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Leseprobe

Alles vertrocknet? – Der Nährstoffgehalt im Gras im Hochsommer

Das im Frühjahr so saftige Gras ist abgefressen, Gräser werden gelb, die Weide wirkt spärlich. Brauchen die Pferde nun zusätzliches Raufutter oder genügt, was da ist?  Was im Sommergras steckt, lesen Sie hier.

Die Sommerhitze macht auch dem Weideland zu schaffen.

Saftig grün im Frühjahr, im Hochsommer schon leicht gelblich – wenn das Gras auf der Pferdeweide mit fortschreitender Jahreszeit langsam aber sicher die Farbe wechselt, ist das mit bloßem Auge erkennbar. Doch was geschieht im Inneren der Halme und Blätter? Wie verändert sich ihre Struktur, was passiert da genau – und vor allem: Sind überhaupt noch genügend Nährstoffe drin, um die Pferde adäquat zu ernähren?

Denn dass sich der Nährstoffgehalt im Laufe der Wochen und Monate verändert, ist unbestritten. Das muss er auch tun, um den verschiedenen Wachstumsphasen des Grases gerecht zu werden. In der ersten, der vegetativen Phase, baut die Pflanze ihr Längenwachstum auf. Der wichtigste Baustoff dafür ist Protein, umgangssprachlich auch Eiweiß genannt. Nicht wirklich überraschend also, dass der Eiweißgehalt in jungem Gras besonders hoch ist – je nach Gräsersorte beträgt er in der Trockenmasse – Gras abzüglich Wasser – bis zu 25 Prozent. Wie gemacht für laktierende Stuten und Fohlen, erklärt Dietbert Arnold, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Pferdehaltung aus Bremen. Denn: „Sowohl die Milchbildung als auch das Wachstum verbrauchen extrem viel Eiweiß.“ Nach der vegetativen Phase sinkt der Eiweißgehalt allerdings kontinuierlich. In überständigem Altgras bewegt er sich im Durchschnitt nur noch bei fünf Prozent.

Aber es gibt noch eine zweite, die sogenannte generative Wachstumsphase, die der Entwicklung von Blüten, Früchten und Samen dient. In diese Art von Wachstum steckt die Pflanze in erster Linie Energie, sprich Kohlenhydrate, die sie bei der Photosynthese gewinnt – was auch erklärt, weshalb älteres Gras eher für Sportpferde als für Fohlen geeignet ist. „Sie brauchen kein zusätzliches Eiweiß mehr fürs Wachstum, haben aber einen deutlich höheren Energiebedarf“, fasst Dietbert Arnold zusammen.

Allerdings: Mit zunehmendem Alter des Grases sinkt auch der Kohlenhydrat-Gehalt, während der Rohfaser-Anteil – genauer gesagt der Anteil an Hemizellulose – steigt. Der Effekt: Da Hemizellulose weniger gut verdaulich ist, verliert das Gras an Nährwert.

Allerdings nicht in dramatischem Ausmaß, wie Dietbert Arnold klarstellt. „Viele Pferdehalter glauben, dass man dann Mischfutter zufüttern muss. Aber das ist Unsinn“, sagt er und lenkt den Blick auf einen ganz anderen Aspekt: „Das Problem ist nicht, dass das Gras im Hochsommer nicht mehr genug Nährstoffe enthalten würde. Das Problem ist eher, dass es dann möglicherweise nicht mehr genug Gras gibt.“

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