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CHIO Aachen: „Ein Kindheitstraum“ – André Thieme gewinnt den Großen Preis​

In einem packenden Stechen hat André Thieme mit seiner Chakaria Geschichte geschrieben: Er hat den Großen Preis gewonnen. McLain Ward wurde Zweiter. Richard Vogel verpasste den Sieg am letzten Hindernis.​

André Thieme und Chakaria: Sieger im Großen Preis von Aachen 2024.

Aachen – „Es ist unbeschreiblich, es ist wirklich ein Kindheitstraum, der in Erfüllung gegangen ist“, sagte ein sichtlich berührter André Thieme. Da hatte er gerade Geschichte geschrieben. André Thieme ist der Sieger im Großen Preis von Aachen. Mit seiner Chakaria hat er Geschichte geschrieben.

Vier Reiter hatten es nach zwei Umläufen ins Stechen geschafft. Der US-Amerikaner McLain Ward musste mit dem KWPN-Wallach Ilex vorlegen, bei 41,02 Sekunden blieb die Uhr stehen – eine blitzsaubere Runde, um die Konkurrenz herauszufordern. Der Schweizer Martin Fuchs versuchte mit seinem Schimmel Leone Jei nachzulegen, doch seine Risikofreude wurde nicht belohnt. Schneller in der Zeit, aber mit einem Hindernisfehler kam er ins Ziel (4/39,03). Nun lag es an André Thieme. Steve Guerdat hatte ihm vorher noch gesagt, dass er auf den ersten zwei Linien auch einen Galoppsprung weniger machen könne. „Nein, wie soll das gehen?“, fragte Thieme. „Du hast lange Beine, das geht“, antwortete Steve Guerdat. „Ich wollte voll angreifen, ich wusste aber auch, dass ich nicht dieselbe Anzahl Galoppsprünge reiten kann, weil meine Stute einfach nicht den allergrößten Galoppsprung hat.“ An Steve Guerdats Ratschlag vermochte er sich nicht zu halten. Aber er wusste, wie wendig Chakaria ist und dass sie in der Luft nicht zu viel Zeit verliert. „Deswegen wusste ich, ich kann es schaffen.“

In blendender Form: Richard Vogel und United Touch

Der Druck lag nun bei Richard Vogel, der beim diesjährigen CHIO ein Podium nach dem anderen besetzte. Sein United Touch: in Top-Form. „Richard VOGEL“, riefen die Zuschauer, als er mit dem westfälischen Hengst ins Stadion ritt. Souverän bestritten die beiden den ersten und zweiten Umlauf und ebenso das Stechen. Doch am letzten Hindernis, als sich Vogel schon als sicherer Sieger wähnte, fiel doch noch die Stange. 38,64 Sekunden die Bestzeit, die in diesem Moment doch „nur“ Platz drei hinter Ward wert war. „Das hätte ich heute Morgen sofort unterschrieben. Zu wissen, man hätte es gewinnen können, ist natürlich ärgerlich. United war in allen drei Runden in einer so guten Form. Da war ich mir schon fast sicher, wie er den Sprung angegangen ist, mit den Vorderbeinen rüber war und wir auch schneller waren, aber dann hat er doch mit den Hinterbeinen die Stange leicht berührt. Es soll mir eine Lehre sein, dass man sich nie zu sicher sein darf.“

Indes genoss André Thieme seinen Erfolg. „Die Stute hat mir schon so viele große Titel und Grand Prix-Siege auf der ganzen Welt beschert. Dieser Nationenpreis hier vor zwei Jahren in Aachen, als ich mit ihr als letzter Reiter Null war und wir gewonnen haben, war schon so unbeschreiblich. Da dachte ich schon, meine Güte, wie weit ich gekommen bin, so als ‚Ossi‘, aber das ist jetzt wirklich ein Kindheitstraum. Das ist krass.“

Wenn der Olympiadruck nachlässt

Dabei begann das Turnier eher durchwachsen für den blonden Hünen aus Mecklenburg-Vorpommern. Im Nationenpreis kassierte er zweimal vier Fehlerpunkte. Ärgerlich – stand zu diesem Zeitpunkt noch die Entscheidung aus, wer als vierter Reiter mit zu den Olympischen Spielen nach Paris fährt. Ein Thema, das Thieme in den vergangenen Wochen schwer beschäftigt hat – zu sehr, wie er heute sagt. „Ich wusste, als ich die zwei Fehler im Nationenpreis hier hatte, dass es das für mich war. Ich wusste, jetzt bin ich Nummer fünf. Aber ich muss sagen, ich war nicht gelassen genug, ich wollte es zu sehr. Meine Frau sagte, ich sei nicht ich selbst, ich sei nicht so lustig wie sonst. Ich war zu angespannt und das hat nicht geholfen.“ Es hat nicht gereicht. Doch mit dem Moment, als Thieme mit dem Olympia-Gedanken abgeschlossen hatte, änderte sich etwas. Die alte Gelassenheit war zurück. „Mein zweites Pferd begann wieder besser zu springen, jedes einzelne Puzzleteil passte plötzlich wieder besser zusammen, meine Frau sagte, es sieht wieder besser aus. Jetzt denk nicht mehr ans Team, jetzt gewinn ein bisschen Geld für uns“, sagte er in der Pressekonferenz und hatte das Gelächter auf seiner Seite. „Jetzt kann ich damit, die Nummer fünf zu sein.“

Seine Familie und seine Fußballjungs waren dieses Mal nicht mit dabei bei seinem großen Erfolg. „Das hätte dem Ganzen natürlich nochmal einen draufgesetzt, aber ich glaube, die sitzen alle am Fernseher.“ André Thieme hat heute noch eine lange LKW-Fahrt vor sich. Acht Stunden wird er unterwegs sein. Als Beifahrer. Wie wird gefeiert? „Ich glaube, ich werde mir schon kurz nach Aachen an der Tankstelle ein Six-Pack holen.“ Zu Hause in Plau am See wird die Party sicherlich nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Im Glück: André Thieme.

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