Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Europameisterschaften 2015

Grand Prix Special: EM-Dressurdrama zweiter Akt

Totilas war gestern, heute gibt’s andere Themen: Kristina Bröring-Sprehes Silbermedaille, aber auch die teilweise katastrophale Richterei, Blut und eine Infektion, die „Spaghetti-Beine“ macht.

Aachen – So richtig wusste Kristina Bröring-Sprehe gar nicht mehr, ob das nun der bisher beste Ritt ihrer Karriere war, oder doch nicht. Schließlich besann sie sich: „In Balve war’s noch besser“. Schön war aber auch, was sie mit Desperados FRH heute im EM-Viereck bot. Na gut, die letzte Piaffe war kein Highlight, na und? Überzeugend war die Vorstellung allemal, tosender Applaus und Standing Ovations des Aachener Publikums der Lohn. Und 83,067 Prozent das unumstrittene Ergebnis. – Silber!

Dass Valegro, wenn er keinen rabenschwarzen Tag hat, nicht zu schlagen sein würde, das wusste man vorher. Und so war’s denn auch. Mit dem neuem EM-Rekord von 87,577 Prozent verteidigte der Negro-Sohn unter Charlotte Dujardin seinen Titel. Und wie! Gut, starken Schritt gehen andere Pferde besser, und ein Fehler in der Einerwechsel-Tour kostete auch Punkte, aber diese Piaffen und Passagen lassen die Herzen von Dressurfans einfach höher schlagen. Der Richter bei K, Eduard de Wolff van Westerrode zückte gar 90,49 Prozent. Dem Niederländer blieb allerdings auch kaum eine andere Chance. Schließlich hatte er seinen Landsmann Diederik van Silfhout 20 Minuten zuvor „in den Himmel gelobt“ und in den Dressur-Olymp gehörte dessen Ritt nun wahrlich nicht. Wie schön, dass es auch für solche Fälle eine Regel gibt, in diesem Fall die seit 1. Januar geltende „Sechs-Prozent-Regel“. Sie besagt, dass ein Richterurteil, wenn es mehr als sechs Prozent vom Durchschnitt der anderen Bewertungen abweicht, korrigiert werden kann. Man nimmt für diesen Richter einfach das Resultat des in der Wertung am dichtesten bei ihm liegenden Richters an. Und so wurden aus 83 mal eben 77 Prozent. Kann vorkommen, ist aber trotzdem peinlich!

Bronze gewann Hans Peter Minderhoud mit dem Hengst Glock’s Johnson und 79,034 Prozent. Und das, obwohl der Niederländer ganz schön gehandicapt war. Eine Magen-Darm-Infektion hatte ihn nahezu lahmgelegt, „die Beine waren wie Spaghetti“ erklärte er lachend. Ganz so gut war die Stimmung im Lager der Glock-Reiter allerdings trotz der Medaille kaum.
Edward Gal war abgeläutet worden, eine weitere Regel hatte gegriffen, die sogenannte „Blood Rule“. Ihr zufolge wird jedes Paar sofort disqualifiziert, wenn das Pferd blutet – unabhängig davon, ob aufgrund von Sporeneinwirkung an der Flanke oder aus dem Maul. Bei Gals Undercover war’s das Maul. Zuschauen hätte man ohnehin nicht länger wollen, man sah ein Pferd, für das das Wort „Höchstspannung“ noch untertrieben war. Grußaufstellung, Halten? Fehlanzeige. Stattdessen ein zusammengeschnürtes Paket mit exaltierten Tritten, kurz vor der Explosion. Der Reiter führt das auf die Siegerehrung am Donnerstag zurück, nach Siegerehrungen sei der Ferro-Sohn grundsätzlich nahezu unreitbar. Nach einem Rezept dagegen sucht er noch.
Ein anderes hat ihm heute allerdings geholfen. Gal, Lebenspartner von Hans Peter Minderhout, hatte sich ebenfalls das „Spaghetti-Beine-Virus“ eingefangen und sich gegen Mittag noch eine Infusion verabreichen lassen. Da nur die besten 15 Paare des heutigen Special morgen auch Kür reiten dürfen, ist für Gal diese EM nach dem heutiogen Auftritt selbstverständlich beendet.

Nicht jedoch für Isabell Werth, die ihren Don Johnson FRH frisch präsentierte und mit 75,924 Prozent Siebte wurde. Dabei hatte sie sich einmal verritten, das Malheur allerdings lachend sofort korrigiert. „Ich weiß gar nicht, wann mir das zuletzt passiert ist“, sagte sie, guter Dinge aber war sie trotzdem. Das kann auch Jessica von Bredow-Werndl sein, die sich mit Unee BB der Teamkollegin nur knapp geschlagen geben musste – 74,790 Prozent, Platz acht.  Die Kür, letzte Chance auf Dressur-Medaillen dieser EM beginnt morgen um 13.30 Uhr. –mic–