Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Im Interview: Dressur-Olympiasiegerin Dorothee Schneider

"Der Spaßfaktor darf nicht verloren gehen"

Damit aus Pferd und Reiter eine Einheit wird, die größte Harmonie beschreibt, sind Ausbildung und Training entscheidend. Die Serie "Meggle Champions of Honor" belohnt gutes Reiten. Dorothee Schneider hat sie schon zwei Mal gewonnen.

2017 bekam Dorothee Schneider (2. v. l.) den "Meggle Champion of Honor" von Marina und Toni Meggle und Volker Wulff (r.) überreicht.

Hamburg – Beim Deutschen Spring- und Dressur-Derby vom 8. bis 13. Mai in Hamburg geht die Serie in die vierte Saison. Zeit, einmal nachzufragen, welche Erfolgsrezept Dorothee Schneider hat.

Sie haben zwei Mal in Folge die Meggle Champion of Honour over all gewonnen. Was bedeuten Ihnen diese Siege?
Dorothee Schneider: Erstmal muss ich Marina und Toni Meggle ein großes Kompliment und ein riesiges Dankeschön für diese Serie machen. Bisher wurde ja in Serien vor allem das Prüfungsergebnis belohnt, bei den Meggle Champion of Honour ist das grundlegend anders: Es wird unser Weg dorthin wertgeschätzt, also unsere eigentliche Arbeit mit den Pferden. Das gibt uns die Chance, Werbung zu machen für unseren schönen Sport und es wird darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig Partnerschaft, Gefühl und Harmonie für die Dressur sind.

Sie sind nicht nur im Grand Prix-Sport unterwegs, sondern immer wieder auch mit Nachwuchspferden aller Altersklassen. Was macht Ihnen mehr Spaß, ein junges Pferd selbst aufzubauen oder ein bereits ausgebildetes Pferd zu präsentieren?
Grundsätzlich reite ich einfach gerne und die Ausbildung von Pferden ist mein Leben. Da ist es auch gar nicht so wichtig, wie alt und auf welchem Niveau das Pferd gerade ist, für mich ist der Weg das Ziel. Der Weg muss stimmen und der Spaßfaktor darf nicht verloren gehen. Ich bilde sehr gerne Pferde von Anfang an, also ab vierjährig, aus. Aber es ist auch immer wieder eine spannende Herausforderung, ein älteres Pferd zu übernehmen, kennen zu lernen, mit diesem Pferd zusammen zu finden und Spaß zu haben. Meine Passion ist bei jedem Pferd, es so zu gymnastizieren, dass es gut mit seinem Körper zurechtkommt und so auch Spaß und Freude an der Bewegung und an den Lektionen hat.

Welches Pferd hat Sie in Ihrer Laufbahn in seiner Entwicklung denn am meisten überrascht?
Zunächst habe ich schon sehr früh für mich entschieden, nicht zu früh einen Stab über ein Pferd zu brechen. Im Zuge einer reellen Ausbildung kann so viel Tolles mit einem Pferd passieren und man wundert sich doch sehr oft, wie sich das eine oder andere Pferd entwickelt. Überrascht hat mich tatsächlich mein Championatspferd Showtime. Ich wusste immer, dass er überragendes Talent und außergewöhnlich viel Qualität hat, aber er war immer so schüchtern. Wenn ich früher mit ihm ins Viereck geritten kam, hat er sich richtig geduckt. Ich hatte das Gefühl, er will sich hinter mir verstecken. Heute strahlt er wie ein Prinz im Viereck.

Was er ja auch eindrucksvoll bei der finalen Etappe der Meggle Champion of Honour bei den Munich Indoors im November 2017 gezeigt hat, wo Sie haushoch gewonnen haben. Was haben Sie konkret mit Showtime gemacht, um seine Schüchternheit zu überwinden?
Grundsätzlich werden alle Pferde bei uns sehr abwechslungsreich gearbeitet. Wir gehen regelmäßig ins Gelände, machen ‚Spaßprogramm' und lassen auch absichtlich hier und da mal Decken oder einen Schirm liegen, um zu üben, mit äußeren Einflüssen zurecht zu kommen. Dann geht für mich ganz viel über das Lob. Druck ist einfach kontraproduktiv. Bei Showtime war es – wie eigentlich bei allen Pferden – eine Mischung aus zwei Dingen. Zum einen hat er über die Jahre Vertrauen zu mir aufgebaut. Zum anderen hat er im Zuge der Ausbildung und mit viel Lob Selbstvertrauen entwickelt. Inzwischen weiß er, was er kann. Mehr noch: Er weiß, dass er etwas richtig gut kann. Und mit dieser Sicherheit geht er jetzt auch ins Viereck.

Haben Sie eigentlich vor einem Start ein Ritual?
Ja, einige… Vor allem nehme ich mir Zeit und versuche alles in Ruhe zu machen. Zum Beispiel nähe ich die Mähne meiner Pferde öfter auch mal selbst ein und achte darauf, dass die Pferde danach mindestens noch eine halbe Stunde Ruhe haben. Ich gehe auch immer die Aufgabe nochmal durch, und zwar so, wie ich sie mit diesem Pferd durchreiten möchte. Dabei gehe ich nochmal durch, wann ich wie welche Lektion vorbereiten möchte, damit sie möglichst gut gelingt. Dann gebe ich den Pferden immer einen Apfel, bevor ich die Kandare aufzäume. Fürs Aufsteigen suche ich mir ganz bewusst einen ruhigen Platz und kalkuliere immer mindestens zehn Minuten Schritt reiten ein. Das Abreiten hat dann klar einen roten Faden, aber ist auch sehr individuell auf das jeweilige Pferd und dessen Tagesform abgestimmt.

Die Stationen der Serie Meggle Champion of Honour 2018:


Deutschen Spring- und Dressur-Derby in Hamburg, 9. bis 13. Mai
Balve Optimum, 7. bis 10. Juni
Ritt um das Goldene Pferd in Werder, 21. bis 24. Juni
Turnier der Sieger in Münster, 23. bis 26. August
Chiemsee Pferdefestival in Ising, 6. bis 9. September
Munich Indoors, 22. bis 25. November

Ein Gremium aus internationalen Richtern, Stewards und Dressurausbildern beobachten für die Bewertung den Umgang von Grand-Prix-Teilnehmern mit ihren Pferden und Konkurrenten und verteilen Punkte anhand eines Kriterienkatalogs.

Quelle: Pressemitteilung