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Blog 2 von den Weltreiterspielen 2014

Eng, enger, Buschreiter-Container

Die deutschen Vielseitigkeitsreiter waren am Nachmittag auf Stippvisite im d’Ornano-Stadion. Sie wollten Kristina Sprehe reiten sehen – und vielleicht mal was essen...

Caen – Ein wenig bedröppelt sehen sie aus, die deutschen Buschis, als sie danach im großen Pressezentrum – einem geräumigen Zelt mit Holzfußboden – einlaufen. Das liegt am Wetter, es gießt in Strömen. Denn eigentlich ist die Stimmung im Team gut.  Und die lässt man sich auch nicht vermiesen. Im Gegenteil, auch die, gelinde gesagt, nicht ganz so optimalen Rahmenbedingungen werden achselzuckend kommentiert.

Reiterhotel? Eher nicht. Es hat schon was von Comedy, wenn Hans Melzer, der Bundestrainer, plastisch erklärt, wie man in einem Drei-Personen-Container, der seiner Meinung nach als Ein-Mann-Behausung konzipiert ist, agieren muss. Wenn Sie ihn mal treffen sollten, lassen Sie sich erklären, wie man in so einer Toilette rückwärts einparkt. Das hat was. Einige wohnen lieber in ihren LKWs, Michi Jung beispielsweise, Ingrid Klimke mit ihrem Töchterchen Philippa – die ist erst vier Jahre alt, folglich nicht schulpflichtig und liebend gerne mit der Mama auf Reisen – und Dirk Schade. Ist wohl ungleich komfortabler in so einer Brummi-Kabine.

Auch lustig (wenn man’s nicht selbst erleben musste): Wie die Reiter ihr Frühstück beschreiben. Baguette auf Plastiktabletts, ein Plastiknäpfchen mit Marmelade gibt’s obendrein. Teller? Nahrhaftes? Auswahl? Fehlanzeige. Doch die Reiter sind schlau. Verhungern wird niemand, man hat sich eingedeckt. „Ich habe Lebensmittel dabei. Dinge, die sich halten, Nudeln und so“, erklärt Michi Jung. Cleverer Stratege, der Mann. Nicht nur im Sattel. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Leben im LKW oder im Container – das geht übrigens nicht nur den Deutschen so, sondern allen Vielseitigkeitsreitern. Das schöne Schloss des Haras du Pin, wo die Vielseitigkeits-WM stattfindet, das „Versailles der Pferde“, liegt zwar in Sichtweite, das war’s aber auch schon. Die Pferde aber, erzählen die Reiter, sind gut untergebracht. Und die Pferde, die kommen für die Reiter nun mal an erster Stelle. Sie stehen in einem Zelt mit breiter Stallgasse. Vermutlich vom selben Hersteller wie das Pressezelt. Der feuchte Boden hier wird übrigens fleißig gewischt – die in Alltech-Grün gekleidete Volunteer-Truppe ist nicht nur freundlich, sondern auch fleißig – weniger rutschig macht das die Holzdielen allerdings nicht.

Zurück zum Leben im rund 80 Kilometer entfernten Haras du Pin. Auch wenn’s nur Kulisse ist, Peter Thomsen schwärmt vom „tollen Ambiente“. Kleinigkeiten an den Abreiteplätzen seien noch zu verbessern, der Boden sei trocken und tief. Das regelt sich wohl gerade von selbst. Dem Wetter sei Dank. Und über die Geländestrecke könne man noch nichts sagen, bis morgen ist sie noch gesperrt. Was man aber erfahren hat, klingt gut: Die eigens angelegte und mit Drainagen versehene Trasse gilt als wetterfest. Besser ist das. Die Prognose verheißt auch für die nächsten Tage nicht gerade eitel Sonnenschein...

Vielleicht wird’s gegen Ende der Woche besser. Dann könnten die Vielseitigkeitsreiter am Sonntag ihren Auftritt beim abschließenden Springen hier in Caen bestimmt noch mal so sehr genießen. Wenn sie es denn rechtzeitig schaffen. Zunächst mal findet nämlich morgens die Verfassungsprüfung statt. Und zwar noch im Haras du Pin. „Eine Stunde haben wir hierher gebraucht, und zwar in PKW und ohne uns ans vorgeschriebene Tempolimit zu halten“, so Melzer heute. Mit den LKW dürften daraus leicht eineinhalb Stunden werden. Aber man hat Polizei-Geleitschutz und „grüne Welle“ versprochen. Die dürften Reiter und Pferde auch brauchen. Das Springen beginnt nämlich schon um 14.30 Uhr. Davor dürfen die Reiter mit ihren Pferden möglicherweise noch kurz ins Stadion. Damit die Pferde, wenn’s um die Wurst geht, nicht gar so beeindruckt sind.

Apropos Wurst. Die Buschis sind wieder auf dem Weg in ihr Quartier auf dem Haras-Gelände. Wetten, dass sie unterwegs einkaufen? –mic–