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Sport

CICO3*: Schwarz-rot-goldener Nationenpreis-Sieg – drei deutsche Reiter vorn

Sandra Auffarth verteidigte ihre Spitzenposition, Ingrid Klimke wurde Zweite, Michael Jung Dritter. Auch den Nationenpreis entschied die deutsche Mannschaft souverän für sich.

Aachen – Das war Werbung pur für die Vielseitigkeit, die diese im Moment gut gebrauchen kann: Bei Hochsommerwetter ging eben eine phantastische Geländeprüfung zu Ende. Das Aachener Publikum feierte die deutsche Mannschaft, die ihren Vorsprung deutlich ausbauen konnte: 129 Strafpunkte hatte das Quartett – Sandra Auffarth mit Opgun Louvo, Michael Jung mit Sam FBW, Dirk Schrade mit Hop and Skip und Peter Thomsen mit Horseware’s Barny – am Ende auf dem Konto.
 
Es folgte Großbritannien, die große Vielseitigkeitsnation, mit 152,4 Punkten. Aufgeboten hatten die Briten unter anderem William Fox-Pitt, den zweimaligen Mannschafts-Silbermedaillengewinner, Piggy French, die Vize-Europameisterin von 2009, und nicht zu vergessen Zara Phillips, Einzel-Weltmeisterin 2006 hier in Aachen. Letztere, bekanntlich die Enkelin der Queen, lieferte mit High Kingdom allerdings in allen Teildisziplinen das Streichergebnis der Mannschaft.
 
Platz drei belegte das Team der Franzosen mit 164,6 Punkten. Über seine Reiter sagte deren Chef d’Equipe, es sei nicht die erste Garde, also die französischen Reiter, die auch für die Weltreiterspiele in Frage kommen, aber die „next generation“, die ganz sicher zu einem starken Team werde. Die weiteren Plätze im Nationenpreis gingen an Neuseeland (169,2), Irland (209,6), Schweden (213,4), Australien (215,4) und die Reiter aus den Niederlanden, von denen nur zwei die Prüfung beenden konnten, was das Gesamtergebnis von 1.245,5 Punkten erklärt.
 
Die Siegerehrung  geriet zum schwarz-rot-goldenen Fest: Gerade mal drei Reiter waren innerhalb des Zeitlimits über die Ziellinie galoppiert. Zunächst Michael Jung mit seinem mittlerweile 14-jährigen Crack Sam, dem Württemberger von Stan the Man xx-Heraldik xx. Das Dreamteam aus dem deutschen Südwesten spielte mit den Hindernissen und wurde im Ziel frenetisch bejubelt. Am Ende wurde es mit 41,2 Punkten Platz drei für die beiden, die nach Dressur und Springen noch auf Rang sechs gelegen hatten.
Auch Ingrid Klimke und ihrer neuen Nummer eins, der zehnjährigen Hannoveraner Embassy-Tochter, gelang eine „Doppel-Null“. Forsch, aber immer kontrolliert reitend, ließ die Münsteranerin, die hier als Einzelreiterin am Start war, keinen Zweifel daran, dass sie einen Platz im deutschen WM-Team anpeilt.– 40,2 Punkte und Platz zwei ihr Resultat.
Den Teamplatz dürfte neben Michael Jung auch Sandra Auffarth sicher haben, ihr Opgun Louvo, der zwölfjährige, in Frankreich gezogene Fuchs scheint in der Form seines Lebens zu sein. Die 27-Jährige jedenfalls ließ der Konkurrenz auch heute keine Chance und beendete den CIC3* mit ihrem Dressurergebnis von 33,8 Punkten.
 
