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Sport

Nationenpreis Mannheim: Sieg für die USA

Was für eine Dramaturgie! Der 100. Nationenpreis von Deutschland wurde im Stechen entschieden – Belgien, Deutschland und die USA gingen ins Rennen. Und am Ende fielen selbstkritische Worte...

Mannheim – In der zweiten Runde lieferte Hans-Dieter Dreher mit Embassy II das Streichergebnis aus deutscher Sicht. Zwei Fehler musste sich das Paar anrechnen lassen. Auch Christian Ahlmann und Taloubet Z leisteten sich einen Abwurf, während sowohl Ludger Beerbaum mit Chiara als auch seine Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum mit dem in Schweden gezogenen Fibonacci – Streichergebnis-Lieferantin der ersten Runde – mit weißer Weste ins Ziel kamen. Acht Punkte für das deutsche Quartett standen auf der Liste, ebenso viele wie bei den Reitern aus Belgien und der Amazonenriege aus den USA. Keine leichte Entscheidung für Equipechef Otto Becker. Wen würde er in dieses Stechen, das traditionell nur von einem Reiter des Teams bestritten wird, schicken? Der Bundestrainer entschied sich für Christian Ahlmann und dessen 15-jährigen belgischen Hengst. Den hat er 2009 von seiner Lebensgefährtin Judy-Ann Melchior übernommen, 2011 gewannen Ahlmann und der Sohn des legendären französischen Hengstes Galoubet das Weltcup-Finale. Nach zahlreichen Erfolgen schloss sich eine längere Verletzungspause an, jetzt allerdings ist der Hengst wieder auf dem Posten. Und wie!
 
Mitbesitzerin des Braunen ist übrigens Judy-Ann Melchior, die hier in Mannheim auch am Start war – allerdings fürs belgische Team. Wäre sie fürs Stechen nominiert worden, hätte das Mannheimer Reiterstadion ein echtes Familienduell erlebt. Doch Dirk Demeersman, Equipechef der Belgier, entschied sich für Pieter Devos und dessen Schimmel Dylano. Der hat zwar eine recht unorthodoxe Art, sich im Parcours zu bewegen – er keilt immer mal wieder aus und schlägt unablässig mit dem Schweif –, aber er hatte als einziges Teammitglied zwei Nullrunden auf dem Zettel stehen. Dritte im Bunde der Stechteilnehmer war Elizabeth Madden. Die im internationalen Turnierzirkus nur „Beezie“ genannte Springreiterin ritt 2002 ihr erstes großes Championat für die USA und fehlte seither bei kaum einem der ganz großen Events. 2004 und 2008 gewann sie Team-Gold bei den Olympischen Spielen. Und so mancher erinnert sich noch an die Weltreiterspiele in Aachen 2006 – ein Fehler am letzten Hindernis im Finale mit Pferdewechsel kostete sie damals den Titel.

Heute passierte ihr das nicht, im Stechen blieb sie mit Cortes C, dem 13-jährigen Darco-Sohn, mit dem sie bei den Weltreiterspielen im vergangenen Jahr in Caen (FRA) Bronze gewann, fehlerfrei. Ihre Zeit: 32,73 Sekunden. Das hatte man von der 51-Jährigen, die aktuell als beste Amazone an achter Stelle der Weltrangliste liegt, auch erwartet.
Ebenfalls fehlerfrei, wenn auch nicht ganz so schnell, war Pieter Devos unterwegs. In 34,14 Sekunden absolvierte der Belgier, der zusammen mit seinem Bruder Wouter einen Ausbildungs- und Handelsstall betreibt, den Stechparcours.

Blieb Christian Ahlmann als letzter Starter: Er war schnell, wenn auch nicht ganz so schnell wie die US-Amerikanerin – 32,95 Sekunden – und bis zum letzten Hindernis war er auch ohne Patzer unterwegs. Da aber fiel die Stange, Deutschland war Dritter. „Der Fehler in der zweiten Runde war sicher nicht nötig. Hätte ich den nicht gemacht, dann hätten wir das ganze Drama nicht gehabt. Ich hoffe, dass wir auch mal wieder ganz vorne stehen können. Vor ein paar Jahren hat das noch besser geklappt“, erklärte er.

Noch selbstkritischer ging Ludger Beerbaum, der in Mannheim seinen 128. Nationenpreis ritt, mit Platz drei um: „Wir hatten uns vorgenommen ganz vorne zu stehen. Wir waren nach der ersten Runde nicht vorne, nach der zweiten nicht und am Ende auch nicht. Wir kriegen’s schon verdammt lange nicht hin. Ich habe auch keine Patentlösung, aber vor der EM muss ein Ruck durchs deutsche Team gehen.“

Die EM ist natürlich auch das Thema, das den Bundestrainer am meisten beschäftigt. Und die Frage nach der Nominierung für Aachen ist die, die ihm derzeit sicher am häufigsten gestellt wird. Um es kurz zu machen: Nominiert wird erst in zwei Wochen nach dem Nationenpreis im britischen Hickstead. Noch nennt der Bundestrainer alle Namen, die auch auf der Liste des Championatskaders stehen. –mic–