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Luhmühlen 2021

Fünf-Sterne-CCI: Das Sommermärchen der Mollie Summerland

Christoph Wahler wird nach einer weiteren Glanzrunde, dieses Mal im Parcours, souverän Zweiter vor der US-Amerikanerin Ariel Grald.

Unter Tränen. Mollie Summerland und Charly van ter Heiden.

Luhmühlen – Am Ende liefen die Tränen. Die 23 Jahre junge Mollie Summerland hat mit Charly van ter Heide den Fünf-Sterne-CCI von Luhmühlen mit 30,2 Minuspunkten gewonnen. Zweiter wurde Christoph Wahler bei seinem lang ersehnten Debüt mit Carjatan S (32,1) vor der US-Amerikanerin Ariel Grald und Leamore Master Plan (37,4).

One-Woman-Show

Sichtlich gerührt stand Mollie Summerland in der Siegerehrung und kurz darauf vor den Journalisten. Drei Tage hat Mollie Summerland genau an dieser Stelle immer wieder tiefgestapelt und sich letztlich selbst jeden Tag aufs Neue überrascht. Und noch mehr hat ihr Pferd Charly van ter Heiden sie überwältigt. Drei Tage lang hat sie sich mit dem zwölfjährigen Hannoveraner aus der Zucht von Klaus Steffens an der Spitze behauptet und heute ihren ersten Sieg in dieser Klasse gefeiert. „Ich wünschte, dieser Tag würde nie enden“, sagte sie unter Tränen. „Es ist ein Tag, der mein Leben verändert.“

Allein ist sie aus Uffcot im Süden Englands in die Heide gereist, ist dafür – wegen der coronabedingten Einreiseregelungen – extra den Weg über die Niederlande gegangen, hat sich bei Tim Lips einquartiert und ist mit ihm nach Luhmühlen gefahren. Die frühere Pferdepflegerin und Eventing-Nation-Reporterin Tilly Berendt war ihr in diesen Tagen wichtige Unterstützung, hat ihr bei der Einreise und mit dem Pferd geholfen, wo es nötig war. Mollie schickte mit dem Handy Gelände- und Parcours-Skizzen nach Großbritannien zu ihren Trainern, Freunde verfolgten für sie die Reiter am Bildschirm, um ihr aus der Ferne noch Tipps zu geben.

Heute im abschließenden Springen klapperten dann zwar mächtig oft die Stangen bei dem Hannoveraner Contendros Bube-Escudo II-Sohn, aber sie blieben alle in ihren Auflagen. Ein gutes Pferd springt eben nur so hoch wie es muss – und Glück gehört am Ende auch dazu. 1,2 Strafpunkte für Zeitüberschreitung nahm sie dafür in Kauf, „obwohl es sich gar nicht so langsam angefühlt hat. Ich wollte sicher null reiten“, sagte Mollie Summerland, die unter anderem zwei Jahre bei Pippa Funnell verbrachte, die ihr auch bei Charly eine große Hilfe war. Heute trainiert sie bei Carl Hester und Robin Dumas, versucht überall sich etwas abzugucken und zu lernen.

Eine geglücktes Debüt

Ein Traum ist auch für Christoph Wahler in Erfüllung gegangen. Allein schon, dass er mit dem Clearway-Galant Vert-Nachkommen im dritten Anlauf nun endlich sein Fünf-Sterne-Debüt feiern konnte und das beinahe vor der eigenen Hoftür. Nach einer für ihn nicht ganz zufriedenstellenden Dressur, lieferte er mit seinem Schimmel sowohl als auch im Gelände zwei Glanzstücke ab. Gestern hatte er sich auf den zweiten Rang vorgearbeitet. Danach den Fokus nicht zu verlieren und den Druck auf den eigenen Schultern nicht zu groß werden zu lassen, dass sei die Herausforderung heute gewesen. „Ich hatte eine ganze Nacht Zeit darüber nachzudenken, wo wir jetzt liegen, und es ist nicht so, dass man das ganz ausklammern kann. Man versucht so zu reiten wie immer – das ist mir in der Vergangenheit nicht immer so gelungen, aber hier hat das sehr gut funktioniert.“ Es war eine stilistisch feine und vor allem absolut sichere, mühelos wirkende und konzentrierte Runde vom ersten bis zum letzten Hindernis.

Souverän, mit Übersicht, konzentriert: Christoph Wahler und Carjatan S.

„Er ist so vorsichtig, gibt sich so viel Mühe, ist so bei mir“, freute sich Wahler. Es sah in der Tat nicht danach aus, dass Carjatan gestern einen schwere Prüfung gegangen ist, „es fühlte sich auch nicht danach an“, so Wahler. Der 27-Jährige freut sich nun auf Zuhause, möchte vorher noch mit Carjatans Mitbesitzerin Lena Tönnies anstoßen, sie hat im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass der Schimmel bei Christoph Wahler bleiben kann. Daheim erwartet ihn seine Mannschaft, mit denen diesen Erfolg von Luhmühlen feiern möchte. „Da sind Carjatan und ich – und noch 30 andere Leute drum herum, die zu diesem Erfolg beigetragen haben.“ Ob er ein Kandidat für Tokio ist? „Das entscheiden zum Glück andere“, winkt er ab. In Luhmühlen haben er und Carjatan jedenfalls beste Werbung in eigener Sache gemacht – auf Fünf-Sterne-Niveau.

Lachende Dritte

Im Springen einen Platz nach vorne schaffte die Amerikanerin Ariel Grald mit dem Iren Leamore Master Plan. Eine lange Reise haben die beiden aus North Carolina auf sich genommen, um in der Heide an den Start zu gehen. Wohl durchdacht. Sie wollte ihr Pferd, mit dem sie schon bei den Klassikern Kentucky und Burghley in den Top-Zwölf landete, vor eine technische Aufgabe stellen. Im Parcours blieb sie fehlerfrei und da die bis dato Dritte Emilie Chandler zwei Hindernisfehler kassierte, rutschte sie auf den Podiumsplatz nach vorn.

Nur 15 Paare gingen heute im abschließenden Springen an den Start, fünf blieben strafpunktfrei. Darunter auch Michael Jung und fischerWild Wave. Der Reiter aus Horb und sein Water Dance xx-Acobat 2-Sohn meisterten den Parcours souverän in 87,39 Sekunden. Damit schoben sich die beiden im Gesamtklassement auf Platz fünf vor.

Das Ergebnis