Hochwasser im Pferdestall

Lilienthal – Auf dem Veltenhof in Niedersachsen stehen eigentlich 73 Pferde. Darunter junge Pferde, die zum Anreiten auf dem Hof sind, trächtige Stuten, Hengste und Pensionspferde. Iris Borchers sollte den Veltenhof zum Jahresbeginn offiziell von ihrer Mutter Annegret Stadtlander übernehmen. Seit August regnet es in der Region mit wenigen Unterbrechungen. Zuerst stand das Wasser auf den Weiden und Paddocks. Später verschwanden auch der Dressurplatz und die Galoppbahn unter den Wassermassen. Am ersten Weihnachtstag hat sich das Wasser seinen Weg in den Stall gebahnt und war nur einen Tag später schon kniehoch. Seitdem stehen die Pferde auf anderen Höfen und der Veltenhof unter Wasser.
Was ist passiert?
Iris Borchers: „Es hat wochenlang geregnet. Mit nassen Weiden und matschigen Paddocks fing es an. Dann lief das Wasser am ersten Weihnachtstag in die Paddockboxen. Der Stall liegt etwas tiefer. Wir haben die Türen zu den Paddocks geschlossen und versucht die Boxen mit Sandsäcken zu schützen. Auch vor dem Tor zur Reithalle haben wir Sandsäcke gestapelt. Damit hätte man noch leben können, aber das Wasser lies sich nicht aufhalten. Am zweiten Weihnachtstag stand uns das Wasser in der Stallgasse bis zum Knie.“
Das ging sehr schnell. Wie ging es weiter?
Iris Borchers: „Der ganze Hof liegt in einer Senke. Wir sind der tiefste Punkt und das Wasser kam von überall. Wie in einer Badewanne. Ich habe zu meinem Lebensgefährten gesagt, dass wir etwas machen müssen. Er ist noch an dem Abend mit einem Trecker losgefahren. Anders kamen wir nicht mehr vom Hof. Nicht weit entfernt liegen die Zentralen der Freiwilligen Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks. Die sagten, dass wir sofort alle Pferde evakuieren müssen.“
Wohin bringt man von jetzt auf gleich 73 Pferde?
Iris Borchers: „Ich habe wahllos drauflos telefoniert. Es war schon mitten in der Nacht. Da weiß man ja auch nicht, wer überhaupt ans Telefon geht und wer helfen kann. Ich arbeite beim Hannoveraner Verband und betreue dort die Vermarktung der Dressurpferde – dort habe ich auch angerufen und der Verband konnte gleich 40 Pferde aufnehmen. Die restlichen Pferde konnten auf umliegende Ställe aufgeteilt werden. Viele kamen mit ihren Anhängern und Transportern. Einige junge Pferde und tragende Stuten konnten wir noch auf dem Hof verladen und die Anhänger mit Treckern ziehen. Die haben nur nasse Beine bekommen.
Später mussten wir die Pferde in kleinen Gruppen von drei bis vier Pferden zum Verladen bis zur Straße führen. Die Auffahrt ist etwa 150 Meter lang und das Wasser stand den Pferden fast bis zum Po. Trotz der Umstände hat kein Pferd Panik bekommen. Das war meine größte Sorge. Wir haben darauf geachtet, dass nicht zu viele Pferde auf einmal oben an der Straße stehen und warten müssen. Immer nur eine Gruppe, die sofort verladen werden konnte. Und selbst die Pferde, die sich sonst nicht so gerne verladen lassen, die ganz jungen Pferde und Hengste haben problemlos mitgemacht.“
Wie sieht die Situation jetzt aus?
Iris Borchers: „Ich bin froh, dass keinem Pferd etwas passiert ist. Aber alles schwimmt. Stroh, Heu, Mist, Eimer, Decken und Schubkarren schwimmen. Eine unserer Sitzbänke treibt in der Stallgasse, die andere in der Halle. Das Wasser steht an der tiefsten Stelle 1,20 Meter hoch, obwohl schon Wasser von der Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk abgepumpt wurde. Wir können nichts machen. Ich weiß nicht, wann das Wasser verschwindet. Es soll in den nächsten Tagen frieren. Das Eis würde sich nochmal ausdehnen. Es ist mein zu Hause, ich hänge sehr daran und an den Pferden.
Jetzt organisiere ich viel. Wir brauchen eine kleine Ferienwohnung für den Übergang. Ich muss meine drei Hunde noch unterbringen und nächste Woche fängt die Schule wieder an. Man selbst funktioniert einfach und versucht den Überblick zu behalten.“
Wie kann man Sie unterstützen, wenn man nicht vor Ort helfen kann?
Iris Borchers: „Ich habe eine Spendenkampagne angelegt, die ist hier zu finden: gofundme.com“