Auch die zwei weiteren deutschen Mannschaftsreiter schafften es „ins Geld“, sprich in die Platzierungsränge, wenn auch die Dotierung für Platz 10 mit 1.000 Euro eher bescheiden ausfiel. – Zum Vergleich: Sandra Auffarth bekam für ihren Sieg 31.000 Euro, Ingrid Klimke für den zweiten Platz 21.000 Euro und Michael Jung auf dem dritten Platz konnte sich über 14.000 Euro freuen. – Gefreut dürfte sich Dirk Schrade über seinen Fuchs Hop and Skip trotzdem haben: Mit gerade mal 3,6 Zeitstrafpunkten galoppierte er heute ins Ziel, das war die siebtbeste Leistung des Tages und ließ ihn sagenhafte 14 Plätze gut machen.
Und auch für Peter Thomsens Horseware’s Barny gab’s noch eine Schleife, für seinen Besitzer 500 Euro. Der zwölfjährige Holsteiner Halbblüter fügte seine Kontostand 8,4 Zeitstrafpunkte hinzu – Gesamtergebnis für Teamreiter Thomsen 57,6, Platz 15 der 43 Teilnehmer. Thomsen hatte bis gestern noch ein zweites Eisen im Feuer: die Holsteiner Stute Horseware’s Cayenne. Mit ihr hatte er nach Dressur und Springen auf Rang 14 eine gute Ausgangsposition. Doch offensichtlich hatte sich die Braune leicht verletzt, der Fesselkopf war nicht ganz klar. „Deshalb habe ich auch in Absprache mit dem Mannschaftstierarzt und den Trainern beschlossen, Cayenne zurückzuziehen. Wer hier mitmischen will, muss ein topfittes Pferd haben. Und ein gesundheitliches Risiko für die Stute wollte ich nicht eingehen“, so der Reiter gegenüber RRI.
 
Bleibt noch ein deutscher Reiter nachzutragen: Andreas Dibowski, lange Jahre eine Bank für deutsche Equipen. Anwärter auf einen Teamplatz aber ist er derzeit sicher nicht. Sein FRH Butts Avedon, der elfjährige Hannoveraner von Heraldik xx, hatte sich schon in der Dressur von der ungewöhnlichen Kulisse der Aachener Soers beeindrucken lassen und lag nach der Vorstellung im Viereck abgeschlagen auf Platz 38. Den verteidigte er mit neun zusätzlichen Punkten aus dem Parcours. Heute aber waren „Dibo“, der längere Zeit an einer Verletzung laboriert hatte und sein Avedon wieder in ihrem Element: Nur Zeitfehler im Gelände – 9,2 Strafpunkte gab’s dafür obendrauf – ließen den Luhmühlen-Sieger von 2009 den CICO3* auf Platz 27 beenden.
 
Apropos Teamplätze. Derzeit tagt der Vielseitigkeitsausschuss des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) zusammen mit den Trainern. Ob aber tatsächlich noch während des CHIO die Liste der deutschen Vielseitigkeitsreiter für die Weltreiterspiele veröffentlicht wird, ist ungewiss. Nicht alle Reiter, die auf der Longlist stehen, sind vor Ort. Außerdem sollen vor der endgültigen Nominierung alle vierbeinigen WM-Kandidaten zum Tierärzte-Check. So viel aber scheint sicher: Auch in der Vielseitigkeit haben die Bundestrainer die Qual der Wahl. „Wir haben so viele gute Reiter. Davon sind einige auch für Einzelmedaillen gut“. In der Tat ein „Luxusproblem“.  
 
Übrigens: Mit der Entscheidung der Jury, das Hindernis 18, an dem die irische Reiterin Jayne Doherty gestürzt war, nach ungefähr einem Fünftel des Gelände-Wettbewerbs aus der Strecke zu nehmen, hatte keiner der Reiter Probleme. Auch, weil sich diese Änderung nicht auf die Zeit auswirkte und somit das Etgebnis nicht verzerrte. „Ich hatte kein Problem damit, dieses Hindernis aus der Strecke zu nehmen“, so der Kursdesigner Rüdiger Schwarz gegenüber RRI. „Jahrelang gab es hier keine Probleme, in diesem Jahr ein paar unschöne Bilder. Aber mit dem Ausgang der Prüfung hätte dieser Sprung ohnehin nichts zu tun gehabt. Insofern ist so eine Änderung zu vertreten. Wir haben das außerdem gemessen und verglichen – dank der etwas geänderten Streckenführung ergab sich am Ende die gleiche Streckenlänge.“ –mic–