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Weltreiterspiele 2018

Ziel der Buschreiter: Titelverteidigung

„Wir sind ja nicht beim Fußball“, betont Vielseitigkeitsreiter Kai Rüder, wenn es um die Titelchancen bei den Weltreiterspielen geht. Anders als die deutschen Fußballer wollen die Buschis ihren WM-Titel in Tryon (USA) nämlich erfolgreich verteidigen. Auch ohne Medaillengarant Michael Jung.

Teil des deutschen Teams: Julia Krajewski und Chipmunk FRH.

„Wir wollen auf jeden Fall mit einer Medaille nach Hause kommen“ erklärt Andreas Dibowski die Ziele für Tryon (USA). Die Vielseitigkeitsmannschaft will in den USA ihren Titel von 2014 gegen die Konkurrenz verteidigen. Die Mannschaftsolympiasieger Frankreich und auch die amtierenden Europameister aus Großbritannien sind in Tryon ebenfalls am Start. Nach der letzten Sichtung im polnischen Strzegom entschied sich, welche deutschen Vielseitigkeitsreiter 2018 zu den Weltreiterspielen fahren. Wer letztendlich im Team reitet, entscheidet sich vor Ort. Pläne hat aber jeder der fünf Kandidaten für Tryon.

Andreas Dibowski ist als einziger deutscher Reiter mit zwei Pferden für Tryon nominiert. Und zwar mit FRH Butts Avedon und FRH Corrida. Bereits 2008 war er bei den Olympischen Spielen in Hong Kong (HKG) mit dem deutschen Team siegreich. 2010 ging er bei den Weltreiterspielen in Kentucky (USA) als Einzelreiter an den Start. Den Ort des Geschehens in Tryon kennt er bereits: „Ich habe diese Anlage vor zwei Jahren schon einmal besichtigen dürfen und es ist gigantisch von der Aufmachung. Da habe ich schon gesagt, man muss alles drangeben, um da hinzukommen. Ich freue mich total darauf, dass es tatsächlich geklappt hat.“ Über FRH Corrida sagt der 52-Jährige: „Sie geht noch nicht fehlerfrei in der Dressur, hat aber durch ihr Erscheinungsbild und ihre Möglichkeiten immer ein bisschen die Nase vor Avedon.“ Im Gelände sei sie eine sichere Bank ohne irgendwelche Schwachpunkte. „Und dann ist eben ihre besondere Stärke ­– das Springen“, so Dibowski über seine neunjährige Hannoveraner Stute. Nur mit einem Pferd darf er an den Start gehen, die Entscheidung ist bereits gefallen: „Im direkten Vergleich dieser beiden Pferde hat der Ausschuss und auch unser Trainer Hans Melzer der Stute den Vorzug gegeben.“

Die zweifache Mannschafts-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin Ingrid Klimke geht mit SAP Hale Bob an den Start. Zusammen mit dem 14-jährigen Wallach war sie bereits 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (BRA) Team-Zweite. In Tryon möchte Klimke mit ihrem Bobby, wie sie ihn nennt, ihr Bestes zeigen können. „Und wenn dabei dasselbe Ergebnis wie beim letzten Championat herauskommt, wäre es ein Traum“, so Klimke. Auch Routiniers bereiten sich gut auf solche Championate vor. „Springtraining mit Kurt Gravemeier, Konditionstraining am Berg, Dressuraufgabe mehrmals üben“, zählt Klimke auf. Und das auch unter Turnierbedingungen. So drehte die 50-Jährige mit Hale Bob beim Turnier der Sieger vor dem Münsteraner Schloss Ende August eine Trainingsrunde im Viereck. „Er kann in allen drei Disziplinen top Leistung zeigen“, schwärmt Klimke über ihr Pferd. Besonders hebt sie aber seine Ausdauer im Gelände hervor. Vorbereitung bedeutet für sie aber auch: „Schlafen, Essen und Akkus mit schönen Erlebnissen auftanken.“ Am meisten freut sie sich auf den Geländeritt. „Und auf viele interessante Begegnungen mit tollen Pferden, Reitern und Trainern“.

