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Europameisterschaften 2015

Ludger Beerbaum im Exklusiv-Interview

Morgen wird es ernst für die Springreiter. Um 14.30 Uhr wird das Rennen um Medaillen eröffnet. Im Vorfeld hatte Ludger Beerbaum gefordert, vor der EM müsse „ein Ruck durchs deutsche Team gehen“. Darüber und über die Bedeutung von Championaten hat sich RRI mit ihm unterhalten.

RRI: Herr Beerbaum, hat’s schon geruckt? Und wenn ja, was versprechen Sie sich davon?
Ludger Beerbaum: Nein, der Ruck steht nach wie vor aus. Das war auch nur als Weckruf an jeden Einzelnen gemeint – eine Bitte, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Was ich mir davon verspreche? Wir sollten mal wieder aufs Treppchen, und zwar ganz nach oben.

Und was muss passieren, damit das wieder klappt? Was ist für Sie „das Wesentliche“?
Jeder muss sich selbst und seine Ritte kritisch hinterfragen. Warum läuft das nicht richtig? Was war nicht so gut? Stimmt alles mit dem Einsatz des Pferde, mit mir als Reiter, passt die Vorbereitung, die Ausrüstung...? Wir haben zu viele Streuverluste, sind nicht genügend fokussiert. Wenn man noch mal hierhin und nochmal dahin jettet, geht viel Energie verloren.
Und wer sich die meiste Zeit nimmt und die frischesten Pferde hat, der wird’s auch hinbekommen. Wie unsere potentiellen Championatspferde im Vorfeld eingesetzt wurden, das war schon mal gut.

Aber mit hierhin und dahin jetten wird Geld verdient. Haben die Championate nicht vor dem Hintergrund wesentlich höher dotierter Prüfungen oder Tour-Finals an Bedeutung verloren?
Dass die Championate an Bedeutung verloren haben, kann ich weder zu 100 Prozent bestätigen, noch kann ich zu 100 Prozent sagen, das ist Quatsch. Aber wir haben teilweise noch Regeln aus den 70er Jahren, die man mal überdenken sollte.
Das Größte für jeden Reiter – und da bin ich mir sicher, das gilt nicht nur für mich, sondern auch für die Jüngeren –  sind die Olympischen Spiele. Da gibt es überhaupt keine Kohle, aber da wollen immer noch alle hin.

Und abgesehen von den Olympischen Spielen?
Man kann das nicht ganz isoliert sehen. Solange die Championate wie unsere Europameisterschaften und die Pan American Games Qualifikation für Olympische Spiele sind, werden sie auch ihre Bedeutung nicht verlieren. Aus europäischer Sicht haben wir ohnehin nichts zu meckern – die EM-Ausschreibung ist interessant, und die Dotierung stimmt auch. Das sollte für alle Championate gelten, dann müssten wir diese Diskussionen nicht führen.

Trotzdem ist Scott Brash, der Weltranglistenerste, bei der Global Champions Tour-Etappe in Valkenswaard gestartet, und wird bei der EM nicht am Start sein. Obwohl die Briten die Olympia-Qualifikation noch nicht in der Tasche haben.
Das ist ein spezieller Fall. Was den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben hat, kann ich nicht sagen. Aber das ist auch für mich nicht einfach nachzuvollziehen. Bei uns käme das für keinen in Frage.