Leseprobe: Wie eine Profi-Triathletin zum Pferd fand
„Nach dem Probereiten saßen wir beide da mit gebrochenem Arm“
Wenn ich an meine Anfänge im Sattel zurückdenke, tun mir die Pferde ein bisschen leid. Denn was einem in den ersten Jahren des Reitens fehlt, ist vor allem Körperkontrolle. Es ist ein harter Weg bis dahin und wenn man sie einigermaßen entwickelt hat, ist man noch lange nicht am Ende des Lernens. Es geht um Details. Um Fingerspitzengefühl. Und allen voran um Vertrauen. Schon das Führen eines Pferdes ist viel komplexer als es von außen erscheint. Und bis man einen Automatismus entwickelt hat, vergeht eine unglaublich lange Zeit. Man muss sich täglich neu auf die Bewegung des Pferdes einlassen, die sich von einer Minute zur anderen völlig verändern kann. Keine andere Sportart, die ich bislang betrieben habe, ist annähernd damit vergleichbar. Und ich habe einige Vergleichsmöglichkeiten.
Ich war Profi-Triathletin. Zehn Jahre lang war dieser Sport meine Welt. Allein fünfmal konnte ich den Ironman gewinnen, war Europameisterin. Triathlon ist ein Sport, der einen enormen Kampfgeist fordert. Und Durchhaltevermögen. (...)
Ich habe in dieser Zeit überall und nirgends gelebt. Teils in Asien, teils in der Schweiz, im Winter auf Mallorca. Als ich den fünften Ironman gewann, war für mich klar, dass ich damit das Kapitel Triathlon schließen würde. Ich war eine der weltbesten Radfahrerinnen. Das Fahrrad war das erste, was ich in die Ecke stellte und zwei Jahre nicht anrührte. Ich saß von meiner Jugend an nur auf dem Fahrrad. Ich konnte es einfach nicht mehr sehen. Doch ein anderer Wunsch kehrte in mein Bewusstsein zurück: Als Kind wollte ich reiten. …