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Piaff-Förderpreis-Siegerin Helen Erbe im Interview

„Das Jahr war turbulent, zum Glück nur nach oben“

Helen Erbe feiert am Sonntag ihren 22. Geburtstag. Ein sehr schönes Geschenk hat sie sich heute schon gemacht: Mit Carlos hat sie das Finale im Piaff-Förderpreis gewonnen.​

Helen Erbe und Carlos nach ihrem ersten langen Grand Prix.

Helen, wenn du auf das Jahr zurückblickst, den Kür-Titel bei den Deutschen Meisterschaften, Mannschaftsgold bei den U25-Europameisterschaften und jetzt den Finalsieg beim Piaff-Förderpreis – zwickst du dich manchmal, um all diese Erfolge zu realisieren?

Auf jeden Fall. Es dauert bei mir etwas, das alles zu realisieren. Ich versuche jeden Erfolg zu genießen, den Tag zu genießen und nicht direkt weiterzudenken, denn es kann so schnell alles wieder anders sein. Das Jahr war turbulent, aber zum Glück nur nach oben. Das war schon sehr außergewöhnlich.

In Balve bei den Deutschen Meisterschaften warst du auch eher zurückhaltend, was Zukunftspläne angeht – wer hat dir das so mitgegeben?

Ich denke, das kommt von zu Hause, auch durch meine Geschwister. Ich selbst reite seit ich vier Jahre alt bin, da hat man natürlich auch mal Aufs und Abs. Mal hatte ich ein verletztes Pferd, mal ein erfolgreiches Jahr, in einem Jahr ist ein Pferd völlig unerwartet gestorben – ich habe gelernt, den Moment wirklich zu genießen und von Tag zu Tag zu planen, aber mir nicht irgendwelche verrückten Ziele in den Kopf zu setzen.

Du bist heute das erste Mal den langen Grand Prix geritten, was war das für ein Gefühl vor allem in so einer Kulisse?

Ein überwältigendes Gefühl. Ich hatte mir vorgenommen, es zu genießen, weil wer weiß, ob ich in so einer Prüfung nochmal so eine Prüfung reiten kann. Ich hatte während der Prüfung Spaß, Carlos hat für mich gekämpft, er hat so toll mitgemacht.

Carlos und du seit noch kein Jahr zusammen unterwegs, was habt ihr für eine Verbindung?

Wir haben ihn seit er sechs ist. Als Hannah ihn geritten ist, hatte ich gar nicht so sehr die Verbindung zu ihm. Klar war er Teil unserer Familie und ich mochte ihn auch. Aber eigentlich habe ich erst gemerkt, was für ein toller Kerl dahintersteckt, als ich vor elf Monaten angefangen habe, ihn zu reiten und mich mehr mit ihm zu beschäftigen.

Was hat dir Hannah mit auf den Weg gegeben, als du Carlos von ihr übernommen hast?

Ich wollte ihn erst gar nicht reiten, ich wusste, er ist sehr speziell und keiner, mit dem man einfach mal so losreitet. Aber dann dachte ich, es wäre auch blöd, es nicht zu tun. Er ist da, er ist fit, er weiß, was er tut, ich kann sehr viel von ihm lernen. Dann hat Hannah gesagt, „setz‘ dich drauf, fühl, was du meinst und wenn du Fragen hast, ruf mich an“. Sie ist immer für mich da, auch jetzt vor der Prüfung habe ich sie gefragt, ob sie noch letzte Tipps für mich hat.

Und, welche Tipps hatte sie für dich?

Sie hat gesagt, sammele da die Punkte, wo du Sicherheit hast, halte ihn hinten schön fleißig auf dem Abreiteplatz, ansonsten genieß die Prüfung, so ein langer Grand Prix macht richtig Spaß.

Hannah hat große Fußstapfen hinterlassen, war das ein Thema für dich?

Ich bin tatsächlich recht cool, was so etwas angeht. Weil wenn ich es jemandem beweisen will, dann mir, aber sonst keinem. Selbst wenn es gar nicht geklappt hätte, hätte ich wahrscheinlich trotzdem meinen Spaß gehabt.

Helen Erbe studiert Immobilienmanagement, die Pferde der ihrer Familie stehen auf Gut Auric. Helens Trainer ist Christian Wendel, aber auch ihre ältere Schwester Hannah steht ihr immer mit Rat und Tat zur Seite, vor allem wenn es um Carlos FRH geht. Helen hat den 15 Jahre alten Carabas-Nachkommen Anfang des Jahres von Hannah übernommen, als sie verletzungs- und studiumsbedingt den Reitsport an den Nagel hängen musste. Hannah und Carlos hatten zahlreiche Medaillen auf Nachwuchschampionaten gesammelt.