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Weltreiterspiele 2018

„Eine Riesen-Enttäuschung“

Zu heiß, zu nass, zu matschig – zum Wohle der Pferde wurde der Distanzritt bei den Weltreiterspielen endgültig abgebrochen. Das alles nach einem bereits völlig verkorksten, chaotischen Start.

Entladener Frust bei den Reitern. Der Abbruch des Rennens zum Wohle der Pferde war das eine, der chaotische Verlauf das andere.

Tryon/USA – Große Enttäuschung bei den Distanzreitern in Tryon. Erst ein gänzlich chaotischer Start ins Rennen bei den Weltreiterspielen – ein Teil der Reiter wurde auf die falsche Strecke geleitet. Dann der komplette Abbruch.

Was war da los?

Um 6:30 begann das Rennen um Gold, Sieber und Bronze, 160 Kilometer lang die Strecke. Doch einige Reiter waren im wahrsten Sinne auf der falschen Fährte. Knapp zwei Stunden später stellten das die Equipechefs fest, der Veranstalter brach das Rennen ab. Um 11:15 Uhr dann der Neustart, jetzt sollte das Rennen über eine Distanz von 120 Kilometern gehen. Mit dabei die drei deutschen Paare Rebecca Arnold mit Serpa, Bernhard Dornsiepen mit Bekele el Djem und Ursula Klingbeil mit Aid Du Florival.

Starker Regen, rutschiger Boden, Temperaturen von circa 30 Grad Celsius, hohe Luftfeuchtigkeit erschwerten die Bedingungen. Die drei deutschen Reiter kamen gemeinsam nach dem ersten Loop ins Vet-Gate. Hier werden die Pferde tierärztlich untersucht und sie müssen sich in einer vorgegebenen Zeit erholen, um dann in den zweiten Loop aufbrechen zu dürfen. Der Wallach Serpa von Rebecca Arnold qualifizierte sich aus metabolischen Gründen nicht für den zweiten Loop weiter. „Der Puls lag nach 15 Minuten noch ein wenig über den vorgegebenen 64 Schlägen“, erklärte Equipechefin Annette Kaiser. „Die vorgegebene Zeit für die Pulsregulierung war aufgrund der Wetterverhältnisse von 20 auf 15 Minuten reduziert worden. Das Pferd sah aber gut aus und wurde offensichtlich nicht überstrapaziert.“

Rebecca Arnold und Serpa - vorzeitiges Ende nach dem ersten Loop.

Dornsiepen und Klingbeil packten mit ihren Pferden auch den zweiten und dritten Loop – dann kam die Nachricht, dass der Ritt komplett abgebrochen wird. Dornsiepen: „Wir hatten bis zum Abbruch einen tollen Ritt, es war total angenehm zu reiten. Die Stimmung an der Strecke war der Wahnsinn, landschaftlich herrlich, es gab unglaublich viele freundliche Helfer und super Unterstützung von den Zuschauern. Allein um denen etwas zurückzugeben, bin ich nach dem ersten Abbruch weitergeritten. Ich war den Tränen nahe, als der endgültige Abbruch kam. Wir hätten gerne um eine Medaille mitgekämpft, auch wenn wir wussten, dass dafür alles passen muss und wir alle unsere Leistung abrufen müssen.“

Abbruch nachvollziehbar, der Ablauf ein "Schlag ins Gesicht"

Insgesamt sei der Ablauf der Veranstaltung für die Reiter ein Schlag ins Gesicht gewesen, sagte Dornsiepen. „Den Abbruch an sich kann ich aber nachvollziehen, die Bedingungen waren extrem. Mein Pferd kam gut damit zurecht, fühlte sich sehr gut an. Es muss aber auch andere Pferde gegeben haben, deren Pulswerte extrem hoch waren. Die Argumentation für den Abbruch ist für mich also ok.“

Schon die Tage vor dem Start seien schwierig für die Teams gewesen, berichtete Annette Kaiser. Informationen habe es nur stückchenweise gegeben, und diese seien immer wieder verändert worden. Selbst der Ort des Startes sei bis zum Beginn des Rennens nicht bekannt gewesen. Deshalb auch die Verwirrung beim Start. „Fakt ist, dass solch eine Änderungen eines 160-Kilometer-Rennens die Athleten, Pferd und Reiter, völlig aus dem Konzept bringt“, sagte Kaiser. „Das ist eine Riesen-Enttäuschung für die Athleten und alle, die hierfür riesigen Aufwand und Vorbereitung betrieben haben. Trotzdem muss man sagen, dass man heute kein Pferd gesehen hat, dem es offensichtlich nicht gut ging. Unsere deutschen Pferde waren top-fit.“

Dass die Reiter die Strecke vor dem Start nicht besichtigen konnten, sei zwar ärgerlich gewesen, aber nachvollziehbar. Das Gelände, auf dem die Strecke verläuft, gehört 70 Privatleuten. „Von Anfang an war klar, dass die Grundstücke nur für diesen einen Tag des Rennens geöffnet werden“, sagte Kaiser. „Das war nicht schön, aber auch nicht überraschend.“

Quelle