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Serie: Das Pferd von innen

Die Niere: die Waschmaschine

Nieren trennen den Müll des Körpers und leiten ihn als Urin hinaus. Ein ausgeklügeltes Filtersystem, das recht einfach zu pflegen ist. Eigentlich. Spannende Fakten rund um die Niere lesen Sie in Teil 2 der Serie "Das Pferd von innen" präsentiert von EQUIVA.

Die Niere ist ein sehr gut durchblutetes Organ, daher rührt auch ihre rot-braune Farbe.

In unserer Serie „Das Pferd von innen" stellen wir Ihnen wöchentlich die wichtigsten Organe des Pferdes vor – die spannendsten Fakten rund um den Pferdekörper haben wir so in Kürze für Sie prägnant zusammengefasst:

Derb und dunkel

Die Niere ist ein sehr gut durchblutetes Organ, daher rührt auch ihre rot-braune Farbe. Sie hat eine glatte Oberfläche und eine feste Konsistenz. Das liegt an dem derben Bindegewebe, das jede Niere umgibt, die Nierenkapsel.

Höchstleistung

Die Niere ist ein Hochleistungsorgan. Das wird klar, wenn man sich ihre Funktion vor Augen führt: Sie reguliert den Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt. Sie produziert das Hormon Renin und steuert damit den Blutdruck im Körper, sie stellt das Hormon Erythropoetin her, das für die Bildung der roten Blutkörperchen wichtig ist. Die Niere wandelt Vitamin D um und beeinflusst so den Knochenstoffwechsel. Und sie baut Stoffwechselend- und Medikamentenabbau-Produkte ab und scheidet diese über den Urin aus. „Das Gute“ aus dem Blut, das der Körper noch brauchen kann, wie Traubenzucker, Aminosäuren, Elektrolyte und Wasser, wird recycelt. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes, verzweigtes Filtersystem, Millionen von Nierenkörperchen und -kanälchen.

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Ein ungleiches Paar

Nieren treten beim Pferd wie beim Menschen paarweise auf. Dennoch sind sie unterschiedlich geformt: Die linke Niere ähnelt einer Bohne, die rechte einem Herzen. Im Schnitt misst eine Pferdeniere 15 Zentimeter und wiegt etwa 700 Gramm, die rechte herzförmige Niere bringt etwas mehr Gewicht auf die Waage, circa 840 Gramm.

Alles ok?

Das stellt der Tierarzt mittels einer Blut- und Harnuntersuchung sowie einer ergänzenden Nierenfunktionsanalyse fest.

Bester Schutz – durch die Natur

Beim Wort Nierendecken schmunzelt Dr. Sonja Berger von der Veterinärmedizinischen Uni Wien. „Die Niere ist vom umgebenden Fettgewebe sehr gut geschützt, die klassische Verkühlung kommt eigentlich nicht vor“, sagt sie. Nierendecken wärmen also kaum die Nieren, sondern die Muskulatur in diesem Bereich des Pferderückens. „Auch ein Sattel drückt nicht auf die Nieren, dafür liegen sie schlichtweg zu tief im Körper, Probleme macht er mehr an der Wirbelsäule und Muskulatur in diesem Abschnitt“, so die Tierärztin.

Tiefer als man denkt

Die beiden Nieren unterscheiden sich in ihrer Lage im Pferdekörper: Die linke Niere befindet sich zwischen dem 17. Rippenbogen und der sogenannten Hungergrube. Die rechte Niere liegt weiter vorne zwischen 14. und 17. Rippenbogen. Dafür befinden sie sich auf gleicher Höhe, nämlich auf der des Hüfthöckers. „Die Nieren liegen also weiter unten als sich das viele vorstellen. Darüber befinden sich die Lendenmuskulatur sowie die Querfortsätze der Lendenwirbelsäule“, erklärt Dr. Sonja Berger.

Einfach unverzichtbar

Selten spielt die Natur verrückt. Dann kommt es zu Missbildungen, und ein Pferd kommt mit nur einer oder keiner Niere zur Welt. „Die Pferde, die ohne Nieren geboren werden, haben keine Überlebenschancen“, sagt Dr. Sonja Berger aus Wien. Besser steht es um die Pferde, die mit nur einer Niere auf die Welt kommen. „Sie kommen damit gut zurecht, sofern diese eine Niere nicht geschädigt wird“, sagt die Tierärztin.

Gesunder Urin

„Er ist trüb und schleimig, cognac-farben, aromatisch und nicht stechend riechend“, beschreibt Dr. Sonja Berger. Die Schleimstoffe, die im Nierenbecken produziert werden, schützen die Harnwege vor Reizungen durch die Kalziumkarbonat-Kristalle, die beim Pferd einzigartig sind und den Urin so typisch trüb werden lassen.

Vorsicht bei rötlichem Urin: Das könnte auf Muskelfarbstoff oder Blut im Harn deuten – Warnzeichen hinsichtlich Kreuzverschlag, anderen Muskelerkrankungen, Blasensteinen oder auch Nierentumoren. Ist der Urin wasserklar und hell, „deutet das entweder auf vermehrtes Trinken, einen zu hohen Blutzuckerspiegel oder eine Nierenerkrankung hin“, beschreibt Dr. Berger.

Pflege für die Niere

Ausreichend Wasser. Das ist die schlichte Formel für eine gesunde Niere. Besonders darauf achten, sollte man im Winter, wenn Wasser und Leitungen gefrieren, im Sommer, wenn es heiß ist, bei Erkrankungen wie Durchfall, und auch bei hoher Anstrengung, wenn das Pferd schwitzt. Das Pferd braucht genug Wasser – immer!

Häufigste Nierenerkrankung

Das chronische Nierenversagen ist Spitzenreiter in der Gruppe der Nierenerkrankungen, die in Pferdekliniken vorgestellt werden. Weil der Pferdebesitzer die akute oder auch eine frühe chronische Form schlicht übersieht. Das Pferd kann das Nierenversagen zunächst gut kompensieren, sodass krasse Auffälligkeiten ausbleiben. „Treten aber Komplikationen wie Kolik auf und bekommt das Pferd Schmerzmittel, kann das die Restfunktion der Niere so beeinträchtigen, dass die Anzeichen sehr deutlich werden. Oft ist dann eine vollständige Regeneration nicht mehr möglich“, sagt Dr. Sonja Berger. Anzeichen für Nierenversagen: Appetitlosigkeit, blasse Schleimhäute, Geschwüre an der Schleimhaut der Maulhöhle, der Zunge und im Magen-Darm-Trakt, vermehrt Zahnstein, übermäßiges Trinken, stark verdünnter Harn in großen Mengen.