Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Im Interview: Stefan Knopp, Leiter des CHIO Aachen CAMPUS

„Aachen soll an 365 Tagen im Jahr Heimat des internationalen Pferdesports werden“

Einmal im Jahr ist Aachen das Mekka des Pferdesports. Dann, wenn der CHIO stattfindet. In Zukunft soll das Turniergelände in der Soers das ganze Jahr über eine zentrale Rolle spielen: mit dem CHIO Campus. Wir haben mit Stefan Knopp, dem Leiter des Campus‘ gesprochen.

Stefan Knopp, Leiter des CHIO Aachen Campus

Reiter Revue International: Sie haben mit dem Team des CHIO Aachen die Idee des Campus' ins Leben gerufen, was war der Stein des Anstoßes?

Stefan Knopp: Die Idee gab es schon länger. Wir haben ein einzigartiges Turniergelände, das wir an zehn Tagen für den CHIO und für die beiden Nachwuchsturniere im Winter selbst genutzt haben. Die Idee hinter dem Campus ist, das Gelände deutlich intensiver als Ort des Lernens rund um das Thema Pferd zu nutzen.

Stand jetzt, haben Sie Isabell Werth, Jos Lansink, Dorothee Schneider, Rob Ehrens als Trainer organisiert – warum gerade diese vier?

Isabell und Jos sind unsere Head-Coaches, sie stehen uns das ganze Jahr über zur Verfügung, in erster Linie im Excellence-Programm. Isabell macht das für die Dressurreiter, Jos für die Springreiter. Mit Dorothee und Rob arbeiten wir im Rahmen des Campus-Trainingstages zusammen. Der Trainingstag ist ein Angebot für die Breiten- und Amateursportler.

Hat man einen CHIO-Vorteil, wenn man solche Trainer-Größen anfragt?

Na klar. Im Fall von Isabell und Jos sowieso, weil beide eine große Verbundenheit zu Aachen haben. Isabell ist, örtlich gesehen, nicht weit weg und hat zudem viele große Erfolge in Aachen gefeiert. Bei Jos genauso. Er ist wie Isabell 2006 Weltmeister geworden, hat genauso eine enge Verbindung zu diesem Ort. Er sagt auch, dass er immer noch Gänsehaut kriegt, wenn er nach Aachen fährt und an diesen Moment zurückdenkt.

Hat man einen CHIO-Vorteil, wenn man solche Trainer-Größen anfragt?

Na klar. Im Fall von Isabell und Jos sowieso, weil beide eine große Verbundenheit zu Aachen haben. Isabell ist, örtlich gesehen, nicht weit weg und hat zudem viele große Erfolge in Aachen gefeiert. Bei Jos genauso. Er ist wie Isabell 2006 Weltmeister geworden, hat genauso eine enge Verbindung zu diesem Ort. Er sagt auch, dass er immer noch Gänsehaut kriegt, wenn er nach Aachen fährt und an diesen Moment zurückdenkt.

Werden Sie das Trainer-Portfolio noch ausbauen?

Auf jeden Fall. Denn es geht uns darum, nicht nur im Excellence-Programm absolute Top-Talente zu fördern, sondern auch für den Amateursport Angebote machen zu können – auf den unterschiedlichen Leistungslevel.

Für den Trainingstag kann man sich anmelden, er kostet 185 Euro. Für das Excellence-Programm muss man sich bewerben, es geht über sechs Trainings-Sessions und liegt preislich im vierstelligen Bereich. Wer schafft es dort rein – aus sportlicher und finanzieller Sicht?

Das Excellence-Programm ist international ausgerichtet, richtet sich also nicht nur an deutsche Reiter. Es gibt sportliche Mindestanforderungen, die wir mit den Head Coaches festgelegt haben. Sind diese erfüllt, kommen die Bewerber in die engere Auswahl. In Ausnahmefällen gibt es auch die Möglichkeit, sich für ein Stipendium zu bewerben. Wir wollen bewusst vermeiden, dass diejenigen, die ein großes Talent haben, aber nicht über die finanziellen Mittel verfügen, nicht die Chance auf dieses Programm haben. Das sehen wir als wichtigen Aspekt in der Zusammenarbeit mit Isabell und Jos: Wir wollen diejenigen unterstützen, die von der sportlichen Seite das Talent und den Willen haben, um in den Spitzensport vorzudringen.

Wer stellt das Geld für das Stipendium zur Verfügung?

Das machen wir, gemeinsam mit Partnern.

Bei dem Excellence-Programm denke ich an einen privat organisierten Kaderlehrgang – war die FN schon bei Ihnen, um sich bei Ihnen etwas abzugucken?

Mit der FN und übrigens auch mit der FEI stehen wir in engem Austausch. Wir haben die Idee vorgestellt, haben uns ausgetauscht, auch mit den Bundestrainern. Das, was Teilnehmer uns bisher berichtet haben, ist, dass die Themen, die neben dem Reiten stattfinden, wie beispielsweise Ernährungsberatung, Mentalcoaching, persönliches Fitnessprogramm vom Level her ein bisschen höher ist als das, was die Verbände anbieten.

Dürfen die Springreiter auch auf dem heiligen Rasen reiten?

Ja. Ende April war der letzte Termin für den ersten Jahrgang. Da durften die Springreiter auch auf Rasen trainieren. Und darüber hinaus haben sie ja die Möglichkeit, im Rahmen der Campustour beim CHIO zu starten. In diesem Jahr wird es am ersten Turnier-Wochenende U21-Prüfungen geben, in denen die Teilnehmer aus dem Excellence-Programm ein Startrecht haben.

Lassen Sie uns über den Campus-Trainingstag sprechen – wie läuft so ein Tag ab?

