Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Weltcup-Finale Dressur: Isabell Werth macht den Hattrick

Herzschlag-Finale der Dressurreiter in Göteborg! Laura Graves legt vor, Isabell Werth meistert eine fast perfekte Runde und Helen Langehanenberg hinterlässt bei einem Richter einen ganz besonderen Eindruck. Ein Rückblick auf die Weltcup-Kür.

Isabell Werth hat den Hattrick. Laura Graves wurde Zweite und Helen Langehanenberg katapultierte sich auf Rang drei.

Göteborg/SWE – Der Richter bei C beim heutigen Weltcup-Finale der Dressurreiter in Göteborg, Magnus Ringmark aus Schweden, scheint ein recht gelassener Mann zu sein. Aber heute gab es einen Moment, ganz am Ende der Kür, da hielt er den Atem an und presste er sich auf seinem Richterstuhl ganz, ganz weit in die Lehne. Es war der Moment als Helen Langehanenberg, im starken Trab – gibt es dafür eine Steigerung? – auf ihn zu rauschte und im wirklich allerletzten Augenblick ihren Damsey doch noch zum Halten brachte. Da atmete der Richter wieder aus. So wie die 11.500 Zuschauer im Scandinavium.

„Weihe war fantastisch, es war ihr Tag.“

Und das ist nur eine Szene dieses heutigen Finals, das es wahrlich in sich hatte. Es war das Finale, das Isabell Werth erneut gewinnen konnte, zum dritten Mal hintereinander mit Weihegold OLD, zum fünften Mal insgesamt. Mal wieder schaffte sie eine Punktlandung. „Es wäre heute fast die perfekte Kür gewesen“, sagte sie, „wenn ich nicht zu arrogant in den Einern gewesen wäre. Ich war so sicher, das Pferd war so gut drauf und ich hatte schon das Grinsen drauf. Das war echt mein Fehler.“ Es war sicherlich ein teurer Fehler, der ihr jedoch den Sieg nicht nehmen konnte. Dafür war der Rest des Rittes auf einem zu hohen Niveau. Speziell die Piaffe-Passage-Tour, der starke Galopp und die Rückführung in die Pirouette. Isabell Werth konnte mit der Don Schufro-Tochter alles riskieren. Und sie wurden mit 88,871 Prozent belohnt. „Weihe war fantastisch, es war ihr Tag.“

Die Piaffe-Passage-Tour, eines der Highlights in edr Kür von Isabell Werth und Weihegold OLD.

Und den brauchte sie auch, denn die Konkurrenz, insbesondere, Laura Graves aus den USA mit ihrem Verdades, hatte mit 87,179 Prozent vorgelegt. Aber auch sie hatten einen kleinen Fehler in den Einerwechseln und seinen besten versammelten Schritt zeigte er heute auch nicht, ansonsten ließ das Paar kaum Punkte liegen. Mit Sieben-Meilen-Stiefeln stapfte der Florett Ass-Sohn durch das Viereck – zu jedem Zeitpunkt bei seiner Reiterin. „Er versucht immer alles richtig zu machen“, sagt die 31-Jährige. Aber auch heute hat es Laura Graves nicht geschafft, Isabell Werth vom Thron zu stoßen. Sie wird es – sollte ihr Verdades so fit bleiben – bei der nächsten Gelegenheit erneut versuchen.

So war nach diesem spannenden Duell noch eine Frage offen – was macht Helen Langehanenberg? Die Antwort: Attacke reiten. „Helen lässt nix liegen“, fasste es Bundestrainerin Monica Theodorescu später zusammen. Helen Langehanenberg und ihr Damsey FRH hatten eine Sternstunde. Die Kür mit hohem Schwierigkeitsgrad, jede Verstärkung auf Angriff, Piaffen und Passagen auf den Punkt. Erst als das Paar auf die Schlusslinie abwendete, zeigte Damsey eine kleine Unsicherheit, war aber sofort wieder bei seiner Reiterin. Für die Schlusslinie hatte Langehanenberg den starken Trab schon eingeplant, als das Publikum dann noch einsetzte, im Takt mit zu klatschen „dachte Damsey nicht, dass die Kür jetzt vorbei sein würde“ – und legte noch einen Zahn zu. „Er war im Flow“, brachte es die Reiterin lachend auf den Punkt. Magnus Ringmark: „Ich vertraue Helen wirklich, aber am Ende war ich mir nicht mehr ganz sicher.“

Helen Langehanenberg und Damsey FRH: volles Risiko.

Helen Langehanenbergs Risiko wurde belohnt. So konnte sie den Dänen Daniel Bachmann Andersen mit Blue Hors Zack auf den vierten Rang verweisen. Seine Vorstellung war nahezu fehlerfrei, jedoch ließ der Hengst heute ein wenig an Frische vermissen. „Er war ein kleines bisschen müde“, meinte der 28-Jährige, „aber ich bin super happy mit dem Ritt.“ Natürlich ärgerte er sich, dass es mit dem dritten Platz nicht geklappt hat. Sonst wäre er kein Sportler. „Aber die Entscheidung geht absolut in Ordnung“, sagte er.

„Das ist absolut gigantisch“

Und so hatte das Duo Monica Theodorescu und Jonny Hilberath gleich zwei Schützlinge auf dem Podest des Weltcup-Finals. „Das ist absolut gigantisch“, freute sich Theodorescu. Klammheimlich hatte sie schon vor ein paar Tagen gedacht, das könnte klappen, „aber das habe ich keinem gesagt, nicht mal Jonny. Erster und Dritter, das ist ein Traum!“

Und dann war da noch das gelungene Debüt von Benjamin Werndl. „Er nimmt super viel von hier mit, er hat sich toll gezeigt. Ich weiß, wie sich das erste Mal da drin anfühlt“, lobte Monica Theodroescu. „Er hat eine tolle Saison geritten, hat sich in den Top-Sport reingeritten, er hat wirklich was aus dem Pferd gemacht. Dafür hat er meinen Respekt.“ Der 34-Jährige konnte heute mit seinem 15 Jahre alten Westfalen Daily Mirror in einigen Lektionen punkten, wie in den Trabverstärkungen, den Passagen und einem Großteil der Galopptour. Er war losgelassener als gestern. Allerdings schlichen sich hier und da noch Fehler ein, wie in den Zweierwechseln oder kurz vor der ersten Galopp-Pirouette, wo der 1,78 Meter große Rappe kurz ins Stocken geriet. Die Piaffen gelangen noch nicht alle, dafür aber die Grußaufstellung im Vergleich zu gestern. Am Ende wurde es mit 79,118 Prozent der zwölfte Rang. Das Fazit des Bayern: „Ich will wieder kommen!“ Seine Schwester Jessica von Bredow-Werndl verfolgte seinen Ritt übrigens von zu Hause am Bildschirm, um ihn direkt nach dem Ritt anzurufen. Und was hat sie gesagt? „Sie ist stolz auf mich. Und ich bin stolz auf mein Pferd.“ Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Und auch ein bisschen auf mich.“