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In eigener Sache

Neu: Kolumne von Meredith Michaels-Beerbaum (Teil 1)

Die Weltreiterspiele endeten für Meredith Michaels-Beerbaum nur wenige Monate nach der Geburt ihrer Tochter Brianne Victoria mit der verdienten Mannschafts-Goldmedaille. Inzwischen ist Deutschlands Spitzen-Amazone erfolgreich in die Weltcup-Saison gestartet. Ihr klares Ziel fürs Winterhalbjahr: das Weltcup-Finale in Leipzig Ende April 2011. Wie sie sich vorbereitet, wie sie Mutterrolle und Spitzensport unter einen Hut bringt, wie es ihren Pferden geht – dies beschreibt „MMB“ exklusiv für die Leserinnen und Leser von Reiter Revue International einmal im Monat in ihrer Kolumne, unterstützt von ihrem Sponsor Rolex.

„2010 war für mich ein ganz besonderes Jahr. Zuerst kam meine Tochter Brianne Victoria auf die Welt und dann gewann ich mit der Mannschaft Gold bei den Weltreiterspielen in Kentucky. Nach meiner Mutterschaftspause musste ich einige Höhen und Tiefen überwinden, und es dauerte einige Zeit, bis ich mich wieder so fit wie früher fühlte.


Meine Pferde Checkmate und Shutterfly waren beide in sehr guter Form. Ich brauchte aber nach der Geburt etwas länger, bis ich wieder in den Sattel konnte. Schlussendlich waren alle überrascht, wie schnell ich es geschafft habe, mich zurückzumelden. Aber mir war klar, dass ich noch viel tun musste. Mein Ziel vor Kentucky war zu versuchen, so fit wie möglich zu werden.
 
Dass ich in Münster mit Checkmate die Deutsche Meisterschaft gewinnen konnte, war traumhaft, und das gab mir auch sehr viel Selbstvertrauen in mich und Checkmate. Ich war mir vorher nicht 100-prozentig sicher, ob ich Checkmate mit zu den Weltreiterspielen nehmen sollte. Aber nach Münster war ich doch sehr zverlässig, dass er es schaffen würde.

Für mich war es ganz toll, dass die WEG in den USA stattfanden, es war fantastisch dort zu reiten. Ich habe viele Freunde in den USA, die auch teilnahmen und mich unterstützen, deshalb war es eine ganz wunderbare Erfahrung. Die Weltreiterspiele sind eine der größten, wenn nicht die größten Meisterschaften, die wir im Reitsport haben. Sie haben mit dem TEAM-Finale und dem Rolex Top Four als Einzel-Entscheidung ein ganz besonderes Format, das sie von allen anderen Championaten unterscheidet.
 
Das deutsche Team war fantastisch. Die Amerikaner waren ja die klaren Favoriten, deshalb haben wir alle überrascht, als wir Gold gewannen. Dass ich es mit einer Null-Fehler-Runde sicher machte, war einfach nur großartig. Das ist und bleibt ein Highlight meiner Karriere.
 
Shutterfly ist trotz seiner mittlerweile 17 Jahre immer noch topfit. Mir ist schon klar, dass unsere aktive Zeit bald beendet sein wird. Aber ich habe zu ihm eine ganz besondere Beziehung, die ziemlich emotional ist, vor allem, wenn es um Entscheidungen für die Zukunft geht. Er gibt nun das Programm vor und zeigt mir, ob er zum Turnier will oder nicht. Das ist mein Plan für die nächsten Monate, er wird, je nachdem wie es seine Kondition erlaubt und wie gut er sich anfühlt, starten. Er bekommt keinen Druck. Jeder weiß, was für ein außergewöhnliches Pferd er ist, und er ist Teil unserer Familie. Ein Teil von mir möchte, dass er eine ruhige Zeit bekommt, der andere weiß, dass Shutterfly ein Partner ist, der den Wettkampf liebt. Ihn wollte ich nicht bei den Weltreiterspielen einsetzen. Der Pferdewechsel in den Rolex Top Four vor vier Jahren in Aachen war zu viel für seine Nerven. Er mag nicht gerne von jemand anderem geritten werden und dann noch mit einem anderen Sattel. Das wollte ich ihm diesmal ersparen.
 
Zurzeit ist Checkmate mein Favorit für die schwere Klasse. Er ist 15 Jahre alt. Ich reite ihn, seitdem er sechs ist, wir haben also schon viel Zeit mit einander verbracht. Wir hatten großartige Erfolge zusammen, zweimal haben wir die Deutschen Meisterschaften gewonnen. Er ist ein einzigartiges und fantastisches Springpferd.

Seitdem Brianna Victoria auf der Welt ist, haben sich meine Prioritäten im Leben verändert. Ohne Zweifel steht meine Familie an erster Stelle. Brianne ist das Highlight meines Lebens und das Wichtigste der Welt für mich. Ich nehme immer noch gerne an Wettbewerben teil, aber die Relationen haben sich etwas verschoben.
 
Markus ist ein toller Partner und Vater, er nimmt mir so viel ab, kümmert sich toll um Brianne und ist dabei auch noch mein Vertrauter. Das alles gibt mir die Freiheit, meine zwei Leidenschaften, Mutterglück und Sport, zu bestreiten – damit fühle ich mich extrem glücklich.
 
Zurück zum Sport: Sportlich begann die Hallensaison für uns sehr gut. Der Rolex FEI World Cup in Lyon war ein wunderbares Turnier. Ich bin dort ohne große Erwartungen gestartet, ich wollte nur Spaß haben. Klar hatte ich Vertrauen, weil Checkmate gut in Form ist, aber ich hatte überhaupt nicht mit einem Sieg gerechnet. Das war eine tolle Überraschung und gab mir viel Selbstvertrauen. Lyon war mein erstes Hallenturnier seit dem Weltcup-Finale von Las Vegas 2009, und auch für Checkmate war es sein erstes Hallenturnier nach zwei Jahren, das macht das Ergebnis noch besser.
 
Mein letztes Turnier mit Shutterfly lag fünf Monate zurück, und so fand ich es toll, dass er mit mir beim Weltcup in Verona war. Ich wusste nicht genau, wen ich im Weltcup reiten würde. Als Jeroen Dubbeldam zu mir sagte, ich solle Shutterfly reiten, er würde so gut springen, überdachte ich meine Planungen und entschied mich für Shutterfly. Zum Schluss mussten wir uns Jeroen Dubbeldam im Finale geschlagen geben. Was für eine Ironie! Für mich und Shutterfly war es ein großer Tag. Wie es weiter mit uns geht, werde ich in meiner nächsten Kolumne berichten.
 

Herzliche Grüße,
Meredith Michaels-Beerbaum

 
Zu Teil 2 der Kolumne geht´s hier...

Zu Teil 3 der Kolumne geht´s hier...