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Europameisterschaften Dressur 2023

Gold für Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB

Ausbalancierter und athletischer denn je präsentierte sich TSF Dalera BB im Grand Prix Spezial bei den Europameisterschaften in Riesenbeck. Der Lohn: Gold mit persönlichem Bestergebnis für Jessica von Bredow-Werndl und ihre Trakehnerstute.

Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB haben ihren Europameister-Titel im Grand Prix Spezial verteidigt. Mit persönlicher Bestleistung: 85,593 Prozent.

Riesenbeck – Gold mit Abstand für Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB! Auf den zweiten Platz ritt die Dänin Nanna Skodborg Merrald den 15 Jahre alten Oldenburger Hengst Blue Hors Zepter, Bronze gewann die Britin Charlotte Dujardin mit dem zehn Jahre alten Imhotep. Das Treppchen verpasste auf Platz vier der amtierende Weltmeister Glamourdale mit seiner Reiterin Charlotte Fry. Doch der Reihe nach: Vor dem Start lobte Jessica von Bredow-Werndl ihre Stute auf der Kruppe. Motiviert wie Dalera ist, wollte sie in der ersten Grußaufstellung schon los. Nur eine 6,5 gab es zum Start für die amtierende Olympiasiegerin. Doch dann beginnen die beiden zu tanzen: Mit viel Schubkraft und Kadenz bewegte sich die Trakehnerstute durch das Viereck. Im Schritt dehnte sich TSF Dalera BB gut an die Hand heran, 7,9. „Im Schritt haben wir uns sehr verbessert. Das wird noch meine liebste Gangart” lachte Jessica von Bredow-Werndl später. Wie erhaben sich die Stute in der Piaffe bewegt, schlägt sich in der Note nieder: 9,1. Für den Übergang zur Passage gab es sogar eine 9,8. Das ist nahe an der Perfektion. In den Zweier-Wechseln lassen die beiden Punkte liegen. Schnell vergessen und in den Einer-Wechseln wieder punkten. Ein guter starker Galopp, getragene Pirouetten, souveräne Einer-Wechsel auf der Mittellinie und dann machen sich die beiden auf zur Schlusslinie, um noch einmal Höchstnoten einzusammeln: 85,593 Prozent. Persönliche Bestleistung.

Strahlende Siegerinnen: Jessica von Bredow-Werndl (M.), Charlotte Dujardin (l.) und Nanna Skodborg Merrald (r.). Alle drei stehen für feines Reiten.

Jessica von Bredow-Werndl: „Dalera gibt alles für mich”

„Dalera hat ein neues Niveau der körperlichen Reife erreicht. Die Prüfung ist von der Kraft her nicht mehr anstrengend für sie. Sie schwitzt bei der Hitze natürlich, aber atmet ganz ruhig. Eine Minute nach der Prüfung hat sie wieder ihren Ausgangspuls. Das zeigt, wie fit sie ist. Es fällt ihr richtig leicht", strahlte Jessica von Bredow-Werndl nach ihrem erneuten EM-Gewinn. Sie bezeichnet die Stute gerne als ihren Spiegel. „Sie gibt mir alles und ich gebe ihr all die Liebe und Aufmerksamkeit, die sie so sehr liebt”, beschreibt sie ihre besondere Beziehung. Heute hat sie die 16 Jahre alte Trakehnerstute nur sehr kurz abgeritten. „Ich war zwei Pferde vor meinem Start auf dem Platz. Von dieser Zeit bin ich knapp die Hälfte noch Schritt geritten und habe dann einmal alle Lektionen abgefragt. Es war wie ein Vokabeltest”, beschreibt die neue Europameisterin ihr Warm-up.

Mit vollem Fokus auf den Titel: TSF Dalera BB und Jessica von Bredow-Werndl bei den Europameisterschaften in Riesenbeck.

Am Sonntag wollen die beiden in der Kür brillieren. „Auf die Kür freue ich mich am allermeisten”, verriet Jessica von Bredow-Werndl im Interview. Die morgige Vorbereitung darauf? Mal schauen. „Ob ich sie morgen reite, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall geht sie nur Schritt oder ich trabe sie locker, vielleicht gehen wir auch nur spazieren”. Smartes Training ist das Zauberwort.

Platz zwei für Nanna Skodborg Merrald und Blue Hors Zepter

Auf den zweiten Platz schob sich Nanna Skodborg Merrald mit Blue Hors Zepter und einem Ergebnis von 82,796 Prozent. Der Oldenburger Blue Hors Zack-Wolkentanz-Sohn ist mit seinen 15 Jahren in der Form seines Lebens. „Ein Traum ist wahr geworden. Ich wusste, dass eine Medaille möglich ist. Aber ich wusste auch, dass es sehr gute Konkurrentinnen gibt. In der Prüfung habe ich mich auf jede einzelne Lektion konzentriert. Eine nach der anderen. Ich habe Wert auf jedes Detail gelegt und das hat sich gelohnt", lächelte die Reiterin vom Gestüt Blue Hors nach ihrem Ritt. Es ist ihre erste Einzelmedaille als Reiterin. Am Sonntag wird sie erstmals ihre neue Kür reiten. Ein wenig nervös mache sie das, zugleich gebe ihr die Musik aber auch ein richtig gutes Gefühl, verriet die 29-Jährige.

