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Leseprobe

Europameister André Thieme im Portrait – Träum weiter!

46 Jahre hat er auf diesen Moment gewartet. Davon geträumt, darauf hingefiebert und dafür gearbeitet. Dann wurde André Thieme Europameister der Springreiter. Weil ihm vor Jahren das Pferd begegnet ist, das ihn aus seiner Komfortzone lockte: DSP Chakaria. Wir haben die beiden zu Hause besucht.

André Thieme und DSP Chakaria. Zwei mit besonderem Talent, zwei, die sich gefunden haben.

Die Nacht war kurz. Um fünf Uhr morgens hat er sich davongeschlichen, kam keine drei Stunden später wieder zurück zum Stall. Jetzt, am frühen Nachmittag, wird die Reithalle von den letzten Partyresten befreit. Und André Thieme blickt noch ein bisschen verkatert drein. Erst mal hinsetzen, im Stübchen seiner Stallgasse. Die Kaffeemaschine spuckt einen Cappuccino aus. „Huiuiui“, sagt er. Geschafft. Aber glücklich. 400 Gäste waren da, um ihn zu feiern: André Thieme, Europameister der Springreiter 2021.

Bloß keine Geschenke, hatte er seinen Gästen vorher gesagt. André Thieme wollte Geld sammeln für seinen besten Freund, der schwer an Magenkrebs erkrankt ist und für den es nur noch eine letzte Heilungschance gibt: eine Immuntherapie in den USA. Sein Gewinn- Geld aus dem Eine-Million-Dollar- Grand Prix Anfang des Jahres hatte Thieme schon für diese Therapie beiseite gelegt. Auf seiner Party versteigerte er nun seinen Sattel und die Siegerdecke von der EM und das Olympia-Basecap.

Er ist einer, der offen über solche Dinge spricht. Er trägt sein Herz auf der Zunge. So erlebte ihn die Reiterwelt auch in diesem Jahr bei den Höhepunkten seiner Reiterkarriere: den Olympischen Spielen in Tokio und den Europameisterschaften in Riesenbeck. Erst Frust, dann Freude. Medaillenlos und geknickt war er aus Tokio zurückgereist, Gold und Team-Silber hat er kurz darauf vor heimischem Publikum gewonnen. Es sollte so sein, weiß er jetzt. Und ist dankbar. 46 Jahre hat er auf diesen Moment gewartet. Er, der fast Zwei-Meter-Mann mit den blonden Haaren, ein Sportler durch und durch. Dass er einmal im Reiten seinen großen Traum erfüllen würde, daran hat er als Kind jedoch nicht so recht geglaubt. Er hat eher von der großen Fußballer-Karriere geträumt.

André Thieme kam im sächsischen Hoyerswerda zur Welt, wuchs in Mücheln in Sachsen-Anhalt auf. Seine Eltern: Pferdenarren. Ohne Pferde im familiären Hintergrund. Beide haben das Pferdevirus aus der Nachbarschaft aufgeschnappt – es hat sie nie wieder losgelassen. Vater Michael hatte eine Lehre im Vollblutgestüt Graditz gemacht, arbeitete 15 Jahre lang in Mücheln als Bereiter und Ausbilder mit Schwerpunkt Dressur, absolvierte nebenher ein Agraringenieursstudium. André und seiner Schwester Christina hingegen „ist das Thema Pferd geradezu in den Schoß gefallen“. Aber er spielte lieber Fußball. Er war ein Talent und „mein Leben lang ein Träumer“, erzählt André Thieme. „Im Negativen wie im Positiven. ...

Wie aus dem Träumer André Thieme ein erfolgreicher Reiter mit großen Plänen wurde. Wie der blonde Hüne aus Meck-Pomm nie seine Bodenständigkeit verlor, dafür aber sein Traumpferd Chakaria fand, was sie mit ihm machte und wer ihm bei seiner letzten wichtigen Entscheidung die passende Antwort gab – all das lesen Sie in unserer November-Ausgabe. Das Heft können Sie hier versandkostenfrei zu sich nach Hause bestellen.