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Deutsche Meisterschaften Dressur und Springen 2022​

Gold für Mario Stevens und Starissa​

Auf seinem Hannoveraner Wallach blieb Stevens als einziger Reiter über alle Prüfungen ohne Hindernisfehler. Silber gewann Philip Rüping, Bronze ging an Marcus Ehning.​

Die Medaillengewinner der Deutschen Meisterschaften 2022: Philip Rüping, Mario Stevens und Marcus Ehning (v. l.).

Balve – Mario Stevens hatte ordentlich zu tun, die Kontrolle über seinen Starissa auf der Ehrenrunde zu behalten. Dieser gab Vollgas und Stevens genoss es trotz voller Hände in vollen Zügen. Der 39-jährige Springreiter aus dem niedersächsischen Molbergen ist der neue Deutsche Meister. 2018 war ihm das in Balve schon einmal gelungen mit Talisman de Mazure, den er damals erst sechs Wochen unterm Sattel hatte und Stevens selbst gerade nach einem Magengeschwür frisch aus dem Krankenhaus entlassen worden war – feiern war da nur mit angezogener Handbremse. In diesem Jahr wird „so gebührend“ gefeiert.

Mario Stevens und Starissa, vier fehlerfreie Runden.

Mit dem neun Jahre alten Starissa von Stakkato Gold-Quidam’s Rubin hat Stevens einen Sportpartner für die Zukunft. Er hat eine riesige Entwicklung gemacht allein in den vergangenen drei Monaten. Von Zwei-Sterne-Niveau über Leipzig, Hagen, Mannheim zu Fünf-Sterne-Niveau in der Global Champions-Tour in Hamburg. Stevens und Starissa mischten ganz vorne mir. In Balve galt er als Favorit, erst recht, nachdem er in der ersten Wertungsprüfung am Freitag in beiden Umläufen fehlerfrei blieb. „Das ist Fluch und Segen zugleich. Es ist schon Druck da. Meistens wird es aber dadurch auch besser, man fokussiert sich mehr und ich habe es Gott sei Dank nach Hause gebracht.“ Springreiterkollege Marco Kutscher war extra nach Balve gekommen, um Stevens zu unterstützen. Seit einiger Zeit trainieren Stevens und Kutscher zusammen, „ich bin tendenziell heißblütig, motivieren muss er mich nicht, eher ein bisschen Ruhe reinbringen“, sagte Stevens. Er ist derzeit gut für die Zukunft beritten, mit der achtjährigen Carrie, dem siebenjährigen Hengst Cornet de Semilly und eben jenem Starissa. Was würde er im Falle eines unmoralischen Angebots machen? Bleibt dann Starissa? „Ja." Klare Antwort. Er habe viel mit seiner Familie darüber gesprochen, auch über Starissa und die beiden anderen Nachwuchshoffnungen. „Das Thema spreche ich auch nicht mehr an zu Hause, das gibt nur Ärger. Ich habe mit Otto einen groben Plan für die Pferde gemacht. Dass das jetzt alles so kommt und Starissa mit mir im vollen Stadion so springt und mit dem Druck so umgehen kann, das ist der Hammer. Mein Ziel war Aachen, das habe ich erreicht. Er muss gesund bleiben, dann gucken wir weiter. Er ist ja auch erst neun Jahre alt.“

Alle Hände voll zu tun bei der Ehrenrunde: Mario Stevens und Starissa.

Für Philip Rüping war der Vize-Meister-Titel heute einer seiner größten Erfolge seiner Karriere. Im Sattel des ebenfalls erst neunjährigen Holsteiner Casall-Contender-Sohnes Casallco kassierte er lediglich im ersten Umlauf des heutigen Springens einen Zeitstrafpunkt – die Stangen blieben alle liegen. Das Holsteiner Duo ist seit drei Jahren gemeinsam im Parcours unterwegs. „Zuvor hat Bastian Freese das Pferd unglaublich gut ausgebildet und die Grundlage dafür gelegt, dass das jetzt so gut funktioniert. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich das Pferd kontinuierlich weiterentwickelt“, freute sich Rüping.

Philip Rüping und Casallco im vollen Balver Stadion, Silber.

„Wie er hier von Runde zu Runde immer besser gesprungen ist, hat mir ein unglaublich gutes Gefühl gegeben und ich blicke positiv in die Zukunft“, sagte der 38-Jährige. Casallco gehört Paul Schockemöhle, dennoch sei sich Rüping zumindest zu 99,9 Prozent sicher, dass ihm das Pferd erhalten bleibe. Aus gutem Grund: Als Deckhengst hat sich Casallco bereits einen außergewöhnlichen Namen gemacht habe. „Er schickt sich an als Vererber auf lange Sicht bei uns Nummer eins zu werden. Und wenn es um seine eigene Zucht geht, steckt Paul so viel Herzblut rein, sodass ich relativ ruhig bleiben kann.“ Rüping hat im Junge Reiter-Lager schon Championats-Erfolge feiern können, wurde 2005 Mannschafts-Europameister mit Rainbow, hat junge Pferde bis zur WM der jungen Springpferde als Jockey begleitet, sie ausgebildet. Nun im Seniorenlager eine DM-Medaille zu gewinnen, das sei schon besonders. „Und dann neben diesen beiden Jungs zu sitzen, das macht einen schon ein bisschen stolz.“

Stilistisch wie immer eine eigene Klasse: Marcus Ehning auf A la carte NRW.

Einer der Jungs Marcus Ehning. Vor genau 20 Jahren wurde er mit dem großen For Pleasure Deutscher Meister in Mannheim. Vier Silbermedaillen kamen im Laufe der Zeit noch dazu, die letzte 2011. In diesem Jahr wurde es mit dem Nordrhein-westfälischen Landbeschäler A la Carte NRW die Bronzemedaille. Ein Hindernisfehler unterlief den beiden in Umlauf eins – damit waren sie zwar im Gesamtklassement punktgleich mit Patrick Stühlmeier und Carmina, allerdings hatte Ehning in der zweiten Wertungsprüfung dank besserer Zeit die Nase vorne. Ehning war der einzige Reiter aus dem Olympiakader, der in Balve an den Start ging. „Ich bin mit der Familie Landsberg lange gut befreundet, ich habe hier tolle Erfolge gefeiert, ich mag das Turnier sehr, vor allem das Ambiente. Ich habe relativ spät zugesagt, weil in Sopot Nationenpreis war und wenn Otto (Becker) mich dort unbedingt gebraucht hätte, wäre ich dort hingefahren. Aber so stand für mich außer Frage, dass ich hier starte“, sagte der 48-Jährige. Es sei dieses Jahr ein interessantes Jahr für ihn nachdem Comme il faut, Cornado und Pret a Tout in Rente gegangen sind. „Da müssen die anderen Pferde erst mal in deren Fußstapfen treten. Das haben vor allem zuletzt Stargold und Priam deutlich unter Beweis gestellt, dass ich noch nicht ganz abgeschrieben bin." Das nennt man dann wohl Borkener Understatement.

Meistertaufe für Mario Stevens.

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