Tolle Grußaufstellung von Nanna Skodborg Merrald und Blue Hors Zepter bei den Europameisterschaften.

Bronze für Charlotte Dujardin und Imhotep

Präzises Reiten zeichnet auch die Bronzemedaillen-Gewinnerin Charlotte Dujardin aus. Mit ihrem zehn Jahre alten Imhotep zeigte sie feines, harmonisches Reiten. Jede Lektion ritt sie genau am Punkt, jeder Tritt des Fuchses wirkte fein auf die Hilfen der Reiterin abgestimmt. Und die sieht noch Luft nach oben. „Für ihn ist noch sehr aufregend in so ein Stadion zu kommen. Da nehme ich ihn an die Hand und sage ihm, dass Alles gut wird und dann macht er auch Alles für mich”, strahlte sie. Nach der Geburt ihrer Tochter Isabella im Frühjahr dieses Jahres sind die beiden erst wenige Prüfungen gegangen und stetig entwickele sich der Everdale-Vivaldi-Nachkomme weiter. „In einem Jahr wird es wirklich spannend”, warf sie schmunzelnd einen Blick in Richtung Olympische Spiele 2023.

Yes! So sieht Freude aus! Charlotte Dujardin und Imhotep nach ihrem gelungenen Grand Prix Spezial.

Platz vier für Glamourdale und Charlotte Fry

Als amtierender Weltmeister ist der Rapphengst Glamourdale mit Charlotte Fry nach Riesenbeck gereist. Die Erwartungen an die beiden waren im Vorfeld hoch. 81,763 Prozent standen nach ihrem Grand Prix Spezial auf der Anzeigetafel. Am Ende des Tages Platz vier. Die Qualität des Hengstes von Lord Leatherdale-Negro ist fraglos überragend, doch wünschte man sich in der Prüfung eine schönere Anlehnung. Die Noten für die Piaffen warfen den Hengst zudem zurück.

Glamourdale hat einen Galopp für eine 10,0. Doch das ist nicht alles in der Dressur.

Auf den fünften Platz ritt Carl Hester seinen Fame mit 80,106 Prozent. Damit stellten die Briten in der ersten Einzelentscheidung der diesjährigen Europameisterschaften drei Paare mit einem Ergebnis über 80 Prozent - beeindruckend!

Isabell Werth und DSP Quantaz zweitbestes deutsches Paar

Platz sechs und ein Ergebnis von 78,252 Prozent im Grand Prix Spezial sind die Fakten zum Ritt von Isabell Werth. In ihren Worten: „Er hat sich wirklich fabelhaft angefühlt. Es war sein bester Special bisher und ich bin total happy. Es hat sich nach mehr als achtzig Prozent angefühlt, aber ok. Das Pferd war wirklich fantastisch.Für Isabell Werth und Quantaz sind die Europameisterschaften in Riesenbeck das zweite gemeinsame Championat nach den Weltmeisterschaften 2022 in Herning. Der 13-jährige Wallach wirkte in der Prüfung entspannter als früher schon einmal, er ließ sich im Schritt fallen und zeigte mit seinem Ohrenspiel, wie sehr auf seine Reiterin fokussiert war. Ein kurzes Lob nach der ersten Piaffe durfte da sein. Isabell Werth hat seit jeher an dieses Pferd geglaubt, nun beweist er, warum. Das Publikum feierte das Paar wie die neuen Champions.

Frederic Wandres und Bluetooth OLD auf Platz sieben

Auch Frederic Wandres und Bluetooth OLD wurden vom Riesenbecker Publikum getragen. Dabei starteten sie mit etwas Verspätung in die Prüfung. Beim Abreiten hatte Bluetooth OLD ein Eisen verloren. Kein Problem, der Veranstalter zog die Pause vor, der Schmied kam schnell und Frederic Wandres und Bluetooth fanden wieder in den Rhythmus. Profis. „Im starken Trab zog er nach vorne als gäbe es kein Morgen“, lächelte Frederic Wandres nach seinem Ritt. „Die letzte Linie war sehr gut, mit der Trabtour war ich insgesamt sehr zufrieden“, bilanzierte Frederic Wandres Bereiter auf dem Hof Kasselmann. Wandres verglich den Oldenburger im Vorhinein mit einer Katze und so geschmeidig bewegte sich der Braune wahrlich im Grand Prix Spezial. In den Einer-Wechseln auf der Mittellinie kamen die beiden zwischenzeitlich aus dem Rhythmus. Auf der Schlusslinie war Bluetooth aber wieder ganz bei seinem Reiter. Am Ende wurden es: 77,052 Prozent.

Thiago GS will früher Schluss machen

Das Ergebnis von 72,994 Prozent für Thiago GS und Matthias Alexander Rath spiegelt nicht ganz den Verlauf der Prüfung wieder. Denn hätte der Hengst auf der Schlusslinie bei X nicht gedacht, dass nun schon Schluss ist, hätten ein paar Prozentpunkte mehr als Ergebnis sein dürfen. „Hätte, hätte“, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu nach seinem Ritt dann auch nur zur ihm. Thiago GS bekommt nach seinem ersten Championat nun auf jeden Fall Pause. Im Winter soll der Hengst wieder das ein oder andere Turnier gehen.