Im Interview: Tierärztin Dr. Nina Rödig
Stoßwellentherapie beim Pferd
Was genau sind Stoßwellen?
Es gibt radiale und fokussierte Stoßwellen. Radiale Stoßwellen sind mechanisch erzeugte Druckwellen, die auf eine Körperregion übertragen werden. Diese haben nur eine geringe Eindringtiefe und können zum Beispiel bei Muskelverspannungen helfen. Ich arbeite mit fokussierten Druckwellen. Das sind Schallimpulse, die durch elektrische Energieumwandlung erzeugt werden. Je nach Wellenintensität variiert die Eindringtiefe.
Ist das schmerzhaft für das Pferd?
Das Gerät gibt ein leises Klicken von sich, welches manche Pferde im Bereich des Nackenbandes als unangenehm empfinden. Die meisten Pferde lassen die Behandlung aber ganz entspannt über sich ergehen.
Wie genau wirken Stoßwellen?
Wenn die erzeugte Welle auf den Übergang zwischen verschieden dichten Gewebeschichten trifft, wird Energie freigesetzt, die verschiedene positive Effekte verursacht. In verletzten Sehnen wird die Bildung von neuen Blutgefäßen angeregt, was die Heilung von Sehnenschäden positiv beeinflusst. Bei Verkalkungen kann die Stoßwelle Mikrorisse erzeugen, zum Beispiel am Nackenband, und den Körper so dazu anregen, die Verkalkungen abzubauen. Außerdem aktiviert die Stoßwelle die Zellteilung, was zu einer besseren Regeneration von Gewebe führt. Die Sensibilität der Schmerzrezeptoren wird heruntergefahren. Sie kann also auch Schmerzen reduzieren.
Gibt es auch Nebenwirkungen?
Man muss bei der Arbeit mit fokussierten Stoßwellen sehr genau sein. Gesundes Gewebe kann man dadurch nämlich auch schädigen. Deshalb braucht man auch eine Diagnose mit Röntgen- oder Ultraschallbildern.
Bei welchen Erkrankungen können fokussierte Stoßwellen helfen?
Eine Zeitlang hat man die Stoßwellentherapie für eine Vielzahl von Erkrankungen genutzt, bei denen sie teilweise gar nicht hilfreich war. Darunter hat der Ruf ein bisschen gelitten. Denn es gibt ganz spezifische Anwendungsgebiete. Am besten kann man sie an Übergängen einsetzen, also von Knochen zum Muskel oder Sehne zum Muskel. Effektiv ist ihr Einsatz bei Verkalkungen im Ansatz vom Nackenband oder am Fesselträgerursprung. Sie funktioniert aber auch gut beim Kissing Spines-Syndrom.
Wie nachhaltig ist die Behandlung und was kostet sie?
Für einen nachhaltigen Effekt empfehle ich mindestens drei aufeinander folgende Termine im Abstand von ein bis zwei Wochen. Eine Sitzung kostet circa 200 Euro.
Achtung, Missverständnis!
Wird die Reitlehre falsch gelehrt?
Oft interpretieren Reiter die Hilfen anders als sie gemeint sind. Das zeigte das Ergebnis unserer großen Online-Umfrage 2022, an der rund 5.000 Reiter teilnahmen. Sind es die Begriffe, die missverständlich sind oder können Trainer Details nicht gut genug vermitteln? Thies Kaspareit, Christoph Hess und Michael Fischer stellten sich der Diskussion.
weiterlesen →