Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Pferde können ins Koma fallen

Bei Menschen ist es eine Horrordiagnose, aber bei Pferden hört man kaum davon. Das heißt allerdings nicht, dass es die Vierbeiner nicht betreffen kann. Allerdings mit trauriger Wahrheit.

Auch Pferde können ihr Bewusstsein verlieren.

Hamminkeln – Pferde können ins Koma fallen. Und das hat meistens schlimme Folgen, wie Dr. Ulrich Mengeler, Inhaber und Leiter einer Tierärztlichen Praxis für Pferde in Hamminkeln am Niederrhein, bestätigt. Aber alles der Reihe nach: „Man muss erst einmal unterscheiden, ob es sich um ein doch harmloseres Festliegen mit Bewusstseinsstörung handelt oder das Pferd tatsächlich vollkommen abwesend ist und nicht auf Umwelt- oder Schmerzreize reagiert“, beschreibt der Fachmann. Auch ein zunächst vergleichbares Krankheitsbild, der sogenannte Stupor, sieht auf den ersten Blick ähnlich aus: Das Pferd zeigt keine Regung auf Umweltreize mehr, reagiert aber noch auf Schmerzreize.

Sind allerdings die Pupillen, wenn man mit einer kleinen Lampe ins Pferdeauge leuchtet, reaktionslos, starr und geweitet, ist dies ein klares Indiz für ein Koma, also die stärkste Ausprägung einer Bewusstseinsstörung, in der das Lebewesen auf keinerlei Reize von außen reagiert. Ein im Koma liegendes Pferd zeigt auch keine Spontanmotorik mehr, bewegt sich also nicht mehr aus eigenem Antrieb. „Dies kann aufgrund von Gehirnerkrankungen, bestimmten Virus-Infektionen, Vergiftungen oder schweren Unfällen, bei denen das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wird, ausgelöst werden“, erklärt Dr. Ulrich Mengeler. „Bei Verletzungen des Hirnstammes ist die Prognose aussichtslos, bei denen des Großhirns immer noch sehr schlecht. Die häufigste Ursache für ein Koma ist ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.“

Was bei Menschen noch nicht aussichtslos ist, beinhaltet bei Pferden eine traurige Wahrheit: Ein Pferd, das ins Koma fällt, ist in den allermeisten Fällen nicht mehr zu retten. „Bereits bei länger dauernden Vollnarkosen besteht aufgrund des großen Eigengewichtes des Pferdes ein erhöhtes Risiko, dass die Durchblutung an manchen Stellen des Pferdekörpers oder Nervenbahnen beeinträchtigt sind. Es kann zu erheblichen Gewebeschäden und Beeinträchtigungen der Kreislauffunktionen kommen“, erklärt Mengeler. „Das kann zu fatalen Folgeschäden führen.“ Sind bei einer eingeleiteten Narkose in einer Klinik noch alle Rahmenbedingungen gut plan- und steuerbar, lässt sich ein ins Koma gefallenes Pferd in der Regel nur sehr schwer über die erforderliche Zeit adäquat lagern und in eine entsprechende Klinik transportieren. Seine Überlebenschancen sind gleich Null, denn der Druck auf die Gewebe durch den erschlafften Körper ist einfach zu hoch. Stellt der Tierarzt ganz klar fest, dass das Pferd ins Koma gefallen ist, kann er es in der Regel nur noch einschläfern.