde aus Far Niente ein Waisenfohlen und die Suche nach einer geeigneten Ammenstute begann. "Ich habe mit den verschiedensten Leuten telefoniert, unter anderem mit Ingrid Wiegmann von Ammenstuten-Deutschland und den Telgtern. Dabei habe ich unheimlich viel neues gelernt", so Marion Jennissen. Und zwar auch, dass man eine Stute, die frisch verfohlt hat, nicht ohne weiteres mit einem fünf Wochen alten Fohlen vergesellschaften kann. Denn Far Niente hatte schon Zähne und das Euter einer Stute, die noch nie gesäugt hat, ist das schlicht nicht gewohnt. "Die Stute würde sich das vermutlich nicht länger als zwei Tage gefallen lassen." Dem Team vom Behrenshof kam dann die rettende Idee: Und zwar Franziska, Cora Jennissens ehemaliges Dressurpferd und selbst dreimalige Mutter, deren eigentlich letztes Fohlen im Dezember vergangenen Jahres abgesetzt worden war, wieder zu "reaktivieren". "Franziska hatte die ganze Zeit noch Euter und deshalb haben wir es versucht", erzählt die Hofbesitzerin. "Sie war immer eine unheimlich liebevolle Mutter und hat früher schon auf der Weide versucht fremde Fohlen zu vereinnahmen."

Die Tierärztin und erfahrenen Gynäkologin Dr. Christina Lewing von der Pferdeklink Warendorf-Milte, die auch den restlichen Bestand des Behrenshofs gynäkologisch betreut, hat das Team um Familie Jennissen ebenfalls bestärkt, es zu versuchen und den ganzen Prozess begleitet. Die Milchbildung der Stute wurde durch medikamentöse Unterstützung angeregt, aber wie sich zeigte brauchte die Vergesellschaftung vor allem etwas Zeit. Auf den ersten Blick war Franziska offenbar nicht sofort überzeugt von ihrem neuen Ziehsohn. Das hat den Optimismus aller Beteiligten etwas schwinden lassen "Aber", betont Marion Jennissen, " es gab eine Person die nicht aufgeben wollte und das war unsere Vroni." Bereiterin Veronika Oltmanns hat alle motiviert, es weiter zu versuchen und dem kleinen Hengst eine Chance zu geben. Die Beharrlichkeit des ganzen Teams hat sich ausgezahlt. Nach einer Nacht in benachbarten Boxen und einigen Anläufen freilaufend in der Halle, ist der Funke übergesprungen. "Da war Franziska dann total auf ihn fixiert, ist ihm die ganze Zeit hinterhergerannt und das obwohl sie mit 23 Jahren auch schon nicht mehr die Jüngste ist. Sie war mit einem Mal wieder das blühende Leben und dann hat sie sich ohne unser Zutun hingestellt und ihn trinken lassen", beschreibt Cora Jennissen den Moment als alle wussten, dass die Vergesellschaftung gelungen war. Ein richtiges "Wechselbad der Gefühle" nennt sie die turbulente Zeit nach dem Tod von Tendresse. Marion Jennissen erfuhr die frohe Botschaft von Bereiterin Vroni, die jubelnd über den Hof auf sie zugelaufen kam. "Das war wirklich unglaublich emotional", erinnert sie sich.

Gestern konnte der kleine Hengst gemeinsam mit Franziska die Sonne auf der Weide genießen. "Der kleine Far Niente ist putzmunter und die Amme glücklich", resümiert Martin Richenhagen.

Ein Happy End und gleichzeitig der Beginn eines hoffentlich langen, gesunden Pferdelebens.