Julia Krajewski wird das erste Mal an den Weltreiterspielen teilnehmen. Die amtierende Deutsche Meisterin war bereits 2016 mit dem Milor Landais-Flipper d‘Elle-Sohn Samourai du Thot bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (BRA) Team-Zweite, damals lieferte sie das Streichergebnis. Im August 2017 gewann die 29-Jährige bei den Europameisterschaften in Strzegom (POL) mit Samourai du Thot die Drei-Sterne-Vielseitigkeit. Zu den Weltreiterspielen wird sie jedoch mit dem zehnjährigen Hannoveraner Wallach Chipmunk FRH reisen. „Er ist absolut leistungsbereit und konditionsstark“, so Krajewski. „Das hat er schon zwei Mal in sehr bergigen internationalen Drei-Sterne-Prüfungen in Blenheim und Bramham gezeigt.“ Beim diesjährigen CHIO in Aachen entschieden sie die Drei-Sterne-Vielseitigkeit in der Einzelwertung für sich.

Eigentlich sollte Michael Jung, wie auch bei den Weltreiterspielen 2014 in Caen (FRA), mit der 13-jährigen fischerRoscana FST an den Start gehen. Die Stute hat sich aber kurz vor Abflug in die USA das Fesselgelenk gestaucht. Stattdessen heißt es nun für Sandra Auffarth: Ab nach Tryon! Geplant waren sie und Viamant du Matz als erste Reserve, nun sind die beiden Teil des deutschen Vielseitigkeitsteams. Auffarth reitet ihr neunjähriges Nachwuchspferd, da sie ihrem WM- und Olympia-Pferd, Opgun Luovo, keine Championatseinsätze mehr zumuten möchte. Zusammen mit dem Shogun II-J’T‘Adore-Sohn wurde sie 2014 in der Normandie Doppel-Weltmeisterin, 2012 gab es in Rio de Janeiro (BRA) Team-Silber. Die 31-Jährige ist mit Viamant du Matz zuversichtlich. „Ich habe wirklich ein gutes Gefühl, er hat sich gut gemacht in letzter Zeit“, sagt sie. „Ich denke nicht, dass wir ganz vorne mitmischen können, dafür ist er noch ein bisschen zu jung. Aber ich hoffe, dass wir eine gute Runde drehen“, lautet ihr Ziel für Tryon.

Außerdem in Tryon mit dabei: Kai Rüder. Bei der Europameisterschaft 2017 in Strzegom wurde er Sechster. Bereits 2002 nahm er an den Weltreiterspielen im spanischen Jerez de la Frontera teil, 2010 war er Ersatzreiter für die Weltreiterspiele in Kentucky (USA). Sein aktuelles Championatspferd, der zwölfjährige Oldenburger Wallach Colani Sunrise hat sich im vergangenen Jahr gut entwickelt, wie sein Reiter sagt: „Mein Pferd ist nun erfahrener und erprobter. Das gibt mir ein sehr viel besseres Gefühl in der Vorbereitung“, schildert Kai Rüder. „Er hat einfach mehr Erfahrung – und ich selbst auch nach knapp zwanzig Jahren.“ Das Besondere an seinem Chico‘s Boy-Laudatio-Sohn sei ganz klar seine Leistungsbereitschaft und sein Springvermögen, so dessen Reiter. „Das fühlt sich grenzenlos an.“ Der 47-Jährige fährt mit einer klaren Einstellung nach Tryon: „Wenn die Truppe jetzt schon einmal Weltmeister war, dann will man das auch verteidigen. Und wir sind ja nicht beim Fußball, ne. Im Reiten ist das auch möglich!“

Die Reservebank besetzt Josefa Sommer mit ihrem 16-jährigen Hannoveraner Wallach Hamilton. Mit dem Heraldik xx-Furioso‘s Sohn-Nachkommen sammelte die 36-jährige Reiterin im vergangenen Jahr erste Championatserfahrungen bei der Europameisterschaft in Strzegom. Zweite Reserve ist Jörg Kurbel mit dem zehnjährigen El Bundy-For Pleasure-Sohn Josera’s Entertain You. Wer letztendlich für das Team und wer als Einzelreiter an den Start geht, entscheidet sich vor Ort. Klarer Favorit sind neben den Deutschen die buscherprobten und -erfolgreichen Briten. William Fox-Pitt, der Michael Jung und Sandra Auffarth bei den letzten Weltreiterspielen Konkurrenz machte, ist nicht mit dabei. Aber auch die Neuseeländer und die US-Amerikaner zeigten sich beim CHIO in Aachen in guter Form. Auch Australien zählt zu den Favoriten.