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Reit- und Fahrverein Warendorf

Klick, Klick, Reiten

Not macht erfinderisch, heißt es so schön. Das trifft auf den Reit- und Fahrverein Warendorf voll zu. Dort tritt man einem Sturmtief mit kreativen Ideen entgegen. Ein Online-Shop für Reitunterricht war eine davon.

Alle Augen auf den Laptop. Der ist Katrin Fuchs' Revier, denn sie hat den Online-Shop für Reitunterricht ins Leben gerufen.

Wir suchen Deutschlands beste Reitvereine.

„Der Nerd? Ja, der bin dann wohl ich.“ Katrin Fuchs sitzt am Rande des großen Springplatzes und lacht. Neben ihr sitzt Anja Heitmann auf dem Cavaletti. Gemeinsam stehen sie uns im Interview Rede und Antwort. Denn diese beiden haben maßgeblich dazu beigetragen, dass hier beim Reit- und Fahrverein Warendorf wieder was läuft in Sachen Vereinsleben.

Zwei, die frohen Mutes einfach anpacken: Anja Heitmann und Katrin Fuchs (v.l.).

Ausbildung shoppen

Das war vor zwei Jahren noch anders, als der Eigentümer des Grundstücks, auf dem der Verein zu Hause ist, wechselte. Ein tiefer Einschnitt.

Die Schulpferde, die der Vorbesitzer zur Verfügung gestellt hatte, waren nun nicht mehr da, der Reitunterricht kam auch für die Privatpferdereiter nahezu zum Erliegen. „Wir haben uns gesagt, jetzt muss was passieren. Wir wollten gute Ausbildung an den Verein bringen und gute Ausbilder zu uns holen“, erinnert sich Katrin Fuchs, „aber wir haben uns auch gefragt, wer kann das Ganze denn verwalten, wie sollen sich die Reitschüler anmelden, wie macht man das mit der Bezahlung.“ Es brauchte eine Idee. Katrin Fuchs hatte eine. „Ich habe eigentlich nur ein bestehendes Shopsystem genommen und so umgemodelt, dass es auch für Reitstunden passt“, stapelt sie tief, denn neben dem „Ummodeln“ ging sie auch noch auf Ausbilder-Fang, schob die Verhandlungen an, um regelmäßig guten Reitunterricht für eine breite Zielgruppe anbieten zu können.

Der Online-Shop für Reitstunden überzeugte. Zurecht. Einfach in der Handhabung, übersichtlich. Man bucht für einen Monat im Voraus, bezahlt wird über Paypal. „Wir haben super wenig Aufwand.“

Wer neue Ideen umsetzt, stößt unweigerlich auch auf skeptische Stimmen. Das war in Warendorf nicht anders. Einige hatten Zweifel wegen der Zahlungsmethode, andere wegen der monatlichen Bindung. Es hat sich eingespielt, mittlerweile gibt es diejenigen, die regelmäßig ihr Unterrichtspensum buchen und diejenigen, die als Springer parat stehen, wenn mal einer seine Reitstunde nicht wahrnehmen kann. Das Unterrichtsangebot wurde der Nachfrage angepasst. Heute läuft es rund.

Vertrauen schaffen

Während Dressurausbilder Jürgen Knecht auf dem Viereck seinen Schützlingen Unterricht gibt, rückt Mark Scharffetter noch die letzten Hindernisse für die Springstunde zurecht. Beide hat Katrin Fuchs vor zwei Jahren angesprochen, ob sie nicht in Warendorf unterrichten wollen. „Für mich ist dieses Buchungssystem natürlich super angenehm, ich habe relativ feste Gruppen, muss meinem Geld nicht hinterherlaufen … Aber ich habe auch das Gefühl, dass sich durch den Unterricht im Vereinsleben einiges getan hat“, erzählt der Springausbilder.

Der Online-Shop hat nicht nur Planungssicherheit für die Beteiligten gegeben. Er hat auch eine Sicherheit im ganzen Verein ausgestrahlt. Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit schaffen Vertrauen. Die Unterrichtsstunden wurden auch für andere Mitglieder zum Anlass, sich am Rande des Vierecks oder des Springplatzes zu treffen, ein bisschen zuzuschauen oder einfach nur zu plaudern. „Das entwickelt ein Eigenleben“, weiß auch Anja Heitmann, die seit 20 Jahren im RFV Warendorf Mitglied und mittlerweile im Vorstand ist. Noch eine, die anpackt, ohne lang drüber nachzudenken. „Kategorie Arbeitspferd“, bringt es Klaus Müller, ehemaliges Vorstandsmitglied, trocken auf den Punkt. Anja Heitmann organisiert unter anderem die Turniere des Vereins, drei Stück sind es beinahe jedes Jahr. Sie ist sich sicher: „Wir haben den Unterricht vorwärtsgebracht und dadurch gehen wieder mehr Reiter aufs Turnier, sie helfen beim eigenen Turnier mehr mit, wir fahren zusammen zu den Turnieren, feuern uns an. Das macht einfach Spaß.“

In der Reithalle, benannt nach Springreiterlegende Hans Günter Winkler, der hier lange Vereinsmitglied war, turnen 20 Mädchen unterschiedlichen Alters auf Matten, Holzböcken oder auf dem Movie, ein mechanisch wippendes Holzpferd. Die Voltigierabteilung des Vereins. Mittendrin Renate Fockenbrock. Sie kennt den Verein seit über 20 Jahren als Voltigiererin und Trainerin. Als 2013 die Voltiabteilung in einem Tief feststeckte, war sie es, die gemeinsam mit 13 Trainern versuchte, das Ruder herumzureißen. Aus eigener Kraft. „Wir sind durch viele Tiefen gegangen und haben uns zusammen was aufgebaut“, erzählt sie. Heute haben sie neun Mannschaften von der Breitensportgruppe bis zur Klasse M, 90 Voltigierer hat der Verein, die drei einzigen Schulpferde des Vereins sind bestens ausgelastet. 13 Trainer sorgen dafür, dass nicht nur die Voltigierer, sondern auch die Pferde gut gemanagt werden. Sie organisieren Sponsorenläufe und bieten Schnupperkurse an. So holen sie in Warendorf die Kleinsten ans Pferd.

Viele Schultern

Der Vorstand des Vereins besteht aus neun Personen, ein Beirat steht mit Rat und Tat zusätzlich zur Seite. Ein großes Team, das den Verein anführt. „Wir haben die Aufgaben auf vielen Schultern verteilt. Wir vertragen und vertrauen uns. Jeder einzelne kann dabei seine Kompetenzen einbringen und hat den nötigen Freiraum, Dinge voranzubringen“, sagt Georg Ettwig, erster Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins in Warendorf. Erfindergeist und Tatendrang sind jedenfalls genügend vorhanden.

Gegründet: 1925 • Mitglieder: 400 • Stärke: Zusammenhalt und Mut • Besondere Idee: Online-Shop für Reitunterricht • www.reitverein-warendorf.de