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Dürfen Pferde bei Hitze geritten werden?

Hochsommer und Temperaturen über 30 Grad Celsius. Dennoch wird teilweise geritten und auch trainiert. Ob das in Ordnung ist oder sogar gefährlich für das Pferd wird, hängt von mehreren Faktoren ab.

Reiten bei Hitze - ist das in Ordnung? Pauschal ist das nicht zu beantworten.

"Pferde verfügen von Natur aus über eine gute Thermoregulation", macht Tierarzt Dr. Andreas Franzky klar. Der Vorsitzende der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sieht die Temperatur für das einstige Steppentier deshalb als nicht ganz so entscheidend an. "Sein Wohlbefinden, auch bei Hitze, ist letztendlich eher von seiner körperlichen Verfassung abhängig. Ist es gesund und gut konditioniert und achtet sein Reiter darauf, dass es keine Stressanzeichen sendet, spricht generell nichts gegen das Reiten bei Wärme", sagt er. Es komme immer darauf an, wie lange und intensiv.

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Es gibt allerdings eine entscheidende Ausnahme: Feuchte Wärme ist dem Pferd deutlich unangenehmer als bislang vermutet. Eine Studie der Universität Guelph in Kanada hat ergeben, dass die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle spielt. Bei schwüler Wärme kann ein Pferdekörper deutlich schneller überhitzen als der eines Menschen. Laut Forscherteam genügen bereits rund 20 Minuten durchschnittlichen Trainings, um die Körpertemperatur eines Pferdes extrem ansteigen zu lassen. Beim Menschen dauert es drei bis zehn Mal so lange, so die Ergebnisse der Studie.

Wenn das Pferd überhitzt ...
... sollten Sie es sofort in den Schatten bringen und langsam mit lauwarmem Wasser herunterkühlen. So lässt sich die Körpertemperatur tatsächlich relativ zügig um zwei Grad Celsius reduzieren. Wichtig: Das Wasser und den Schweiß immer mit einem Schweißmesser abziehen, um den Abkühlunsgvorgang zu verstärken. Anschließend wieder mit Wasser kühlen. Zeigt das Pferd Symptome wie Kreislaufprobleme, schwankt es, wirkt apathisch oder hat Anzeichen einer Kolik, sollten Sie sofort den Tierarzt verständigen.

Und das kann fatale Folgen haben: Schon wenn die normale Körpetemperatur des Pferdes von 37 bis 38 Grad Celsius um drei Grad ansteigt, gilt höchste Alarmbereitschaft! Denn die Temperatur der Muskulatur im Körper kann noch einmal um zwei bis drei Grad höher liegen und das bedeutet, dass die Proteine im Körper beginnen, sich zu zersetzen. Folgen können Kolik, Kreislaufzusammenbruch oder Nierenversagen sein.

Das Problem: Bei schwüler Wärme lässt die Feuchtigkeit in der Luft den Schweiß des Pferdes nicht mehr so gut verdunsten. Das schränkt das körpereigene Kühlsystem des Pferdes ein. Entsprechend verantwortungsbewusst sollte der Reiter einschätzen, wie Bewegung, Weidegang und auch Turnierteilnahme bei entsprechendem Somerwetter gehandhabt werden.

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in Reiter Revue 8/2019