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Luhmühlen 2021

Christoph Wahler bei Fünf-Sterne-Premiere auf Platz zwei nach dem Gelände

Lang hat Christoph Wahler auf dieses Debüt gewartet, mit einer grandiosen Geländerunde hat er sich auf Rang zwei katapultiert. Auf Rang eins: Mollie Summerland, die in Luhmühlen ihr persönliches Sommermärchen erlebt.

Christoph Wahler und Carjatan S. Premiere mehr als geglückt.

Luhmühlen – Mollie Summerland aus Großbritanien mit Charly van ter Heiden auf Rang eins (29 Minuspunkte), Christoph Wahler mit Carjatan auf Platz zwei (32,1) und mit Emilie Chandler auf Gortfadda Diamond ein weiteres britisches Paar auf Rang drei (36). So das Zwischenergebnis der Fünf-Sterne-Prüfung von Luhmühlen in aller Kürze und Nüchternheit. Doch hinter allen drei Ergebnissen steckt eine besondere Geschichte.

Summerlands Sommermärchen mit Online-Support

Da ist die Britin Mollie Summerland, die mit ihrem Charly hier in Luhmühlen eine One-Women-Show abliefert und zum Pressegespräch mit den Worten „entschuldigt, dass ich so unordentlich aussehe“ kommt. Vor knapp zwei Wochen hat sie sich beim Niederländer Tim Lips einquartiert, um in Luhmühlen starten zu können beziehungsweise die strengen Quarantäne-Bedingungen der Briten zum umschiffen. Ohne Trainer, ohne Groom ist sie hier, managt ihren Charly ganz allein. Gestern setzte sie sich in der Dressur an die Spitze, heute brachte sie ihr Dressurergebnis auf Mike Etherington-Smiths Geländestrecke nach Hause. Tipps und jegliche Unterstützung bekam sie zuvor von zu Hause – und zwar so wie man das eben in Corona-Zeiten macht: als Online-Version. „Ich habe den Kurs an meinen Trainer geschickt und er hat mir noch Tipps gegeben. Freunde von mir haben sich die Ritte der anderen Reiter im Livestream angesehen. Ich bin so dankbar für diesen support“, sagte sie. Und dann war da natürlich noch ihr Pferd: der Hannoveraner Charly von Contendros Bube-Escudo II. „Charly ist ein absolutes Ausnahmepferd. Ich weiß nicht, was ich jemals getan habe, um dieses Pferd zu verdienen. Ich bin nach wie vor recht unerfahren und er gibt alles für mich.“ Understatement pur der 23 Jahre jungen Britin.

Mollie Summerland und Charly.

Wahlers Aufholjagd

Ein paar Mal in den vergangenen zwei Jahren hatte er schon die Fünf Sterne im Visier, aber es sollte nicht sein. „Jetzt das Heimspiel in Luhmühlen, endlich hat’s geklappt“, freute sich Christoph Wahler nach seinem Geländeritt mit dem Holsteiner Schimmel Carjatan S. „Wir haben ihn sehr ausgiebig trainiert, haben viel Galopptraining gemacht.“ Das hat sich bei den warmen Temperaturen heute mehr als ausgezahlt. Dass dem zwölf Jahre alten Clearway-Nachkommen, den Wahler seit seinem fünften Lebensjahr ausgebildet und in den internationalen Sport gebracht hat, Luhmühlen liegt, hatte er schon bei seinem EM-Start vor zwei Jahren gefühlt. Der Kurs heute kam dem Schimmel mit der großen Galoppade entgegen. „Da war es für uns auch nicht so schwer die Zeit zu schaffen.“

Die souveräne Geländerunde kam gerade recht. Denn „auch wenn man es gestern nicht gesehen hat, haben wir auch relativ viel Dressur trainiert. Das können wir besser und die Fehler gehen komplett auf meine Kappe.“ So ging es für das Paar vom Klosterhof Medingen – eine gute halbe Stunde von Luhmühlen entfernt – von Rang auf sieben auf den zweiten Platz nach oben im Ranking (32,1 Punkte).

Chandlers spontaner Plan B

Die Britin Emilie Chandler hatte sich kurzfristig entschieden nach Luhmühlen zu reisen – anders als viele ihrer Landsleute, die ihren Start zurückgezogen hatten. Sie war bei ihrem letzten Start mit Gortfadda Diamond in Bicton früh im Gelände ausgeschieden. Als eine Woche vor Luhmühlen die Quarantäne-Regelungen gelockert wurden, entschied sie, in Luhmühlen an den Start zu gehen. „Unsere letzte Prüfung habe ich nach zwei frühen Run-Outs vorzeitig beendet, ich brauchte also schon emotionale Stärke, um hier an uns zu glauben. Gelände ist meine liebste Teildisziplin und er war einfach fantastisch“, schwärmte sie sichtlich bewegt und mit Tränen in den Augen von ihrem zwölf Jahre alten irischen Wallach. „Er ist ein super Pferd, was noch etwas Selbstvertrauen braucht und ich hatte das Gefühl, dass er heute im Gelände an den Aufgaben gewachsen ist.“

In Bicton zwei Vorbeiläufer, in Luhmühlen lief alles wie am Schnürchen für Emilie Chandler und Gortfadda Diamond.

Jungs Eisenverlust

Gewachsen ist auch fischerWild Wave an den heutigen Aufgaben, da ist sich sein Reiter Michael Jung sehr sicher. Er war hoch zufrieden mit seinem neun Jahre alten Holsteiner. Ziemlich spät im Cross kam mit dem steilen Coffin im Schatten nochmal eine hoch anspruchsvolle Aufgabe, am Einsprung kam Jung etwas dicht und Wild Wave löste das MIM-System, das Rotationsstürze verhindern soll, aus. Das kostete elf Strafpunkte, ein Eisen und vier Plätze. „Dieser kleine Patzer hätte schlimmer ausgehen können“, sagte Jung nach seinem Ritt. „Mit dieser ersten Fünf-Sterne-Runde bin ich ansonsten voll zufrieden. Er hat sich toll reiten lassen, hat eine super Einstellung, super Galoppiervermögen. Ich bin trotzdem glücklich mit der Runde.“

Für Michael Jungs Wild Wave war's die erste Fünf-Sterne-Prüfung.

Neun der 24 Paare schieden im Gelände aus der Feder des Briten Mike Etherington-Smith aus. Nadine Marzahl entschied bei ihrer Fünf-Sterne-Premiere mit Vanlentine bereits nach der ersten Verweigerung im ersten Wasser, die Runde nicht zu beenden. Für Malin Hansen-Hotopp und Monsieur Schnabel war nach zwei Verweigerungen Schluss. Auch für die Favoriten aus Neuseeland, Tim und Jonelle Price, war die Reise überraschenderweise im Gelände zu Ende. Tim Price mit Sky Boy und Ascona wegen Verweigerungen, seine Frau Jonelle Price kam mit Faerie Dianimo zu groß an Hindernis 19, der Schimmel stürzte, beide landeten unsanft, aber glücklicherweise nebeneinander auf dem Boden. Die Reiterin blutete im Gesicht, sie und ihr Pferd waren aber schnell wieder auf den Beinen.

Ergebnis