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Leseprobe: Interview mit Herzog von Croÿ in der Dülmener Wildbahn

„Die Pferde haben etwas in sich, was dem Menschen guttut“

Ein seltenes Bild der Dülmener Wildpferdebahn gab es im vergangenen Jahr: Sie war bedeckt von einer dicken Schneeschicht. Wir trafen damals Herzog von Croÿ, der dort das Jahrhunderte alte Erbe seiner Familie weiterführt.

Rudolph Herzog von Croÿ: passionierter Jagdreiter, Herr über 400 Dülmener Wildpferde, wandelndes Lexikon.

Es ist Februar. Das Jahr 2021. Die Wildbahn der Dülmener Wildpferde ist nach langer Zeit mal wieder von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Vom Grün der hohen Kiefern rieseln vereinzelte Flocken hinab, sie glitzern bei ihrem Tanz auf die Erde im Sonnenlicht. Wir treffen Rudolph Herzog von Croÿ am Rande der Wildbahn. Er öffnet uns das eiserne Tor, fährt mit seinem schwarzen VW-Bulli auf dem unebenen, verschneiten Feldweg vorweg und geleitet uns ins Innere der Wildbahn, ein etwa 400 Hektar großes Areal aus Wäldern und Wiesen. Hier führt er das Jahrhunderte alte Erbe seiner Familie weiter. An einer Stelle, wo er Pferde vermutet, halten wir, steigen aus unseren Autos und betreten hinter einem Zaun das Reich der wilden Pferde. In den nächsten zwei Stunden werden wir vor allem eines hören: das Stapfen unserer Stiefel im tiefen Schnee.

So weiß wie jetzt sieht Herzog von Croÿ seine Wildbahn, die im Merfelder Bruch des Münsterlandes liegt, nur selten. Bei einem Spaziergang zeigt er mir und Reiter Revue-Fotograf Stefan Lafrentz, wofür sein Herz schlägt: die Dülmener Wildpferde. Die erste Gruppe von Pferden haben wir bereits entdeckt. Und sie uns schon längst. Ein paar neugierige Kandidaten kommen auf uns zu, ein Mutiger inspiziert meinen Rucksack und die Jacke des Herzogs. Zeit zu plaudern ...

Die sind ja ziemlich neugierig. Lassen sie sich auch anfassen?

Ja, aber man sollte nicht auf die Pferde zukommen, sondern ruhig bleiben, dann kommen sie selbst auf einen zu. Wenn Sie jetzt versuchen hinzugehen, werden die Pferde eine Abwehrreaktion zeigen. Sie haben wie alle wildlebenden Tiere ein starkes Erkundungsverhalten. Neugierde ist wie Furcht ein wichtiger Überlebensfaktor in der Natur. Allerdings fürchten sich die Pferde vor konkreten Gefahren. Sie haben nicht diese Aufregung, die lange erhalten bleibt. Wenn sie etwas bedrohlich finden, regen sie sich kurz auf, sind dann aber sofort wieder ruhig. Eine andauernde Nervosität wäre eine zu große Energievergeudung.

Sie haben hier eine Herde von über 400 Wildpferden. Mehrere Familien auf 400 Hektar Fläche.

Und diese Familien funktionieren besser als viele Familien des Homo Sapiens. Allerdings sind die Hengste nicht die treuesten. Die halten nicht viel von Monogamie, dafür sind sie nicht geprägt. Diese Familienverbände werden von Stuten geleitet. Die soziale Kompetenz liegt ausschließlich bei den Stuten. Die Familienverbände bleiben ein Leben lang zusammen, es sei denn, ein Familienverband wird zu groß, dann übernimmt die Stute mit der zweithöchsten sozialen Kompetenz und bildet eine neue Familie.

Sie sind hier aufgewachsen, kennen jeden Fleck. Haben Sie einen Lieblingsplatz?

Ganz viele. Ich bin jemand, der findet, dass die Schönheit dieses Lebens breit verteilt ist. Fragen Sie mich nicht nach meinem Lieblings-Komponisten oder Lieblingsmaler. Ich liebe viele Maler, viele Komponisten, viele Schriftsteller. Bei Pferden ist das auch so. Mein Problem ist eher, dass ich sie alle mag.

Zweieinhalb Stunden waren Rudolph Herzog von Croÿ und Reiter Revue-Redakteurin Karolin Leszinski in der zugeschneiten Dülmener Wildbahn spazieren. Sie sprachen über seine Kindheit, Veränderung in der Natur, über Werte und Familie und natürlich über die Pferde. Lesen Sie das komplette Interview in unserer Februar-Ausgabe der Reiter Revue. Das Heft können Sie hier versandkostenfrei bestellen.