Die Idee war, für den Amateurbereich ein professionelles Trainingspaket anzubieten, komprimiert an einem Tag. Zum einen ist da für die Reiter der Reiz, einmal auf dem CHIO-Gelände reiten zu dürfen. Zusätzlich haben wir Leute hier, die man in einen Verein nicht so zur Verfügung hat. Wie eben Dorothee Schneider oder Rob Ehrens. Wir haben die Experten aus dem Aachener Uniklinikum, die sich um die sportmedizinischen Themen kümmern, ebenso vor Ort wie eine renommierte Pferde-Osteopathin. Man kriegt also top Qualität an einem Tag, ergänzt um die digitalen Möglichkeiten: Wir zeichnen das Training im Deutsche Bank Stadion auf, diese Aufzeichnung guckt man sich dann im Nachgang mit Dorothee Schneider an. Sie kann den Ritt so genau analysieren, kann ihn nochmal anhalten, nochmal genau hinschauen. Es ist viel Input, den man mit zwei bis drei Stunden Aufenthalt vor Ort mitnehmen kann. Die Resonanz der Reiter auf die ersten beiden Trainingstage war sehr gut.

Wie genau sieht denn das Training selbst aus – reiten die Teilnehmer für sich allein oder mit Trainer?

Die Teilnehmer reiten eine vorher definierte Aufgabe im Deutsche Bank-Stadion. Am Viereck sitzt ein internationaler Richter, der den Ritt bewertet und kommentiert. Die Analyse findet dann hinterher mit Dorothee Schneider statt. Beim Springen ist es etwas anders: Dort steht Rob Ehrens im Parcours und wird direkt eingreifen. Auch da gibt es zwar die Möglichkeit einer Videoanalyse, aber ihm war es wichtig, direkt Hilfestellung geben zu können. Alles ist zeitlich sehr getaktet. Erst das Warm-Up, dann zehn Minuten, dann die nächsten Stationen.

Das klingt sehr lehrreich und intensiv. Die Reiter brauchen sicherlich einen ganzen Stab an Leuten, die die Nachsorge begleiten und alles mit aufsaugen.

Genau deswegen schicken wir ihnen Video und Fotos anschließend auch noch einmal per Mail. Denn ja, es werden relativ viele Informationen auf die Teilnehmer einprasseln.

Dann gibt es noch das Kids Camp – was genau steckt dahinter?

Das Kids Camp haben wir schon 2020 in den Herbstferien angeboten. Das ist ein Ferienfreizeit-Programm für Kinder im Grundschulalter. Es ist ein Angebot, um Kinder überhaupt an das Pferd heranzuführen – kein Trainingslager, sondern ein sehr spielerischer Umgang mit dem Pferd. Das ist so konzipiert, dass man vormittags einen großen Pferdeblock hat. Die Kinder gehen in den Stall, bereiten die Ponys vor, führen sie, später sitzen sie auch drauf. Nachmittags gibt es ein ergänzendes Programm, das kann eine Rallye über das CHIO-Gelände sein, ein Voltigier-Workshop oder ein Zauberer kommt zu Besuch. Das Kids Camp dauert eine Woche, ist ohne Übernachtung und richtet sich entsprechend mehr an die Kinder aus dem Raum Aachen. Es wird sehr gut angenommen, 2020 hatten wir 40 Kinder hier. 2021 waren es 50 und eine Warteliste, sodass wir locker ein zweites hätten machen können. Aus dem Grund machen wir in diesem Jahr ein Camp in den Sommerferien und eines in den Herbstferien. Im Sommer machen wir im Anschluss an das Kids Camp einen speziellen Ponytag mit Wettbewerben und Unterhaltungsprogramm.

Es ist neben dem Reiten auch noch viel nebenher geplant, ein Fotoworkshop beispielsweise. Sind langfristig auch weitere Disziplinen geplant?

Genau – mit dem renommierten Pferdesport-Fotografen Arnd Bronkhorst haben wir bereits mehrere Workshops organisiert. Bei den Disziplinen konzentrieren wir uns auf Springen und Dressur. Ich schließe aber nicht aus, noch weitere Disziplinen mit aufzunehmen. Ich denke da gerade ans Voltigieren. Die Vielseitigkeit ist ebenso sehr interessant, allerdings können wir die Geländestrecke nur während des CHIO nutzen und nicht unterjährig.

Was erhoffen Sie sich von der Idee des CHIO Campus‘ – was ist Ihre Vision?

Die Vision ist, dass wir ein internationales Pferdesportzentrum etablieren. Aachen soll nicht nur während des CHIO, sondern ganzjährig zu einer Heimat des internationalen Pferdesports werden. Geografisch ist das durchaus interessant: Deutschland, Belgien, Niederlande sind Top-Nationen im Pferdesport und Aachen liegt mittendrin. Es gibt so viel Know-How um uns herum. Und natürlich wollen wir auch dazu beitragen, den Reitsport zu modernisieren, zu digitalisieren und auch zu professionalisieren. Gerade was Themen wie Trainingsanalyse, Leistungsdiagnostik, Fitness angeht – da findet momentan auch ein Umdenken statt. Aber wir hinken im Vergleich zu anderen Sportarten noch hinterher. Wir möchten mit dem Campus diese Themen vorantreiben.

Die ersten Trainingstage und der erste Jahrgang Excellence-Programm haben bereits stattgefunden: Was beobachten Sie an den Reitern, wenn sie das CHIO-Gelände betreten mit ihren Pferden?

Die sind natürlich total ehrfürchtig. Das erste, was alle machen – egal, ob im Spring- oder Deutsche Bank Stadion: Sie gehen zum Einritt und machen mit dem Handy ein Selfie.

Das würde ich sicherlich auch machen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Knopp.

Hier geht’s zum CHIO Aachen Campus