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Hobby Horsing: Mehr als nur ein Trend?

Anabel Balkenhol: „Wir haben schwierigere Themen zu bewältigen“

Anabel Balkenhol hat sich gemeinsam mit ihrem Vater, Reitmeister Klaus Balkenhol, deutlich gegen das organisierte Hobby Horsing unter dem Dach der Deutschen Reiterlichen Vereinigung positioniert. Mit Reiter Revue spricht die erfolgreiche Dressurreiterin, warum sie dies so kritisch sieht.

Anabel Balkenhol sieht es, wie viele andere Reiter auch, kritisch, dass Hobby Horsing bei der FN nun mehr Raum findet.

Was bedeutet es Ihres Erachtens, wenn Hobby Horsing in die APO kommt?

Anabel Balkenhol: „Beim Hobby Horsing geht es nicht um den Sport mit einem Pferd. Darum sollte sich die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) aber kümmern. Unserer Meinung nach sollte das Hobby Horsing daher nicht in der Wettbewerbsordnung (WBO) stehen und in der Ausbildungsprüfungsordnung (APO) schon gar nicht. Die FN ist ein Reitsportverband und sollte sich um die Belange des Pferdes kümmern. Statt das Hobby Horsing zu unterstützen, sollte vielmehr darauf geachtet werden, nicht vom Pferd wegzudriften. Wichtig zu sagen, ist mir dabei: Meine Familie und ich haben nichts dagegen, wenn ein Kind oder auch andere mit einem Steckenpferd Spaß haben. Es kann damit auch Lektionen üben. Was meines Erachtens aber ein Problem ist, ist die Tatsache, dass sich seitens der FN noch offen gehalten wird, Hobby Horsing künftig in die APO aufzunehmen.

Hobby Horsing hat in einem Reitsportverband nichts zu suchen. Wir haben schwierigere Themen zu bewältigen. Wir öffnen mit dem Hobby Horsing zudem den Menschen die Tür, die ständig nur Kritik am Reitsport üben. Jene können nun argumentieren, dass wir Reiter doch einfach alle ein Steckenpferd nutzen können. Der Ansturm der Breitensportler und Turniersportler, die sich nun gegen das Hobby Horsing positionieren, sollte ausreichen, um kritisch zu überdenken, ob der eingeschlagene Weg richtig ist. Und noch einmal: Der Punkt ist nicht die Bewegung mit dem Steckenpferd – auch nicht im Reitverein. Aber es braucht keine Prüfungsordnung seitens der FN, auch wenn dies einige Landesverbände gefordert haben mögen.”

Wie beurteilen Sie den Weg vom Hobby Horsing zum echten Reiten?

Anabel Balkenhol: „Die Argumentation, dass damit ein Zugang zum Pferd geschaffen wird, ist bei jüngeren Kindern für mich nachzuvollziehen. Bei Jugendlichen ist diese Begründung allerdings nicht mehr gegeben. Es geht in unserem Sport nicht darum, mit einem Steckenpferd zu reiten, sondern um echten Kontakt zum Pferd. Kinder sollten lernen, sich um ein Pferd zu kümmern, ein Gefühl für das Pferd zu bekommen und so den Grundstein für das Reiten zu legen. Es gibt tolle Reitschulen, die Wartelisten haben. Wir brauchen mehr Ponys für unsere Kinder statt mehr Initiativen pro Hobby Horsing. Zum Glück gibt es bereits entsprechende Bestrebungen.”

Das Steckenpferd kann man im Kinderzimmer in die Ecke stellen, ein Pony nicht. Inwiefern ist dieser Aspekt für Sie auch relevant?

Anabel Balkenhol: „Das ist der entscheidende Punkt. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat ethische Grundsätze zum Umgang mit dem Pferd. Jene sollten wir weiter tragen und verbreiten. Wenn ein Grundschulkind mit dem Steckenpferd Reiten spielt, ist das kein Problem. Das kann jeder Reitverein einfach so machen, dafür brauche ich keinen Verband. Das Hobby Horsing ist aus anderen Ländern zu uns herüber geschwappt. Es könnte dadurch die Gefahr bestehen, dass Tierschutzorganisationen es als Argument nutzen, um es als eine Alternative zum echten Reiten zu sehen. Dem ist aber mitnichten so.”

Sie haben von schwierigeren Themen gesprochen, um die die FN sich aktuell kümmern sollte. Welche sind das?

Anabel Balkenhol: „Da haben wir zum einen die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT), darum bemüht sich die FN nun sehr. Die Gebühren auf den Turnieren sind ein weiteres Problem. Turnierreiten ist so teuer geworden, dass es für normale Menschen ohne Sponsor kaum noch möglich ist. Die Kosten für das Turnier, für den Tierarzt, für die Haltung – alles wird teurer. Insgesamt herrscht in der Pferdebranche großer Unmut, wahrscheinlich auch aufgrund der vielen Kostensteigerungen. Hinzu kommt das aktuelle Imageproblem des Reitsports. Wenn alles kritisch beäugt wird, müssen wir uns noch viel stärker pro Pferd positionieren. Es geht um die pferdegerechte Ausbildung und um das Pferdewohl. Dafür müssen wir uns stark machen.”

Braucht es mehr Statements dieser Art?

Anabel Balkenhol: „Ich denke, dass wir Reiter uns darum bemühen müssen, stets positiv in Erscheinung zu treten. Es geht um das Image des Reitsports. Es bringt nichts, auf anderen herumzuhauen, sondern es geht darum, zu zeigen, welche schönen Facetten der Reitsport hat. Das sollte unser aller Ziel sein.”