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Leseprobe: Sag´ mal, spürst du das?

Tipps, die das Reitgefühl verbessern

Reiten ist Gefühlssache. Ganz ohne Theorie und Technik geht's nicht und der Mensch ist sowieso kopfgesteuert. Doch der Reiter muss auch fühlen, zum Beispiel wie er seinem Pferd zur Losgelassenheit verhelfen kann. Wie man sein Gefühl schult – hier gibt’s die Tipps.

Oft braucht es den Blick in den Spiegel gar nicht. Denn das eigene Reitgefühl gibt Aufschluss, ob sich das Pferd wohlfühlt, man korrekt sitzt oder ob etwas nicht stimmt.

"Schalte den Kopf aus und reite einfach.“ Dieser Tipp des Reitlehrers klingt wenig konkret, fast schon oberflächlich. Aber er ist elementar. Denn wer versucht, weniger über die Abfolge der Hilfen, deren technische Ausführung und über die Reaktion des Pferdes nachzudenken, der begibt sich dorthin, wo die Basis guten Reitens liegt: auf die Gefühlsebene.

„Natürlich ist es notwendig, die Hilfengebung zu verstehen und die Technik zu beherrschen“, sagt Physiotherapeutin Frauke Behrens. Sie hat sich auch als Trainerin auf Sitzanalysen und die damit verbundenen Einwirkungsprobleme spezialisiert und sieht häufig, dass Reiter aber in ihrem Anspruch, alles korrekt umsetzen zu wollen, verkrampfen. Hohe Erwartungen an sich selbst und an das Pferd entstehen im Kopf, sorgen aber dafür „dass der Muskeltonus sich erhöht“, erklärt Behrens. Eine ganz natürliche Reaktion, die dazu führt, dass „die Hilfen grober werden und auch beim Pferd die Losgelassenheit verloren geht.“ Dies kann Mentaltrainerin Regina Horn-Karla bestätigen. Sie liefert ein Beispiel: „Wer kennt es nicht? Auf dem Abreiteplatz hat man sein Pferd perfekt an den Hilfen, es schwingt locker über den Rücken, ist durchlässig und alles fühlt sich geschmeidig an. Dann kommt man ins Prüfungsviereck, durch die eigene Nervosität verkrampft man, die Muskeln spannen sich an und das gute Gefühl ist nicht mehr da. Man kann nicht mehr so fein einwirken und hat nach der Prüfung häufig das Gefühl, gar nicht richtig geritten zu sein. Man fühlte sich nicht mehr in der Lage, gezielt zu agieren.“ Dies muss nicht gleich zu einem schlechten Ergebnis führen, aber Reiter und Pferd bleiben definitiv unter ihren Möglichkeiten.

Die Losgelassenheit des Reiters und sein Gefühl im Sattel hängen eng miteinander zusammen. Nur, wenn er unverkrampft im Sattel sitzt, kann er beispielsweise in der Mittelpositur mitschwingen. Er spürt direkt, ob sein Pferd ihn überhaupt sitzen lässt. Er fühlt, auf welcher Hand es sich durch minimale Einwirkung besser stellen und biegen lässt. Und er fühlt, ob es in sich gerade ist. „Das sind nur einige Beispiele, warum das Gefühl beim Reiten so wichtig ist“, sagt Frauke Behrens. Im Grunde basiert die komplette gymnastizierende Arbeit darauf, dass der Reiter erspürt, was sein Pferd braucht. Ist es im Gleichgewicht oder kommt es auf die Vorhand? Dehnt es sich reell an die Hand heran oder verkriecht es sich minimal hinter dem Zügel? Nimmt es die treibende Hilfe direkt an oder verhält es sich in seinem Bewegungsablauf? Oft sind es Nuancen, die der Trainer vom Boden nicht sofort sieht, der Reiter aber fühlt. „Deshalb ist der Austausch zwischen Reitlehrer und Schüler auch sehr wichtig. Denn die Korrekturen des Trainers müssen auch auf das Gefühl des Reiters abgestimmt sein“, gibt Frauke Behrens zu bedenken.

Warum es vielen Reitern so schwer fällt, sich auf ihr Gefühl zu verlassen und mit welchen konkreten Übungen Sie es dennoch schulen und verbessern können, erfahren Sie in unserer Februar-Ausgabe. Die Februar-Ausgabe können Sie hier versandkostenfrei bestellen.