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Merci, Comme Il Faut!

Zum Abschied ein Wiehern und ein paar unwiderstehliche Bocksprünge auf der Ehrenrunde – typisch Comme il faut. Mit seinen 16 Jahren wurde der Ausnahmehengst aus dem Sport verabschiedet. Sein Reiter Marcus Ehning hatte dafür Riesenbeck ausgewählt, „Commis“ Geburtstort.

Fröhlich galoppierte und buckelte Comme il faut auf seinen letzten Ehrenrunden durchs Stadion.

Riesenbeck – „Merci, Comme il faut“ stand in gelben Lettern auf der schwarzen Decke. Am Samstagnachmittag drehte das Ausnahmepferd unter seinem Reiter Marcus Ehning seine letzten Ehrenrunden im Parcours. In Riesenbeck, seinem Geburtsort, bei Gastgeber Ludger Beerbaum, seinem Züchter. Mit 16 Jahren, fit, gesund und bis zuletzt noch immer auf Top-Niveau springend.

Comme il faut, übersetzt „wie es sich gehört“, kam am 20. April 2005 im Stall Ludger Beerbaum in Riesenbeck auf die Welt. Seine Eltern, zwei Legenden: Cornet Obolensky und Ratina Z, die Ludger Beerbaum 1996 in Atlanta zu olympischem Mannschaftsgold. Comme il faut ist optisch ganz die Mama.

Comme il faut vor zehn Jahren bei den Bundeschampionaten in Warendorf unter seinem damaligen Ausbilder und Reiter Franz-Josef Dahlmann.

Franz-Josef "Peppi" Dahlmann bildete Comme il faut in den ersten Jahren aus. Und schon damals fiel er durch seine flummi-ähnliche und quirlige Art zu springen auf, er gewann er Silber bei den Bundeschampionaten in Warendorf und bei der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde in Lanaken. Mit acht Jahren kam Comme il faut zu Marcus Ehning nach Borken. Der förderte ihn bis auf Fünf-Sterne-Niveau förderte und kann sich an unzählige unvergessliche Momente im Parcours erinnern, vor allem, wenn es schnell wurde: „Es gab einige unglaubliche Stechen, die ich mit ihm geritten bin.“ Bei den Europameisterschaften 2019 in Rotterdam gewannen Ehning und Comme il faut Mannschaftssilber und wurden Fünfte im Einzel. 2016 gewannen sie den Weltcup in Madrid, den Großen Preis von Wien der Global Champions Tour, 2018 und 2019 den Fünf-Sterne-Grand Prix von Chantilly, 2018 das Nationenpreisfinale in Barcelona und den Fünf-Sterne-Grand Prix von Brüssel. Insgesamt sprang der Hengst in seinem Leben ein Preisgeld von rund 1,6 Millionen Euro ein.

Kämpferherz. Seine Art zu springen und die schwersten Parcours zu meistern, bleiben unvergesslich. Wie hier bei der EM in Rotterdam 2019 mit seinem Reiter Marcus Ehning.

Ein großes Ego

„Jeder, der ihn einmal gesehen hat, vergisst ihn nicht – egal, ob er ihn einmal vierjährig gesehen hat oder 15-jährig“, sagte Ehning. „Seine positive Ausstrahlung, sein Wille und dieses Spielerische, das ist glaube ich so sein Merkmal.“ Im Stall sei er ein sehr ruhiger, lieber Geselle, „aber schon auch ein ziemlicher Angeber, im positiven Sinn. Wenn ich hier gleich reinreite, ist er am Wiehern. Er wird nicht unkonzentriert, aber er muss mal Bescheid sagen ‚hier bin ich’. An jedem Pferd, an dem ich vorbeireite, knurrt er so ein bisschen – er macht dann nichts. Er hat schon ein sehr, sehr großes Ego.“

Man(n) lässt sich feiern: Comme il faut mit Marcus Ehning und den vier Ehning-Kindern.

Comme il faut wirkt klein, dabei misst er 1,67 Meter. „Aber er ist extrem kurz, hinterm Sattel ist wirklich nicht mehr viel.“ Eine starke Persönlichkeit, Kampfgeist, das hat Comme il faut immer ausgezeichnet, hat ihn fliegen lassen. „Er war immer ein Pferd, bei dem ich versucht habe, sehr behutsam mit umzugehen. Er hatte nicht dieses leichte Vermögen, er hat alles über seine Einstellung gemacht und das will man auf keinen Fall kaputtmachen.“

Ludger Beerbaum brachte es bei der Verabschiedung auf den Punkt: „Comme il faut ist das beste Beispiel dafür, wie wichtig es im Leben ist, den richtigen Partner zu finden. Ohne Marcus wäre Comme il faut nicht hier. Marcus hat seine Stärken gefördert und mit seinen Schwächen gelebt. Es war Marcus‘ Idee, ihn hier an seinem Geburtsort zu verabschieden. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

Abschied an seinem Geburtsort, in Riesenbeck. Ludger Beerbaum ist der Züchter von Comme il faut.

Und natürlich wieherte der so sympathische Hengst im Stadion noch einmal, um kurz darauf mit gespitzten Ohren und ein paar seiner typischen Bocksprünge über den Rasen zu galoppieren, vorbei an den Zuschauern, seinen Fans und unter seinem Reiter Marcus Ehning, der ihn immer die Pferdepersönlichkeit sein ließ, die Comme il faut war und ist. Die Musik passend: „I am what I am“.

Seine Zukunft als Deckhengst

Der Hengst steht im Besitz des ukrainischen Gestüts Zhaschkov, auf dem er bisher einmal im Jahr für mehrere Wochen über Winter im Deckeinsatz war. Dort geht für Comme il faut nun die Reise hin und bezieht dort die Box direkt neben Cornet Obolensky. „Er kennt das und hat Leute dort, die sich um ihn kümmern. Er wird sich dort auch heimisch fühlen“, sagte Ehning. „Danach wird er wahrscheinlich zu Hubert Vornholt nach Münster gehen, wo er auch aufgewachsen ist.“ Das Gestüt Zhaschkov hatte den Hengst zweijährig in die Hände des Hengsthalters und Pferdemannes Hubert Vornholt gegeben. Der bereitete den Hengst für die Körung vor, vermarktete ihn und sorgte für die sportliche Förderung unter den passenden Reitern, sei es Peppi Dahlmann, für kurze Zeit Toni Haßmann oder schließlich Marcus Ehning.

Bisher hat Comme il faut 34 gekörte Söhne, 16 seiner Töchter sind Staatsprämien- beziehungsweise Prämienstuten. Einer seiner Söhne ist der achtjährige Comme le père aus einer Contender-Mutter – Ludger Beerbaum ist mit ihm in internationalen Jungpferde-Prüfungen erfolgreich.

Comme il faut bleibt in Erinnerung, seinem Reiter Marcus Ehning, seinem Züchter Ludger Beerbaum und jedem, der ihn einmal gesehen und erlebt hat. Merci, Comme il faut!

Mach's gut, Comme il faut!