Luhmühlen – Chris Bartle wettet gerne. „Das ist mein Wintersport“, sagt der Bundestrainer, der einst selbst Rennen ging. Ob er auf Andreas Dibowski und It’s Me als Sieger des CCI4* gewettet hätte? „Ehrlich gesagt, nicht“, gibt er zu. „Eine schöne Platzierung, wenn alles gut geht, habe ich ihm schon zugetraut“, schränkt sein Bundestrainer-Kollege Hans Melzer ein. „Das war einfach das Wochenende dieses Pferdes. Und das gilt für alle drei Teilprüfungen. Schon Dressur hat ihn noch keiner so gut gehen sehen. Dann das Gelände – er hat nie gewackelt, nie gezogen.“ Tja, und das Springen heute – eine weitere fehlerfreie Runde – Endergebnis 43,8 Punkte, der Sieg. Luhmühlen jubelte!

„Wir können uns noch gar nicht so richtig freuen“, selbst Andreas Dibowski war fassungslos. „Vor dem Springen war schon ein ziemlicher Druck da. Und als die anderen fehlerfrei geblieben waren und ich als letzter Starter einritt, war der nicht eben kleiner geworden. Aber wenn das Publikum dann applaudiert zur Begrüßung – andere Pferde erschrecken sich, aber bei ihm hat man das Gefühl, er wächst daran.“ Dabei sei es mit It’s Me ein wenig wie mit der Hummel, die nur fliegen könne, weil sie nicht wisse, dass sie dafür eigentlich zu schwer ist. „Er kann nicht so hoch springen, aber er weiß das nicht.“

It’s Me ist nicht nur ein besonderes Pferd, er hat auch eine besondere Geschichte. Gezogen wurde er von Hof Iserneichen, dem Gestüt der Familie Sybrecht. Und Prof. Gerhard Sybrecht war einst selbst im Vielseitigkeitssattel international erfolgreich. Bis zum Alter von vier Jahren ging It’s Me Rennen, dann kaufte ihn Holger Heigel, der Vorsitzende des Ausschusses Vielseitigkeit des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei und schenkte ihn seiner Frau Susanne. Noch in derselben Saison ging It’s Me erfolgreich unter Andreas Dibowski Geländepferdeprüfungen. Dann wurde er krank, hatte Rückenprobleme. Zwei Jahre lang wurde er sorgfältig aufgebaut und intensiv behandelt. Problematisch blieben auch später zunächst seine Hufe. „Die Wände sind so dünn, dass wir Probleme mit den Eisen hatten und bei entsprechenden Bodenverhältnissen nicht an den Start gehen konnten. Das hat die Saisonplanung immer mal wieder durcheinander gebracht“, erklärt sein Reiter rückblickend. Die Zeiten sind vorbei, mittlerweile ist der kleine Braune zwölf und im Vier-Sterne-Himmel der Vielseitigkeit angekommen. Mehr geht kaum. Burghley oder Badminton als zukünftige Ziele sind übrigens keine Option, Susanne Heigel möchte ihrem Pferd solche Strecken, die bei Regen tief werden, nicht zumuten. „Und das akzeptiere ich voll“, erklärt Andreas Dibowski.

Auch der Franzose Maxime Livio, der sich in Luhmühlen unter den Augen seines Nationaltrainers für die Olympischen Spiele in Rio empfehlen wollte, behielt mit Qalao des Mers eine „weiße Weste“ im Parours und freute sich über Platz zwei (44,9 Punkte). Und überhaupt über die französischen Ergebnisse in der Heide. „Schließlich sind auch französische Pferde vorn, wenn auch zum Teil mit deutschen Reitern“, erklärte er lachend. 

Beispielsweise Samourai du Thot unter Julia Krajewski. Die 27-Jährige, Mitglied der Warendorfer Perspektivgruppe, strahlte über Platz drei bei ihrem Vier-Sterne-Debüt (49,0 Punkte). Und war verständlicherweise „sehr sehr sehr stolz“ auf ihren in Frankreich gezogenen Wallach, übrigens mit einem Stockmaß von 1,60 m ebenfalls ein kleines Pferd, noch kleiner als It’s Me. „Wir sind seit fünf Jahren ein Team. Und es ist so cool, ihn zu springen. Er springt einfach wie ein Gummiball.“ Man hat’s gesehen.
In Kürze beginnt das Springen des CIC3*, in dessen Rahmen die Deutschen Meisterschaften ausgetragen werden. Mal sehen, welche Geschichten da geschrieben werden. –mic–
 
Das kompletten Ergebnisse des CCI4* gibt’s hier: http://tgl.luhmuehlen.de