Wie anstrengend ist Versammlung für das Pferd?
Um eine erste Vorstellung davon zu bekommen, was Pferde beim Reiten in der Versammlung leisten, können Sie folgende Übung machen: Lehnen Sie sich mit dem Rücken an eine Wand und gehen Sie so weit in die Hocke, dass das Knie im rechten Winkel gebeugt ist. Bei dieser statischen Übung werden Sie nach Sekunden merken, wie anstrengend sie ist.
„Das ist letztlich nichts anderes als Hankenbeugung“, erklärt Pferde-Physiotherapeutin Sandra Wallrafen. Um das Ganze in den Bewegungsablauf eines Pferdes zu übertragen, kann man nun versuchen, mit gebeugten Knien zu gehen oder gar zu joggen. Je tiefer man dabei in die Hocke geht, desto größer ist im übertragenen Sinne der Versammlungsgrad. Dabei wird deutlich, wie ausbalanciert das Pferd sein muss, um in der Versammlung geritten zu werden.
„Und wenn man es dem Pferd ganz genau nachmachen möchte, dann müsste man sogar noch auf die Zehenspitze gehen, denn die Pferde laufen ja auch nicht auf ihrem Sprunggelenk“, sagt Sandra Wallrafen und lacht. De facto ist also der Grand Prix vergleichbar mit dem Solotanz einer Primaballerina auf Spitzenschuhen. Wer das Experiment vertiefen möchte, kann das Laufen in der Hocke jeden Tag nur für ein paar Minuten üben und wird feststellen, dass es einem nach ein paar Wochen immer leichter fällt, noch tiefer in die Hocke zu gehen.
Der Artikel ist erstmals in der September-Ausgabe 2015 der Reiter Revue International erschienen.