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Sport

Weltcup-Finale Dressur: Charlotte Dujardin souverän

Zwar nicht mit Weltrekord wie gestern im Grand Prix, aber mit sehr deutlichem Abstand setzte sich die Olympiasiegerin und Europameisterin aus Großbritannien eben auch die Weltcup-Krone auf.

Lyon/FRA – 92,179 Prozent – das war in der Tat eine Klasse für sich. Aber für die 28-Jährige und den niederländischen Negro-Sohn keine neue Dimension. Für ihre Kür im Dezember in London hatten die beiden 93,975 Prozent bekommen. Das war übrigens noch die alte. Die neue war in Sachen Musik und Choreografie bis heute ein gut gehütetes Geheimnis. Nach der Filmmusik „How to train your dragon“  – mal bombastisch, mal eher lyrisch – zeigte die Nummer eins der Dressurwelt eine Kür, die wie sie selbst sagt, „technisch jetzt anspruchsvoller“ ist.  Keine Frage, sie gewann verdient.
Ob der Abstand zu Helen Langehanenberg und Damon Hill gar so groß hätte ausfallen müssen, sei dahingestellt. Die beiden kamen erwartungsgemäß auf Platz zwei – 87,339 Prozentpunkte ihr Ergebnis, wobei die Spanne von 84,750 Prozent (gegeben vom Belgier Jacques van Daele) bis 91,000  Prozent (von der deutschen Richterin Dr. Evi Eisenhardt) reichte. Allerdings gab’s auch ein paar kleine Patzer zu berücksichtigen. Die Grußaufstellung geriet hinten etwas breit, in einer Pirouette eine kleine Stockung, dazu ein kleiner Patzer in den Wechseltour, groß angelegte Galopppirouetten und ein Missverständnis zwischen Reiterin und Pferd beim letzten Abwenden auf die Mittellinie. „Da hätte ich ihn vielleicht besser unterstützen können“, erklärte die Reiterin und fügte hinzu: „Es waren einfach zu viele Fehler“. Aber, so ihr sympathisches Fazit direkt nach dem Ritt: „Wir beide sind eben auch nur Menschen“. Andere Lektionen dagegen, wie etwa die Passagen, waren einmal mehr lehrbuchreif.
Und die gute Nachricht: Es gibt noch Luft nach oben. Der Meinung ist auch Trond Asmyr: „Wir hatten noch nie etwas auf diesem Niveau“, resümierte der Dressur-Direktor des Weltreiterverbandes FEI. „Und“, fügte er hinzu, „wir haben hier verhältnismäßig junge Pferde, die sich immer noch weiterentwickeln“. Da hat er Recht, die Spitzenpferde, die hier im Viereck zu sehen waren, sind zwischen zwölf und 14 Jahre alt, können also voraussichtlich noch einige Jahre im Sport Topleistungen bringen.
Noch Potential sieht beispielsweise Edward Gal bei seinem Undercover: „Das war nicht unsere beste Prüfung. Ich weiß, dass wir das viel besser können, so der drittplatzierte Niederländer, dessen Kür mit 83,696 Prozent bewertet wurde. Tinne Vilhelmson Silfven, die Schwedin, wurde mit ihrem Hannoveraner Don Auriello mit 80,946 Prozent Vierte.
Isabell Werth verpasste mit El Santo die 80 Prozent nur knapp und folgte auf Platz fünf mit 79,089 Prozent. Die erfahrene Reiterin spielte bei ihrem 13. Weltcup-Finale ihre ganze Routine aus, ritt beherzt und auf Risiko und präsentierte ihren El Santo deutlich besser als gestern im Grand Prix. Nun liegen unterschiedliche Prozentzahlen zwar in der Natur der Sache – die sieben Jurymitglieder verteilen sich schließlich auf ebenso viele Positionen rund ums Viereck, haben also unterschiedliche Blickwinkel und somit zwangsläufig auch unterschiedliche „Einsichten“ – in Sachen Rangierung aber sollte weitgehend Einigkeit herrschen. Die herrschte allerdings bei Isabell Werths Vorstellung nicht. Ausgerechnet die deutsche Richterin Dr. Evi Eisenhardt sah Werth auf Rang acht, der Franzose Dr. Jean-Michel Roudier hätte sie an vierter Stelle platziert.
Bei Jessica von Bredow-Werndl, der Weltcup-Debütantin, die hinter der Niederländerin Danielle Heijkoop mit 77,768 Prozent Platz sieben belegte, fiel die Bewertung der renommierten Richterin dagegen deutlich freundlicher aus: Den Shooting Star der deutschen Dressurstelle hatte Eisenhardt an Platz vier. Auch Unee, der gekörte Gribaldi-Sohn, patzte heute mehrmals, beispielsweise bei den Zweier-Wechseln. Trotzdem war Trainer Jonny Hilberath zufrieden: „Die Anlehnung war deutlich besser als gestern. Der Hengst bekommt immer mehr Ausdruck und Energie“. Jessica von Bredow ist diese Kür übrigens vermutlich zum letzten Mal geritten, schon bei den Deutschen Meisterschaften in Balve will sie eine neue präsentieren. Schöne Aussichten. –mic–