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Europameisterschaften 2019

EM Rotterdam: Deutsches Kopf-an-Kopf-Rennen endet mit Gold für Isabell Werth

Sie ist die alte und neue Einzel-Europameisterin im Grand Prix Special. Aber Dorothee Schneider hat ihr diesen Titel nicht kampflos überlassen. Auf Rang vier trotz ein paar Patzern: Jessica von Bredow-Werndl.

Isabell Werth und Bella Rose erkämpften sich Gold - und wie!

Rotterdam/NED – Dorothee Schneider legte vor, Isabell Werth zog nach. Wie schon in Aachen gab es ein deutsches Duell um den Sieg, bei dem sich Dorothee Schneider knapp geschlagen geben musste. Mit ihrem 13-jährigen Hannoveraner Showtime FRH setzte sie von vornherein hohe Maßstäbe. Der starke Trab mit 8,9, die Passage mit 9,4 und der Schritt mit einer 8 bewertet, steigerte sich dies im Laufe der Prüfung noch weiter. Die Piaffe war besser als im Grand Prix. Auf hohem Niveau ging es weiter bis zu den Einerwechseln, wo Showtime im Hinterbein einmal nicht richtig durchsprang. Dort habe sie ihren Steigbügel verloren, erzählte Dorothee Schneider später. „Ich glaube, ich sollte mal ein paar Sitzübungen machen.“ Ein kleiner Fehler, der die Note etwas drückte, aber 85,456 Prozent waren eine Hausnummer, die Isabell Werth schon unter Druck setzte. „Das Gefühl war einfach sensationell. Das Pferd war super konzentriert, hörte zu, war besser in der Anlehnung und schöner vor mir als im Grand Prix“, fasste Dorothee Schneider strahlend zusammen und meinte: „In der Passage hat er nur aus Gefälligkeit den Boden berührt.“

Dorothee Schneider und Showtime: Silber gewonnen und nah an Gold.

Isabell Werth ging zehn Minuten später ins Viereck und setzte mit Bella Rose, wie man es von ihr kennt, voll auf Angriff. „It was so fucking cool today“, platzte es aus ihr im ersten Kommentar bei FEI TV heraus, kurz nachdem sie den Sieg in der Tasche hatte. „Ich hatte Monica Theodorescu auf dem Weg zum Viereck gefragt, wie viel Prozent Dorothee bekommen hat und dachte: ‚Hui, Bella kann das toppen, jetzt kommt es auf mich an.‘“ In der Arena habe sie die knisternde Spannung im Publikum wahrgenommen. Es ritt quasi mit, als die Titelverteidigerin loslegte. Zwar lag sie in der Anfangsphase noch aufgrund der Schwächen in der Trabverstärkung und der Schrittphase punktemäßig hinter Dorothee Schneider, holte aber ab der Piaffe auf. „Die Piaffe-Passage-Tour hätte nicht besser sein können“, zog sie als ihr Fazit. Mehrfach gab es die 10,0. „Als ich aus der Passage angaloppiert bin, habe ich etwas länger gewartet, um das richtige Bein zu erwischen, damit Bella ja nicht auf der falschen Hand anspringt. Ich habe richtig gehört, wie das Publikum aufatmete, als ich im Galopp war“, lachte die 50-Jährige. Mit 86,520 Prozent holte die Rekordreiterin ihr achtes Einzelgold bei einer Europameisterschaft. Dorothee Schneider sicherte sich Silber und damit ihre erste internationale Einzelmedaille.

Bronze ging, wie schon 2017, an die Dänin Cathrine Dufour mit dem mittlerweile 16-jährigen Atterupgaards Cassidy. Der Fuchswallach gab heute alles, was er geben konnte und machte keine Fehler. Im Grand Prix litt das Paar unter einem sturzartig einsetzenden Regenschauer, dieses Mal waren die Bedingungen perfekt und der Caprimond-Sohn leistete sich keine Fehler. 81,337 Prozent waren Dufours persönliches Bestergebnis. „Dass ich damit eine Medaille gewinne, hätte ich aber nie erwartet. Ich habe meinem Pfleger nach der Prüfung das Pferd übergeben und ihm gesagt, er könne ihm ruhig sein Mash geben. Ich war happy mit dem Ritt, aber damit hätte ich nicht gerechnet,“ sagte sie lachend.

Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB sicherten sich Rang vier und einen Startplatz in der Kür.

So ging es wohl auch Jessica von Bredow-Werndl, die mit TSF Dalera BB deutlich vor ihren Teamkollegen ins Viereck musste. Sie ritt volles Risiko, holte mehr Punkte als bisher im starken Trab heraus, leistete sich aber auch drei Patzer, die einige Prozent kosteten. Mit 78,541 Prozent landete das Paar auf Rang vier – bei einer fehlerfreien Runde wären die 80 Prozent möglich gewesen. „Ich habe alles riskiert, die Fehler gingen auf meine Kappe“, meinte die Reiterin später, als sie noch nicht damit rechnete, so nah an den Medaillenrängen zu liegen. Diese Platzierung als drittbeste Deutsche beschert der 33-Jährigen aber nun den erhofften Startplatz in der Kür am Samstag, um den sie zittern musste, da pro Nation nur drei Reiter zugelassen sind. Dort gilt dann ebenso die Devise: Voll auf Angriff.

Sönke Rothenberger und Cosmo hatten nicht ihren besten Tag: Rang sechs im Special.

Des einen Freud ist des anderen Leid. Denn Sönke Rothenberger und Cosmo, die 2017 noch Silber gewannen, hatten heute nicht ihren besten Tag. „Wir hatten einfach viel zu viele Fehler drin. Es war einer unserer schlechtesten Specials bisher“, sagte Rothenberger enttäuscht. Die Prüfung begann gut, doch nach Fehlern in den Zweierwechseln war der Wurm drin und es folgten weitere für Cosmo ungewohnte Patzer. Auch generell ließ der Wallach etwas die Ausdrucksstärke vermissen, die man sonst von ihm kennt. Mit 78,116 Prozent wurde das Paar Sechster und ist in der Kür nicht mehr am Start.