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Deutsche Meisterschaften: Kür-Titel für Isabell Werth

Der Patzer von gestern war heute vergessen. Mit sagenhaften 88,15 Prozent setzte sich die Reiterin aus Rheinberg klar an die Spitze. Darüber, ob der Abstand zur Zweitplatzierten mit fast drei Prozent berechtigt war, lässt sich streiten.

Isabell Werth und Emilio sicherten sich ihren dritten gemeinsamen DM-Titel.

Balve – Gegen das Bad im Wassergraben wehrte sie sich mit Händen und Füßen – und was eine Isabell Werth nicht will, das will sie nicht. Da half auch der Kampfgeist von Jessica von Bredow-Werndl nicht. Am Ende blieben alle relativ trocken und kamen gut gelaunt zur Pressekonferenz, wo Isabell Werth zu ihrem 15. nationalen Titel beglückwünscht wurde. Die Rekordreiterin bezeichnet den 13-jährigen Ehrenpreis-Sohn Emilio eigentlich gerne als ihr 1b-Pferd. Dass er problemlos den Platz jedes 1a-Pferdes übernehmen kann, hat er heute aber wieder einmal bewiesen. Zu italienischen Opern-Klängen startete er in seiner neuen Kür gleich in einer schön durchfedernden Passage gefolgt von einer Piaffe-Pirouette und dem starken Trab. Für die Trabtraversalen bekam er einmal die 10,0, ansonsten hagelte es Neunen. Für den Schwierigkeitsgrad, die Musik und die Interpretation zogen einige Richter ebenfalls die 10. So lag die B-Note insgesamt über Neun.

Super zufrieden mit Dalera: Silbermedaillengewinnerin Jessica von Bredow-Werndl:
Fraglos war die Kür gespickt mit Lektionsfolgen, die längst nicht jedes Grand Prix-Pferd beherrscht, allerdings traf dies ebenso auf Jessica von Bredow-Werndls Kür zur Musik aus dem Film La La Land zu. Bei ihr waren die Richter durchgehend etwas sparsamer und gaben für Musik und Interpretation 9 oder 9,5. Am Ende bekam die 33-jährige Bayerin für ihren Ritt mit der zwölfjährigen Easy Game-Tochter TSF Dalera BB 85,6 Prozent. Passage und Piaffen wurden mit Neunen und Zehnen belohnt, im versammelten Schritt verlor das Paar einige Punkte. Daraus ging es direkt in eine doppelte Galopp-Pirouette. Immer blieb Dalera vor den Hilfen ihrer Reiterin, der Kandarenzügel stand leicht an. Teils schlug die Stute noch mit dem Schweif, Emilio schüttelte wiederum in einigen Lektionen mit dem Kopf. Niemand ist perfekt. Grundsätzlich lieferten beide Pferde aber eine Vorstellung nach Maß ab. „Es hat mich etwas überrascht, dass es so gut geklappt hat“, freute sich Werth nach der Prüfung, denn die Musik zu ihrer Kür war erst kurz vor der DM fertig geworden. Sie hatte die Kür also noch nicht einmal komplett durchgeritten. „Die Musik macht mir wahnsinnig viel Spaß“, sagte sie und über Emilio, dass sie sich sehr freue, dass er hier drei Tage so konstant gegangen ist. Jessica von Bredow-Werndl hatte ebenfalls nur lobende Worte für Dalera BB: „Sie hat alles für mich gegeben und ich freue mich, dass es eine andere Medaillenfarbe ist. Ich würde aber lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht auch mit Gold geliebäugelt hätte. Es fühlt sich mit Dalera aber immer noch nach Luft nach oben an.“

Eine absolute Kämpferin ist auch Helen Langehanenberg, im gestrigen Special noch Fünfte. Der mittlerweile 17-jährige Hengst Damsey FRH wirkt frischer denn je. „Ich sehe, dass er auf dem Papier älter wird, er sieht aber aus wie ein junger Hengst. Ich bin echt stolz auf den Dicken“, sagte sie mit leuchtenden Augen. Ihre Kür begann mit einer Volte in der Passage, es folgte eine Piaffe auf der Mittellinie, dann Traversalen in Passage. Die Verstärkungen waren wie immer ein Highlight, am Ende musste sie schon einmal etwas stärker zupacken, um den Dressage Royal-Sohn wieder versammelt zu bekommen. Zur Erinnerung: Auf der letzten Mittellinie beim Weltcupfinale gab der Hengst so Gas, dass er erst kurz vor dem Richtertisch zum Halten kam. Das passierte heute nicht. „Ich bin froh, dass Helen Damsey vorher zum Stoppen bekommen hat“, lachte Chefrichterin Katrina Wüst. 84,275 Prozent bedeuteten Bronze für das Paar.

Eine ebenfalls runde Kür lieferten Dorothee Schneider und Sammy Davis Jr. zur Filmmusik des Hollywood-Streifens „Darf ich bitten“ ab. Der 13-jährige Wallach fußte kraftvoll ab und blieb stabil in der Anlehnung. Mit 81,95 Prozent wurde es Rang vier. Auf dem Hauptplatz wartete auf die Pferdewirtschaftsmeisterin aber noch eine besondere Ehrung: sie wurde zur Reitmeisterin ernannt und damit die Nummer 34, der diese Auszeichnung in Deutschland zuteilwird.

Den Titel trägt Hubertus Schmidt ja bereits. Der 59-Jährige, der seit gestern zum deutschen Dressur-A-Kader gehört, hat noch keine spezielle Kür für Escolar und setzte auf bewährte Grönemeyer-Musik. Der zehnjährige Westfale von Estobar NRW zeigte wieder eine Galoppade zum Dahinschmelzen, wirkte heute ansonsten aber etwas müder und nicht ganz so geschlossen wie in den letzten beiden Tagen. Ein bisschen ging die Kraft verloren, aber für dieses Pferd lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch beim CHIO Aachen. 79,75 Prozent und damit Rang fünf waren es in der Kür in Balve. Aber da geht definitiv mehr.