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Sport

CHIO Aachen: Totilas schlägt Valegro und Damon Hill – Deutsche Dressurreiter siegen im Nationenpreis

Die Olympiasiegerin und amtierende Europameisterin Charlotte Dujardin zeigte im Grand Prix, dass auch Valegro ein Pferd ist, dem Fehler unterlaufen können. Das bedeutete allerdings: Bahn frei für Matthias Rath und Totilas!

Aachen – Es ist nicht mehr wie früher! Vor einigen Jahren konnte man noch mit 75 Prozent solch einen Grand Prix gewinnen. Unter 80 geht mittlerweile in einem so hochkarätigen Feld nichts mehr. Deshalb ist es Jammern auf hohem Niveau, wenn nach dem Grand Prix im ausgebauten Dressurstadion in Aachen die Rede davon war, dass die britischen Olympiasieger Charlotte Dujardin und Valegro nur 76,900 Prozent bekamen, gerade einmal auf Rang sechs und damit auch hinter der Schwedin Tinne Vilhelmson-Silfven mit Don Auriello (Rang fünf) und Isabell Werth und Bella Rose (Platz vier) landeten. Zwei misslungene Pirouetten, die jeweils doppelt zählen, versprungene Einerwechsel und wenn erst einmal der Wurm drin ist ... Dies zeigt allerdings deutlich, dass auch in der Dressur alles passieren kann! Noch zuvor zeigte sich der Braune auf dem Abreiteplatz absolut konzentriert. Selbst der britische Vielseitigkeitskollege William-Fox Pitt kommentierte die Runden von Dujardins Galopptouren zuvor mit den Worten: "It's really amazing!"

 Matthias Alexander Rath hatte noch vor dem CHIO zurückhaltend gesagt, Helen Langehanenberg sei derzeit die Einzige, die in der Lage sei, Charlotte Dujardin zu schlagen, durfte er nun allen Unkenrufen zum Trotz die Siegerschleife im Grand Prix entgegennehmen! Als drittes Paar gingen der 29-Jährige und Totilas für Deutschland an den Start. Der Gribaldi-Sohn leistete sich keine Fehler, punktete mit Zehnen in der Passage und sahnte insgesamt 82,30 Prozent ab. Die Rückkehr ist eindeutig auch in Aachen mehr als geglückt. "Die Piaffen und Passage sind noch nicht perfekt, aber ich bin froh, dass Totilas und ich in Aachen auch diese gute Leistung abrufen konnte. Ich bin sehr zufrieden", so Raths Kommentar der sichtlich nervös in der Pressekonferenz nach dem Ritt erschien. "Der Druck ist nicht anders als drei Jahre zuvor auch", erklärte Rath den Journalisten.  
Helen Langehanenberg und Damon Hill NRW, die nach der Abstinenz bei den Deutschen Meisterschaften und der ersten WM-Sichtung in Perl-Borg ins Viereck zurückkehrten, lieferten eine überzeugende Vorstellung ab. Ein paar kleine Haker gab es: Der Übergang von der Passage in der Galopp misslang, die erste Pirouette war noch nicht so gesetzt, wie von Damon Hill gewohnt und auf der letzten Mittellinie gab es ein paar größere Abstimmungsprobleme in der Passage. „Er dachte 'fertig' – und ich habe halt meine Beine ein bisschen fest geschlossen. Er sprang nach vorne. Es war ein teurer Sprung, der wertvolle Punkte kostete. Er kennt halt auch die Prüfung. Wir reiten sie ja nicht zum ersten Mal“, so die Einschätzung von Helen Langehanenberg nach ihrem Ritt. Auch sie freute sich für ihren Teamkollegen Matthias Alexander Rath mit ernst gemeinten Worten: " Ich freue mich echt, dass er wieder da ist. Ich gönne ihm den Sieg von ganzem Herzen." Langehanenbergs Vorstellung brachten ihr 81,260 Prozent und damit Platz zwei hinter Rath und Totilas. Dritte wurde die Niederländerin Adelinde Cornelissen mit Jerich Parzival (80,980).
Kristina Sprehe und Desperados blieben etwas hinter den hohen Erwartungen. Eine gute Trabtour wurde von einer etwas spannigen Galopp-Tour mit Fehlern in den Zweier-Wechseln und der Zickzack-Traversale relativiert. Der Empfangs-Applaus hatte den 13-jährigen De Niro-Sohn sichtlich erschreckt. "Auf dem Abreiteplatz war er so gut. Vielleicht bin ich da schon etwas brav geritten, aber in der Prüfung war er nur noch unter Spannung." In der Prüfung war er etwas heiß, aber Kristina Sprehe nahm es gelassen. 73,960 Prozent bekam das Paar, das zu Beginn der Prüfung noch in den hohen 70er Noten gelegen hatte. Sprehe will morgen früh um sieben Uhr die Chance nutzen mit Desperados zum Training noch ein Mal in dem Dressurstadion zu reiten.


Isabell Werth konnte ihre hohe Punktzahl mit Nachwuchshoffnung Bella Rose bis zum Schluss halten (79,580), obwohl auch die zehnjährige Stute von der Kulisse beeindruckt schien. Die Piaffe-Passage-Tour war jedoch so überragend, dass ein kleiner Fehler in den Zweierwechseln und ein Taktfehler in der Trabverstärkung das Strahlen in Isabell Werths Gesicht auf der letzten Mittellinie nicht schmälern konnten. Die Rheinbergerin spricht immer wieder von einem "Weltpferd", wenn es um Bella Rose geht. Das beste, das sie je geritten sei, wie sie schon mehrfach betonte. Die Zuschauer feierten die hochbeinige Stute auf jeden Fall mit Standing Ovations.

Mit dem Ergebnis konnte die Deutsche Mannschaft mit großem Vorsprung den Sieg im Nationenpreis feiern. 243,140 Punkte waren ein eindeutiges Zeichen. Die Niederländer folgten auf Platz zwei mit 223,380 Punkten vor Spanien mit 220,600.  Leistungsträger wie Edward Gal oder Carl Hester fehlten allerdings.

Das neu eingeführte Zuschauer-Richten, das über eine App funktioniert, kam beim Publikum super an. Darin wurde aber deutlich, dass sich Richter und Zuschauer selten einig sind. Denn während das Publikum Totilas bei rund 81 einschätzte, bekam Damon Hill von ihm glatte 85 Prozent. -schn/sr-