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Gedanken an den Start der Olympischen Spiele

Die Was-wäre-wenn-Frage

Heute werden viele Athleten einmal kurz innehalten und dran denken, was eigentlich hätte sein sollen. Der 24. Juli 2020 wäre der Eröffnungstag der Olympischen Spiele gewesen, wenn Corona nicht wäre. Auch Redaktionsleiterin Sarah Schnieder hat sich die Was-wäre-wenn-Frage gestellt.

Vielseitigkeitsreiterin Zara Tindall gehörte 2012 zu den Athleten, die das Olympische Feuer in Etappen zum Entzünden bei den Olympischen Spielen trugen.

Vor einem Jahr stand die Planung. Die Flüge waren gebucht: von Frankfurt nach Seoul, von Seoul nach Tokio. Reisedatum: 24. Juli 2020. Okay, die Eröffnungsfeier hätte ich verpasst, aber wie ich bereits vor acht Jahren bei den Olympischen Spielen in London gelernt habe, braucht es dafür sowieso eine erweiterte Journalisten-Akkreditierung. Ich hatte eine für die Reitsportwettbewerbe genehmigt bekommen und hatte damit alles, was ich brauchte. Pünktlich zum ersten Ritt des Grand Prix wäre ich im Stadion gewesen.

Die Pferde wären aufgrund der Quarantäne-Bestimmung und für eine perfekte Wettkampfvorbereitung schon um einiges länger in Tokio. Die Reiter, je nach Beginn ihrer Wettbewerbe, größtenteils ebenso. Olympische Spiele: das höchste Ziel im Leben eines Weltklassesportlers. Helen Langehanenberg erzählte mal, sie habe geweint, als sie 2012 in London zum ersten Mal das Reitstadion betreten habe. Es ist ein Traum, der wahr wird, für den die Athleten so viel geben: für die Qualifikation, in der Vorbereitung und dann in den entscheidenden Minuten im Wettkampf. Es sind Gedanken, die sie sich schon Jahre vorher machen. Könnte das eine Nachwuchspferd das Potenzial haben, bis zu diesem Zeitpunkt diese Leistung abzurufen? Wie sollte der Weg dann am besten geebnet werden? Und welche Klippen könnten dies erschweren? An eine Absage der Spiele hat dabei wohl niemand gedacht. Und jetzt zählt die Website tokyo2020.org noch 364 Tage bis es losgeht. Er wirkt absurd, aber war die beste Entscheidung, um faire Wettkämpfe garantieren zu können. Denn durch die Pandemie fielen die Sichtungswege fast komplett aus. Nicht nur bei den Reitern. Und mittlerweile wird der Ausnahmezustand so gelebt, dass man sich nur schwer vorstellen kann, dass hunderttausende Menschen in den Stadien zusammenkommen und eng an eng die Sportler feiern.

2016 in Rio de Janeiro gewannen die deutschen Reiter sechs Medaillen - so viele wie zuletzt 1992 in Barcelona. Zwei goldene für die deutschen Dressurreiter und Vielseitigkeits-Ass Michael Jung in der Einzelwertung, Silber für Isabell Werth in der Einzel-Dressur und die Vielseitigkeitsreiter in der Teamwertung. Und Bronze für die Spring-Mannschaft und Kristina Bröring-Sprehe in der Einzel-Dressur.

Man nennt den vierjährigen Turnus zwischen den Spielen übrigens Olympiade. Sie bekommt nun ein Bonusjahr geschenkt. Ebenso wie die Athleten für ihre Vorbereitung und erneute Planung, die schon längst wieder begonnen hat. Wahrscheinlich stellen sich heute trotzdem einige die Was-wäre-wenn-Frage. Besonders die, für die Tokio 2020 der Höhepunkt der Karriere werden sollte und die vermutlich keine weitere Chance bekommen. Heute wird das Olympische Feuer sicherlich gedanklich vielerorts entzündet. Und am 23. Juli 2021 dann hoffentlich richtig.