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Neue Serie: Das Pferd von innen

Die Lunge: Rosaroter Luftballon

Sie arbeitet rastlos, dealt mit dem Stoff fürs Leben, bläht sich auf und ist doch ein Leichtgewicht: die Lunge, ein robustes Sensibelchen, das keine Fehler verzeiht. Sie macht den Auftakt zu unserer Serie „Das Pferd von innen" präsentiert vom Reitsporthändler EQUIVA.

Die Lunge arbeitet rastlos, dealt mit dem Stoff, der Pferde am Leben hält und ist doch ein Sensibelchen.

In unserer Serie „Das Pferd von innen" stellen wir Ihnen nun wöchentlich die wichtigsten Organe des Pferdes vor – die spannendsten Fakten rund um den Pferdekörper haben wir so in Kürze für Sie prägnant zusammengefasst:

Brokkoli-Baum

Die Lunge des Pferdes besteht aus einem linken und einem rechten Lungenflügel. Beide Flügel erstrecken sich von der ersten bis zur 17. Rippe. Umgeben ist die Lunge von den knöchernen Rippenbögen und dem Zwerchfell. Der linke Lungenflügel ist etwas kleiner als der rechte Lungenflügel. Wie ein Baum ist die Lunge verzweigt, die etwa einen Meter lange und acht Zentimeter dicke Luftröhre ist der Stamm, aus ihr gehen y-artig die Hauptbronchien hervor. Von dort aus verzweigen sich immer weitere, feinere „Äste“, die Bronchioli, vergleichbar mit einem Brokkoli. An deren Ende befinden sich schließlich die 0,3 Millimeter kleinen Alveolen, umgeben von einem dichten Netz aus feinsten Haargefäßen.

Der Superdeal

Viele Millionen der kleinen Lungenbläschen, Alveolen, stecken in der Lunge. Hier findet der Gasaustausch mit dem Blut statt: Das Blut, das aus dem Herzen kommt, wird mit Sauerstoff angereichert, Kohlendioxid durch das Atemsystem im wahrsten Sinne abgeatmet.

Volumen-Meister

Um die 40 Liter Luft haben insgesamt in der Pferdelunge Platz. Sechs Liter Luft atmet das Pferd bei jedem Atemzug ein und aus. Zum Vergleich: Ein handelsüblicher Luftballon nimmt etwa 2,5 Liter Luft auf. Im Schnitt kommt die Pferdelunge so auf knapp 90.000 Liter in 24 Stunden! Zehn bis 15 Atemzüge macht das erwachsene Pferd pro Minute. Bei starker Belastung schafft das Pferd bis zu 120 Atemzüge pro Minute. Im Galopp ist die Atemfrequenz übrigens nach oben begrenzt: Ein Pferd kann nicht öfter als einmal pro Galoppsprung ein- und ausatmen.

Leichtgewicht

Die Lunge ist der größte Apparat des gesamten Atmungssystems des Pferdes. Und doch ist sie ein Leichtgewicht. Ein bis 1,5 Prozent des Körpergewichts bringt sie auf die Waage, bei einem 600-Kilo-Kaliber macht das nach Adam Riese sechs bis neun Kilogramm – weniger als ein Kasten Wasser.

Lungen-Leiden

Hustet das Pferd, haben es Tierärzte am häufigsten mit chronischen Lungenerkrankungen zu tun. Die Grenzen zwischen chronischer und chronisch-obstruktiver Bronchitis sind dabei fließend. Experten schätzen allerdings, dass 80 Prozent der Pferde in Reitställen bereits an einer chronisch-obstruktiven Bronchitis leiden. Auslöser: Staubpartikel, Schimmelpilzsporen, Endotoxine, Ammoniak oder eine nicht ausgeheilte akute Bronchitis. Im Gegensatz zur akuten und auch chronischen Bronchitis ist die fortgeschrittenste Form, die chronisch-obstruktive Bronchitis, nicht heilbar und kann sogar innerhalb von Stunden von einer milden Form zu schwerer Atemnot führen.

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Farbenlehre

Das gesunde Lungengewebe ist blassrosa. Erkrankt das Pferd beispielsweise an einer Lungenentzündung verfärbt sich das Gewebe dunkelblau oder -rot.

Atme ein, atme aus

Die Lunge ist kein Muskel, bewegt sich also nicht von selbst. Beim Einatmen flacht das Zwerchfell ab, die Rippenbogenmuskulatur spannt sich an, die Brusthöhle dehnt sich aus, es entsteht ein Unterdruck, die Lunge weitet sich. Das Ausatmen passiert – im gesunden Zustand – passiv! Es sind die elastischen Fasern um die Alveolen, die sich zusammenziehen und das Ausatmen einleiten. Übrigens: Bei Atemnot gehen diese Fasern irreparabel kaputt, die Luft strömt in die Alveolen, aber nicht mehr hin-aus. Das Pferd versucht dann mithilfe der Bauchmuskulatur die Luft rauszupressen, es entsteht das typische Bild des dämpfigen Pferdes mit Dampfrinne. Innen blähen die Alveolen auf und platzen.

Ein Stich

Ein Stich in den Luftballon lässt ihn platzen. Ein Stich in die Lunge legt den betroffenen Lungenflügel lahm, weil Luft von außen in die Brusthöhle gelangt.

Wie ein Schwamm

Lungengewebe ist weich, elastisch, schwammig. Ist es gesund, schwimmt es bei Laboruntersuchungen im Wasser – ist es verfestigt, weil erkrankt, geht es unter.

Wussten Sie’s?

Laut einer Dissertation haben Islandpferde eine höhere Atemfrequenz als Voll- und Warmblutpferde. Hier ist sogar die Rede von durchschnittlich 21 Atemzügen pro Minute im Vergleich zu den Werten der anderen Pferde, die bei durchschnittlich 15 Atemzügen liegen!